TS 39: Bürger der Galaxis
die Wachen sich genarrt fühlten, würden sie kein zweites Mal auf einen derartigen Trick hereinfallen und nur widerwillig verdächtigen Geräuschen und Bewegungen nachforschen, die sich ja sicher als ebenso grundlos herausstellen würden.
Irritiert schleppten sie Shembo und dessen Leute zum Gebäude der Raumflughafenbehörde. Shembos wütend erhobene Stimme klang deutlich über das weite Landefeld. Horn wartete geduldig, bis alles ruhig geworden war. Dann kroch er vorsichtig um den Flughafen herum zum Tor. Der diensttuende Posten döste und hörte Horn nicht vorbeikriechen.
Dann lief er. Er fand es ziemlich schwierig, sich an den wenigen Markierungen, die er in der Dunkelheit erkennen konnte, zu orientieren, aber nach einiger Zeit gelangte er in die Nähe der Halle, in der Braithwin seine Audienz gehalten hatte. Die Dämmerung kam jetzt herauf und färbte den Nachthimmel hellgrau. Glücklicherweise waren erst wenige Leute unterwegs, und wenn er jemand begegnete, verdeckte er sein Gesicht und verbarg so seine blaue Haut.
Braithwin hatte im Gegensatz zu Jan Talibrand nicht das Bedürfnis, sich mit einem Ring von Wachen und Dienstleuten zu umgeben. Horn erreichte die Tür der Halle, ohne belästigt zu werden und trommelte mit den Fäusten dagegen.
Bald erschien ein verschlafener Pförtner und öffnete ihm. Als er sah, daß ein Androide klopfte, schleuderte er ihm einen Fluch entgegen und wollte sie wieder schließen.
„Bringen Sie mich zum Erblichen Rat Braithwin“, befahl Horn. „Holen Sie ihn aus dem Bett, falls er noch schläft!“
„Narr“, erwiderte der Pförtner. „Heute ist die Sitzung des Erblichen Rates, und er war bis spät in die Nacht hinein auf, um die Punkte vorzubereiten, die zu behandeln sind!“
„Um so besser“, sagte Horn mit grimmiger Befriedigung. „Sagen Sie ihm, daß ich eine Nachricht von Lars Talibrand, eine Nachricht des Toten habe, und er wird auf mich hören.“
Zweifelnd nickte der Pförtner. Es war beinahe komisch, den Wandel seines Gesichtsausdrucks zu sehen, als er zurückkehrte. „Sie können hereinkommen“, sagte er schluckend, „Rat Braithwin sagte, er wolle Ihre Nachricht hören.“
Braithwin schrie entsetzt auf, als er Horn sah und ihm erklärte, er hätte ihn schon längst für tot gehalten.
Mit weitaufgerissenen Augen hörte er zu, und zuletzt nickte er grimmig.
„Heute tagt der Erbliche Rat“, sagte er. „Wir kommen von ganz Creew’n Dith zusammen, um die Pläne für das nächste Jahr zu diskutieren, aber zuerst werden wir zu Gericht sitzen!“
19. Kapitel
Es waren zwanzig Erbliche Räte versammelt. Zwei waren sehr alt, zwei ziemlich jung, der Rest war nur wenig älter oder jünger als Braithwin. In der Audienzhalle war ein großer Tisch aufgestellt worden, auf dem Federn und Papier sowie ein Bündel gedruckter Berichte vor jedem Stuhl lagen. Eineinhalb Stunden nach Tagesanbruch kamen sie einer nach dem anderen an. Diejenigen, die aus der Nähe kamen, gähnten und streckten sich in ihren Grundwagen, da sie die Nacht über durchgefahren waren. Die anderen, die von weither kamen, hatten bis zu drei Tagen für diese Fahrt gebraucht und die vergangene Nacht als Braithwins Gäste in dessen Haus geschlafen. Sie waren frisch und ausgeruht.
Braithwin begrüßte sie, als sie sich zu ihm in die Halle gesellten und zum offenen Feuer hinübergingen, um sich zu wärmen oder etwas von der aufgestellten Anrichte zum Essen zu nehmen. Ein Faß des sauren creewndithianischen Biers wartete darauf, später angestochen zu werden.
Von ihnen allen kam Jan Talibrand als letzter, gerade als Braithwin bereits seinen Platz am Kopf des Tisches eingenommen hatte. Der protzige, auf der Erde gebaute Grundwagen blieb summend vor der Halle stehen, und der sorgfältig gekleidete, gut rasierte und reichlich parfümierte Talibrand trat mit großer Geste ein. Nur die dunklen Ringe um seine Augen verrieten die Tatsache, daß er die vergangenen Wochen in tödlicher Furcht vor Entdeckung verbracht hatte.
Er nahm seinen Platz am Tisch ein und tauschte eine murmelnde Begrüßung mit den übrigen aus. Dann blickte er erwartungsvoll auf Braithwin. Die Augen der beiden Männer trafen sich einen Augenblick, dann blickte Braithwin auf die vor ihm ausgebreiteten Papiere.
„Heute haben wir, die Erblichen Räte dieser Welt, uns versammelt, um zu hören, wie es unserem Volk und seinen Geschäften ergeht, wie man lebt und ob Gerechtigkeit herrscht, wie der Wohlstand wächst, ob es auf
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