TS 37: Tödliche Träume
ihrem Innern erkannte Bob Harwell dunkle, pulsierende Schatten, die auf organisches Lebewesen schließen ließen.
Zwischen den beiden Greifarmen von Harwells Anzug fanden sich zwei Midas-Waffen. Bereit zur sofortigen Reaktion, hielt er die Daumen verkrampft dicht an den Auslöseknöpfen. Doch die durchsichtigen Klumpen gaben keine Anzeichen von sich, die darauf hätten schließen lassen, daß sie ihn bereits bemerkt hatten.
Auch Joey sah sie über den Fernsehschirm.
„Vater!“ rief er. „Meinst du nicht auch, daß es sich hier um Lebewesen handelt, die in diesem Ammoniakzeug existieren können?“
„Ja, es ist möglich“, erklärte Harwell nervös. Und weiter ging der Fall auf die Oberfläche des riesigen Planeten zu.
Er aß, unterhielt sich mit seiner Familie, nahm Erfrischungstabletten und ließ die Rakete den Sturz beschleunigen. Sein Anzug wurde durch die Stürme wieder hin und her geworfen. Ohne die Raketen würde der Fall hier im Zeitlupentempo vor sich gehen, weil die heftigen Bewegungen der dichten Atmosphäre aus Ammoniak und Methan ihn immer wieder hochzutreiben versuchten.
Schließlich stellte Harwell die Triebwerke ab, denn das Radar zeigte an, daß die Oberfläche des Planeten nahe war. Mehrere tausend Meilen über ihm standen Clara und Joey am Fernseher und beobachteten dasselbe. Ihr Schiff wurde durch die automatische Steuerung immer in der gleichen Bahn gehalten.
Harwell lächelte zu ihnen hinauf. „Alles in Ordnung! Wie ist meine Position?“
„Du bist ungefähr drei Meilen von diesem riesigen Schatten entfernt, Bob“, sagte Clara.
„Genau wie ich es wollte, Liebling!“
Sekunden später fiel er in etwas Weiches, Nachgiebiges. Er fiel tief hinein und kam bald wieder an die Oberfläche, denn mit dem Anzug konnte er auch schwimmen. Etwas Ähnliches hatte er beinahe erwartet, aber jetzt machte er doch ein verblüfftes Gesicht.
„Sicher gelandet“, lächelte er zu dem Fernsehauge hin. „Es ist hier dunkel wie im Hades. Die durchsichtigen Klumpen von vorhin sind im Augenblick nicht zu sehen. Ich glaube aber, es ist besser, wenn wir die Sichtverbindung unterbrechen. Es könnte jemandem meine Position verraten.“
Harwell haßte es, ausgerechnet jetzt den Televisor abzuschalten, doch es mußte sein. Er überlegte noch eine Schlußbemerkung. – Er war kurz vor dem Ziel. Bald würde es sich herausstellen, ob er das Rätsel des Jupiter auf die Art würde lösen können, wie er es sich so sehnlichst gewünscht hatte. Bald würde es sich herausstellen, ob seine ganze –Theorie nur ein Hirngespinst gewesen war oder nicht. In ihm kämpften Zweifel und Hoffnung.
Als er zum Sprechen ansetzte, um Clara noch ein letztes Wort vor dem Abschalten zuzurufen, fand er plötzlich die Stelle vor dem Fernsehauge im Schiff leer. Weder Clara noch Joe waren zu entdecken. Und gleichzeitig hörte er über den Lautsprecher fremd« Stimmen.
Sein Herzschlag schien zu stocken. Wer – zum Teufel – konnte hier in der Nähe des Jupiter plötzlich beim Schiff oben sein? Er war sich vollkommen sicher, daß die Stimmen menschlich geklungen hatten. Aber beruhigend wirkte das durchaus nicht auf ihn. Wenn er sich daran erinnerte, daß man ihn zu ermorden versucht hatte, konnte er keinem Fremden mehr trauen.
„Joey!“ schrie er. „Clara! Was ist los? Wo steckt ihr denn?“
Das Gesicht des Jungen erschien wieder auf dem Schirm. „Hallo, Dad! Rate mal, wer hier ist! Nee, du kommst nicht drauf. Aber du erinnerst dich gewiß an unseren alten Freund Burris. Er scheint nicht ganz freiwillig gekommen zu sein. Es sind zwei Männer bei ihm, die ihm wohl nicht ganz grün sind. Aber sie machen einen guten Eindruck. Außerdem – na, du weißt, daß wir bewaffnet sind.“
„Burris!“ rief Harwell. „Laß mich mit ihm sprechen! Sofort!“
13. Kapitel
Einen Augenblick später erkannte Harwell das Gesicht des ehemaligen Schauspielerchefs vom Ajax-Turm.
Von allen Leuten, die hier auftauchen könnten, traute Bob Burris am wenigsten. Burris war gemein und verschlagen. Die Wildheit und der unstete Blick seiner Augen – Anzeichen zeitweiliger geistiger Verwirrung – warnten ihn vor einem möglichen Verrat.
„Bob! Es war grauenhaft!“ wimmerte er. „Bringen Sie mich um Gottes Willen weg von hier! Bob, ich weiß, daß Sie mir helfen können. Bringen Sie mich weg!“
„Darauf können Sie sich verlassen. Sobald ich kann“, versicherte Harwell. „Aber erst hören Sie mir zu, verstanden? Ich habe Ihnen einmal
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