TS 38: Planet der Amazonen
den sie bei sich hat?“
Die Nicholson steuerte das Kanu sicher zum Landungsplatz. Die übrigen vier Sumpfbewohnerinnen legten ihre Paddel nieder und fingen die Seile auf, die ihnen zugeworfen wurden. Die Anführerin der Nicholsons beugte den Kopf.
„Wir haben dich hierhergebracht, hohe Frau“, sagte sie demütig.
Valeria dankte ihr nicht; es hätte dem Charakter einer Gesandten nicht entsprochen. Sie ergriff die dargebotene Hand einer sehnigen Macklin und trat auf den Pier hinaus. Davis folgte ihr nach. Barbara bedrohte die gefesselte Trevor mit dem Messer und drängte sie hinterher. Elinor kam am Schluß.
Jetzt entstand eine stoßende und drängende Menge. Einige von den Frauen mußten Polizisten oder Wachen sein; sie trugen spitze Helme mit Schilden und schuppenartige Rüstungen. Der Rest war unbewaffnet. Davis erblickte Tätowierungen, Ohrringe, schwere goldene Armbänder, und zwar bei allen Klassen.
Valeria hob ihren Stab. „Ruhe!“ rief sie.
Das Gemurmel erstarb. Eine grauhaarige Frau, klobig und häßlich, mit einem Kupferarmband am Arm, setzte dröhnend hinzu: „Ruhe, ihr! Es ist eine Gesandte!“
„Führst du hier den Befehl?“ fragte Valeria.
„Ja, hohe Frau. Ich bin die Schifferin dieses Kastens hier, der Fischvogel von Farewell Island. Nelly Udall, zu deinen Diensten!“
Joyce Trevor öffnete ihren Mund. Sie war weiß vor Zorn. Barbara stieß sie an, und sie schloß ihn wieder.
Valeria stand für eine Weile feierlich da. Dann hob sie ihr verschleiertes Gesicht und rief laut: „Freut euch alle! Die Sünden der Mütter sind von uns gewaschen, und die Männer kommen!“
Es hatte den gewünschten Effekt, nur etwas explosionsartig. Davis befürchtete, seine Bewunderinnen würden ihn noch zu Tode trampeln, aber Nelly Udall stand vor ihm und hielt die Heftigsten von ihm fern.
„Bleibt stehen! Still, und zeigt etwas Respekt!“
Als sich die Versammlung ein wenig beruhigt hatte, entschloß sich Davis zu sprechen.
„Ich bin ein Mann“, sagte er in seiner tiefsten Stimme. „Die Gesandte fand mich in den Hügeln und brachte mich hierher. Sie weiß, daß ihr ein gottesfürchtiges Volk seid.“
„Sei gesegnet!“ sagte die Udall unter plötzlichen Tränen. „Gewiß sind wir gottesfürchtig, zum Teufel! Und wenn du irgend etwas noch so Vaterverdammtes haben möchtest, so brauchst du es nur zu sagen!“
„Aber das Böse ist allgegenwärtig!“ donnerte Davis. „Ich bin erst die Vorhut der Männer. Und wenn ihr euch nicht als würdig erweist, mir bei der Ausrottung des Übels auf Atlantis zu helfen, so werden keine weiteren nachfolgen.“ Dann fuhr er fort, etwas gedämpfter sprechend: „Ich möchte mit euch und euren Räten im geheimen reden. Ich muß euch meinen Willen kundtun!“
Nelly Udall sah verwirrt aus. „Gewiß … sicher, meine Dame. Ja, gnädige Mannheit, was du befiehlst! Nur – meinst du meinen ersten Maat, vielleicht?“
„Ob – es gibt keine Behörde hier? Nun, wo wohnt die Udall der Meerbewohnerinnen?“
„Es gibt nur noch eine Kusine von mir, Schifferin bei Angry Fjord, aber das ist bloß eine kleine Stadt.“
Davis schüttelte den Kopf. „Wer ist eure Regentin, Königin, Anführerin, Präsidentin, oder wie ihr sie nennt? Wer fällt die Entscheidungen?“
„Nun, äh, Laura Macklin ist unsere Premier, meine Dame, wenn sie noch nicht überstimmt ist“, stotterte Nelly. „Sie befindet sich in New Terra, der Hauptstadt. Aber willst du, daß alle hierherkommen und abstimmen?“
Eine Republik war nun so ziemlich das letzte, was Davis zu finden erwartet hatte, doch war sie erklärlich, nachdem er darüber nachgedacht hatte.
„Ich verstehe das nicht“, sagte Barbara mit dünner Stimme.
„Macht nichts“, erklärte Davis hoheitsvoll. „Ich fürchte, du hast mich mißverstanden, Captain Udall. Führe uns an einen Ort, wo wir mit dir allein reden können.“
„Ja, hohe Frau!“ Nellys Augen leuchteten auf, als sie Joyce Trevor erblickte. Sie richtete ihren schwieligen Daumen auf die Gefangene. „Ein Feind von dir, hohe Frau? Ich schneide sie persönlich in Stücke!“
„Das ist nicht erforderlich“, sagte Davis. „Bringt sie mit.“
„Gut, gut!“ brüllte Nelly. „Macht Platz für den Mann! Ihr werdet später alle einen Blick auf ihn werfen können.“
Davis geleitete seine Gruppe hinter ihr her durch eine enge Straße zu einem verrauchten Lokal, auf dessen Giebel ein Anker gemalt war.
„Wir nehmen diese Kneipe hier“, sagte Nelly. „Brecht ein
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