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TS 38: Planet der Amazonen

TS 38: Planet der Amazonen

Titel: TS 38: Planet der Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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voraus. Barbara folgte ihr, immer noch mit heißem Gesicht.
    Das Hauptgemach des Großen Hauses war trotz des Feuers, der offenen Fenster und der hellen Wandbehänge düster. Eingesteckte Fackeln flackerten über dem Sitz der Alten Udall, und die auf dem schmutzigen Boden ausgestreuten Nadelholzzweige raschelten, als Barbara darüberschritt. Dienerinnen hasteten umher, nicht beachtet von den älteren Frauen der höheren Kaste, welche auf der Bank unterhalb des Throns saßen und frühstückten.
    „Endlich!“ sagte Claudia. „Du brauchtest lange genug.“
    Barbara hatte gelernt, einer Udall nie zu widersprechen. „Es tut mir leid, hohe Frau“, murmelte sie. Es kostete sie eine Überwindung, die Worte hervorzubringen und die Knie zu beugen.
    Die Alte Udall schnippte mit den Fingern. Während eine junge Craig mit einer hölzernen Platte voll von auserlesenen Stücken aufsprang, lehnte sie sich zurück und ließ sich von ihrem Kammermädchen ihr steifes, graues Haar kämmen.
    Elinor Dyckman hatte diesen Posten bekommen. Die Dyckmans waren geschickte Schmeichlerinnen. Sie hatten einen verkümmerten Mutterinstinkt und vernachlässigten ihre Kinder, so daß ihre Jüngsten oftmals starben. Aber sie waren anerkanntermaßen gute Ratgeber.
    Elinor war Mitte Zwanzig, ihr eigenes Baby war tot, und sie hatte nicht nach einem zweiten verlangt; Sie war mittelgroß, besaß einen sanft gerundeten Körper und weiches, blauschwarzes Haar. Ihr kleines, herzförmiges Gesicht lächelte der Herrin freundlich zu, und sie bewegte den Kamm in langen, langsamen Zügen.
    „Du mußt dafür bestraft werden“, sagte die alte Udall. „Vorschläge, Elinor?“
    Elinor blinzelte und sagte: „Nicht zu streng, hohe Frau. Babs ist gutgesinnt. Ein klein wenig Tellerwaschen vielleicht …“
    Barbara stampfte mit dem Fuß. „Hohe Frau, Sie kennen das Gesetz“, sagte sie mit belegter Stimme. „Wenn ich schon so weit erniedrigt werden muß – aber Tellerwaschen, beim Vater! – ich verlange ein Kriegsgericht.“
    „Du verlangst gar nichts!“ schnappte Claudia.
    Elinor lächelte und kämmte weiter. „Es war nur Spaß“, murmelte sie. „Gehen wir jetzt nicht besser zum geschäftlichen Teil über?“
    Claudia nickte und lehnte sich gewichtig vor. „Ich habe Berichte von den Späherinnen bekommen. Die meisten von ihnen sahen natürlich nichts und kehrten bei Anbruch der Nacht zurück. Ungefähr ein halbes Dutzend befand sich in deiner Nähe. Ihr leitender Offizier erzählte mir, was du getan hast.“
    Barbara verharrte in Schweigen, da sie ihrer Zunge nicht trauen konnte. Captain Janet Lundgard war aus den Wäldern hervorgekommen und hatte das Kommando übernommen, eine Wache zum Schiff gesetzt, das bewußtlose Monster auf einen freien Orsper gebunden und war mit dem Rest ihrer Leute als Begleitung in die Stadt zurückgeritten. Sie hatte geradewegs im Großen Haus Bericht erstattet, während sich die anderen in die Unterkünfte begeben hatten. Aber was hatte sie erzählt?
    „Allem Anschein nach hast du das Monster ohne Ursache angegriffen“, sagte Claudia Udall kalt. „Der Vater weiß, welche Rache es nehmen mag.“
    „Es hatte eine Waffe auf mich gerichtet, hohe Frau“, antwortete Barbara. „Wenn ich es nicht mit dem Lasso eingefangen hätte, so würde es möglicherweise ganz Freetoon zerstört haben. So wie es jetzt steht, haben wir es als Gefangenen, nicht?“
    „Es könnte Freunde haben“, flüsterte Elinor mit großen Augen. Ein Schauer ging durch die Halle.
    „Dann haben wir eine Geisel“, versetzte Barbara.
    Die alte Udall nickte. „Ich habe Wachablösungen zu seinem Schiff geschickt. Keine von ihnen berichtet von irgendeinem Lebenszeichen. Das Monster muß allein gewesen sein.“
    „Wie viele andere Schiffe landeten auf Atlantis?“ erkundigte sich Henrietta.
    „Das werden wir herausfinden müssen“, sagte Claudia. „Ich sende eine Abteilung zum Schiff des Vaters, um die Ärzte danach zu fragen. Ebenso werden wir Späher nach den nächsten Städten schicken müssen, um herauszufinden, ob sie ebenfalls Besuch bekommen haben.“
    Die Udall lächelte grimmig. „Und in der Zwischenzeit, für Wochen vielleicht, haben wir das Monster bei uns und unseren Leuten. Das kann nicht vertuscht werden. Die ganze Stadt muß ja bereits in Panik ausbrechen.
    Wir müssen die Wahrheit über das Monster in Erfahrung bringen und die Leute mit den Tatsachen bekannt machen. Wir wollen es so machen: Die Zimmerleute bauen einen Käfig für das

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