Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 37: Tödliche Träume

TS 37: Tödliche Träume

Titel: TS 37: Tödliche Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Z. Gallun
Vom Netzwerk:
Erde, wo die Menschheit sich den Sensipsych-Träumen hingab. Dies war vielleicht der erste Beweis, das erste Anzeichen, daß Harwell in seiner Annahme, die ihn hierhergeführt hat, recht hatte. Würde ihn hier Schlimmeres als auf der Erde erwarten?
    Harwell sah langsam hoch. Jetzt konnte er dunkle Gestalten erkennen, die sich gegen die riesige Masse des Kristalls abzeichneten. Er konnte nicht mehr als die Silhouetten durch den Dunst sehen, aber ihre Gestalt schien darauf hinzudeuten, daß sie mechanisch waren. Sie gaben zischende, brüllende Laute von sich, wie startende Raketen. Sicherlich waren es Robot-Wächter.
    Er duckte sich wieder in den zähen Schlamm. Er wußte nicht, ob sie ihn bemerkt hatten. Er hoffte inständig, daß das, was er vorhin über die Ganymeden festgestellt hatte, nicht stimmte. Aber warum sollten sie sonst hierher gekommen sein?
    Er unterbrach seine Gedankenkette. Die Tatsachen waren ihm zu nahe, als daß er noch Zeit gehabt hätte, noch Spekulationen anzustellen. Er mußte jetzt seine Chance wahrnehmen. Langsam kroch er vorwärts. Der Dunst schützte ihn etwas. Er erklomm den riesigen Bau, nahm die letzten Hindernisse – und war mit einem gewaltigen Satz in seinem Innern.
    Der Kristall war innen klar wie die Luft auf der Erde und durchsichtiger als Glas. Der Bau schien in einzelne Abteilungen aufgeteilt zu sein. Aber er suchte nach Lebewesen, nach Wesen, die sich diese gewaltige Technik Untertan gemacht hatten und den Nutzen daraus zogen. Er wußte, daß seine Erwartungen hochgeschraubt waren, und das, was er jetzt sah, war ein Beispiel des klassischen Verfalls, vor dem auf der Erde gewarnt wurde, und der auch dort schon begonnen hatte.
    In jeder dieser unzähligen Kammern lagen Wesen – oder besser gesagt, formlose Massen. Er konnte sogar schwache Ansätze von Armen und Beinen feststellen. Vor langer Zeit mußten sie wohl gewandt und kräftig gewesen sein, aber jetzt waren sie durch körperliche Passivität verkümmert. Die Lungen atmeten noch. Aber war es überhaupt noch möglich, sie von ihrem ewigen Schlaf zu erwecken? Hatten sie überhaupt noch Verstand nach Jahrhunderten des ewigen Dahindämmerns? Er glaubte, hier auf unsterbliches Fleisch zu blicken, das, gesichert vor aller Gefahr und erneuert wie durch einen Jungbrunnen, das Stadium absoluter Nutz- und Sinnlosigkeit erreicht hatte. Das Ende einer Rasse. Es war grausig.
    Harwell fühlte eine endlose Traurigkeit in sich aufsteigen. Aber schlimmer als das, was er hier sah, war das, was dieses Bild für die Erde bedeutete. Er konnte keine große Antwort, keine Ideallösung zur Erde bringen. Vielleicht gab es auch gar keine Antwort – keine andere als diese hier!
    Ein Volk hat zwei Möglichkeiten der Entwicklung: Fortschritt oder Verfall. Es gab keinen Stillstand.
    Er nahm das, was er sah, mit seinem Sensipsych-Gerät auf, damit die Träumer auf der Erde das alles miterlebten, und zwar schaltete er den Gedankenfilter absichtlich dabei aus, so daß sein Publikum später einen völlig unzensierten Bericht mit allen Gedanken und seelischen Nöten ihres Traumhelden erhielt.
    Wie würden die Träumer wohl darauf reagieren? Auf ihre eigene Zukunft?
    Bob konnte es nicht mehr länger für sich behalten. Er stellte die Fernsehverbindung mit dem Raumschiff her. Auf dem Bildschirm sah er alle fünf gleichzeitig: Clara, Joey, Burris und die beiden anderen.
    „Nein, mir ist nichts passiert“, lächelte er. „Aber ich hatte gehofft, etwas anderes zu finden. Seht es euch selbst an! Bitte, sagt nichts! Das ist die nächste Stufe nach den Sensipsych-Träumen.“
    Harwell drehte die Fernsehkamera nach links und rechts.
    „Burris“, sagte er nach einer Minute. „Ich wette, daß in Tausenden dieser Kreaturen nicht soviel Intellekt vorhanden ist, wie in einem Hund, der von seinem Knochen träumt. Burris, wenn wir zur Erde zurückkehren, wird jeder dieses Harwell-Abenteuer sehen! Und niemand wird etwas daran beschönigen!“
    Harwell schwieg und seufzte müde. „Vielleicht nützt es etwas“, setzte er hinzu, „natürlich werden sie sich wieder erschrecken. Die armen Teufel sind in der letzten Zeit schon sehr aufgescheucht worden. Ich frage mich nur, was für Folgerungen sie daraus ziehen werden? Wenn sie nicht zur Besinnung kommen, war diese Reise ein Fiasko ohnegleichen … Wir müssen es eben versuchen.“
    Er beobachtete Burris’ Gesicht genau. Burris, der viel dazu beigetragen hatte, daß es so weit gekommen war.
    „Hören Sie auf zu

Weitere Kostenlose Bücher