TS 41: Schach dem Unbekannten
Gefangenen meiner Rasse muß man anders vorgehen als du. Man muß sie entmutigen, um etwas zu erfahren. Du hättest mir also sagen müssen, daß ihr mein Schiff vernichtet und den Piloten getötet hättet. Notfalls wären dafür Beweise gefunden worden, die mich überzeugten. Das hätte mich vielleicht weich gemacht, und ich hätte eure kommenden Fragen leichter beantwortet.“
„In der Tat?“ Svantozik spitzte seine Ohren. „Bei dem schwarzen Volk ist es gerade umgekehrt. Gute Nachrichten machen uns weich und nachgiebig, während schlechte unseren Widerstand verstärken.“
„Nun, ganz so einfach ist es auch wieder nicht“, widersprach Flandry eifrig. „Um den Willen eines Terraners zu brechen, sind verschiedene Methoden notwendig. Zuerst behandelt man ihn grob und brutal, um nach einer gewissen Zeit eine Pause einzulegen und freundlich zu werden. Möglicherweise wechselt man sich dabei ab.“
Der Wolf senkte den Blick.
„Ist es nicht sehr unklug von dir, mir das zu erzählen?“
„Es ist lediglich die Wahrheit, mehr nicht. Ich bin davon überzeugt, daß jene, die euch über uns informierten, das gleiche sagten. Somit enthülle ich dir kein Geheimnis. Und doch sind solche Informationen aus zweiter Hand niemals vollkommen richtig. Jedes Individuum ist anders, und man muß verschiedene Mittel anwenden, um verschiedene Menschen zu behandeln. Du als Ardazirho kannst keine Erfahrungen mit Terranern haben.“
„Stimmt“, gab der Wolf zu. Er nickte mit seinem langen Kopf. „Ich entsinne mich, einiges darüber in der Beschreibung des menschlichen Charakters gelesen zu haben. Aber es gab so viele andere Dinge zu beachten, die große Jagd betreffend, daß ich viel wieder vergaß. Du bringst mich nun wahrhaftig in Versuchung, die von dir vorgeschlagene Methode anzuwenden.“ Er lachte verhalten. „Ich muß gestehen, daß ich dich gerne mag, Captain. Die große Himmelshöhle soll mich fressen, wenn es nicht so ist.“
Flandry lächelte zurück.
„Wir würden uns bestimmt gut verstehen und viel Spaß miteinander haben. Darf ich fragen, was du mit mir vorhast?“
„Ich will versuchen, soviel wie möglich zu erfahren. Zum Beispiel möchte ich wissen, ob du etwas mit der Ermordung von vier unserer Soldaten in Garth zu tun hast, bei der ein höherer Offizier entführt wurde. Es ist noch nicht sehr lange her. Die Person, die uns auf deine Spur brachte, war leider nicht vernehmungsfähig, da sie Hysterie vortäuschte. Da der Entführte ein Rudelführer war und außerdem wertvolle Kenntnisse der Lage besaß, darf ich wohl annehmen, daß du deine Hand mit im Spiel hattest.“
„Ich schwöre beim goldenen Buch der Agathe, daß ich nichts damit zu tun hatte.“
„Was ist das?“
„Eins unsrer heiligsten Bücher.“
„Hm – ‚die Starken jagen meist bei Nacht’“, gab der Wolf zurück. „Mit anderen Worten: ein Schwur ist billig. Ich möchte dir persönlich nicht wehe tun, ganz davon abgesehen, daß ich nicht viel von einer Tortur halte. Man sagt meist doch nicht die Wahrheit. Außerdem sind Agenten gegen Wahrheitsserum geimpft worden. Es wäre eine völlige Neuorientierung notwendig, ein langwieriger Prozeß.“ Er zuckte die Schultern. „Ich werde bald nach Ardazir zurückkehren, um einen neuen Auftrag zu erhalten. Mein Nachfolger – nun, ich kenne ihn. Er wartet nur darauf, endlich seine Theorien, die Behandlung terranischer Gefangener betreffend, in die Praxis umsetzen zu können. Ich rate dir daher, lieber mir zu vertrauen.“
Wahrscheinlich auch eine gute Methode, dachte Flandry. Er begann plötzlich zu frieren. Dieser Svantozik ist Chef des Geheimdienstes auf Vixen. Jetzt holen sie ihn, damit er den gleichen Job auf einem anderen Planeten des Imperiums ausfüllt.
Er gab sich einen Ruck.
„Also gut – ich habe Temulak gefangen.“
„Ha!“ machte Svantozik überrascht. Die Haare standen ihm zu Berge. „Wo ist er jetzt?“
„Ich kann es dir nicht sagen. Er wurde fortgebracht, als man mich gefangennahm. Ich weiß nicht, wohin.“
„Sehr klug“, lobte der Wolf. „Und was hast du aus ihm herausgebracht?“
„Nichts! Er hat den Mund gehalten.“
Svantozik starrte Flandry forschend an.
„Das glaube ich dir nicht so ohne weiteres. Ich mißtraue Temulak keineswegs, er ist ein tapferer Mann, aber du bist ein hervorragendes Exemplar einer Rasse, die älter ist als wir und die mehr lernte. Es sollte mich doch wundern, wenn du nicht …“
„Hervorragend?“ fragte Flandry. „Kann ich
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