TS 41: Schach dem Unbekannten
Vorteil; ich habe mein Leben lang nichts anderes getan, als Angehörige fremder Rassen ausgefragt. Und deshalb sehe ich auch bereits einige Parallelen der Ardazirho zu Rassen, die ich genau kenne.“
Das Mädchen biß sich auf die Lippen. Sie sah sich ängstlich um, und ihre Gedanken waren nicht schwer zu erraten. Sie dachte an meilenlange Korridore durch die Erde, an steinerne Wände und an die lauernden Wölfe überall. Dahinter war die Wüste, in der kein Mensch leben konnte. Leise fragte sie:
„Was werden wir nun tun, Dominic? Du hast mir nie gesagt, was du vorhast.“
Er sagte: „Weil ich es nicht wußte, Cat. Meine Pläne können sich von einer Minute zur anderen ändern. Immerhin habe ich ziemliches Glück gehabt bis jetzt – ich kann mich nicht beklagen. Ich habe inzwischen die Sprache dieser Wesen erlernt, und du bist so gut wie einer von ihnen geworden.“
„Sie trauen mir nicht“, beschwerte sie sich.
„Kein Wunder. Doch geben wir ihnen eine Vorstellung. Ich bin davon überzeugt, daß sie uns belauschen, wenigstens aber doch betrachten. Niemand wird von mir erwarten, daß ich zum Feind überlaufe, nur weil ich dich gefunden habe. Cat, ich bin sehr glücklich, dich wiedergefunden zu haben, und ich muß nun so tun, als erschüttere mich unser Wiedersehen. Svantozik wird mir wenigstens das glauben müssen.“
Er nahm sie in seine Arme und küßte sie. Dann, als sie auf seinem Schoß saß, bemerkte er:
„Ich habe auch schon eine Idee. Wir werden die Vorstellung weiter ausbauen und uns dabei einige Signale ausmachen.“ Er fühlte, wie sie steif wurde. „Was ist los?“
Langsam und kalt fragte sie:
„Hast du in den vergangenen Minuten an nichts anderes denken können?“
„Das schon, Cat“, erwiderte er. „Aber die Arbeit geht vor – und im Augenblick macht sie mir sogar Spaß.“
„Aber – na gut. Weiter!“
„Du wirst Svantozik erzählen, oder wer immer dich fragt, daß du in meiner Gegenwart die Liebende spielst, mich aber in Wirklichkeit haßt. Meinetwegen erfinde einen Grund …“
„Judith!“ fauchte sie.
Er wurde sogar ein wenig rot.
„Das ist genauso ein Grund wie jeder andere.“
„Es ist der einzige Grund! Aber weiter!“
„Sage ihm also, daß du mich haßt, mir aber Liebe vorheuchelst, während umgekehrt ich dich aufrichtig liebe – was gar nicht so ausgeschlossen ist.“ Sie reagierte nicht auf seine Anspielung. „Weiter habe ich folgendes gesagt: die Ardazirho glauben, die Ymir stünden hinter ihnen. In Wirklichkeit aber wäre es so, daß die Ymir die Terraner unterstützen, weil diese kultivierter und friedliebender sind. Die Ymir helfen uns sogar hier und dort, aber diese Tatsache soll geheimgehalten werden, weil sie uns in Notfällen sehr zustatten kommt. Wenn ich ein bestimmtes Signal ausstrahlen kann, und wenn es dir gelänge, ein kleines Schiff zu stehlen, würdest du fliehen – und zwar zuerst in Richtung der Flotte von Walton. Kaum in Sicherheit, würdest du aber nur nach Ogre gehen, um dort die Hilfe der Ymir in Anspruch zu nehmen. Verstanden?“
In ihren Augen war Schrecken.
„Aber – wenn Svantozik bemerkt, daß wir ihn beschwindeln …“
„Er kann es erst dann herausfinden, wenn er einen Versuch macht, nicht wahr? Wenn ich dich belogen habe, so ist es nicht deine Schuld. Du mußt nur zögern, meinen Fluchtplan anzunehmen, das wird ihn überzeugen.“
„Dominic – ich habe Angst.“
„Das kannst du mir doch nicht erzählen, Cat! Wenn es auf Vixen ein Mädchen ohne Angst gibt, dann bist du das.“
Sie begann zu schluchzen. Sie schluchzte noch, als man sie holte.
*
Die nun folgende Zeit des Wartens war nicht gerade amüsant für Flandry. Er konnte nur vage ahnen, wie sein Gegenspieler reagieren würde. Die nichtmenschliche Psychologie machte das Spiel zwar interessanter, aber nicht weniger gewagt. Er fluchte und versuchte zu schlafen. Müde genug sollte er ja wohl sein.
Als die Tür sich dann plötzlich öffnete, sprang er mit einem Satz von der Bank, ein sicheres Zeichen, wie nervös er geworden war. Svantozik stand da, von vier Posten umgeben. Er lächelte und zeigte seine scharfen Zähne.
„Frohe Jagd!“ begrüßte er seinen Gefangenen. „Wie gefällt dir deine neue Höhle?“
Flandry sagte: „Danke, ich bin zufrieden. Wenn du mir jetzt noch eine Schachtel Zigaretten und eine Flasche Whisky besorgen könntest, wäre ich wunschlos glücklich.“
Der Ardazirho lachte. „Du könntest mir einen Gefallen tun“, sagte
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