TS 41: Schach dem Unbekannten
Gegend hatten die Ardazirho ihr Hauptquartier aufgeschlagen. Tausende von Kilometern schützten sie vor jedem feindlichen Bodenangriff, und die zerrissene Landschaft bot genügend Deckung und Tarnung. Dabei gaben sie sich nicht einmal besondere Mühe, ihre Festung zu verbergen.
Ab und zu sah Flandry dort unten ein startfertiges Raumschiff stehen, dann wieder eine Abschußbasis für ferngelenkte Raketen oder Detektorstationen. Ungeschützt patrouillierten Posten um die Anlagen und erfreuten sich sichtlich an der ultravioletten Strahlung der heißen Sonne. Die Vorsicht war hier eben ein unbekannter Begriff.
Sie landeten im Festungshof. Flandry wurde in einen Raum geführt, der eine verzweifelte Ähnlichkeit mit einem Operationssaal besaß. Sie stießen ihn in einen Sessel, banden ihn fest und gaben einem Wolf einen Wink.
Dieser Wolf begann, seine Instrumente zur Behandlung des Gefangenen vorzubereiten.
In den folgenden Tagen stöhnte Flandry mehr als einmal unbeherrscht auf, wenn der Schmerz ihn zu übermannen drohte. Die elektronische Lehr- und Beeinflussungsmethode gehört nicht zu den angenehmsten, wenn es auch keine effektvollere gibt. Und dann vermochte Flandry, die knurrende Sprache der Ardazirho zu reden und zu verstehen.
Sie führten ihn durch endlose Gänge, deren Beleuchtung so grell war, daß er die Augen die meiste Zeit schließen mußte, wollte er nicht geblendet werden. Trotzdem versuchte er, die Geschehnisse seiner Umgebung in sich aufzunehmen. Er sah Fahrzeuge mit Verpflegung und Munition vorbeirollen, wunderte sich flüchtig über öffentliche Schaukämpfe, bei denen Krallen und Zähne die Hauptrolle spielten, und er sah sogar die Verteilung großer Fleischstücke, bei der es nicht gerade fein zuging.
Endlich machten sie in einem Zimmer halt. Eine künstliche Höhle, stellte Flandry fest. Der Boden war mit Stroh bedeckt. In einem roh betonierten Brunnen floß frisches Wasser. Und auf einem Fellthron saß ein Ardazirho und sah ihm voller Interesse entgegen. Dieser trug eine lederne Bekleidung, ein gebogenes Messer und einen Handstrahler im Gürtel. Vor ihm standen moderne Nachrichtengeräte, mehrere Bildschirme und ein Sender.
„Wartet draußen“, befahl er den Wachen, die Flandry hierher geleitet hatten. Er wartete, bis sich die Tür geschlossen hatte, dann nickte er dem Gefangenen zu: „Du kannst dich setzen, wenn du willst.“
Flandry setzte sich. Er war müde und fühlte sich wie gerädert. Mit den Händen strich er sich das Haar zurück und dankte gleichzeitig dem Erfinder des Antihaarmittels, das seinen Bartwuchs zurückhielt. Schweigend wartete er, was man von ihm wollte.
„Ich bin Svantozik von Janneer Ya“, sagte der Ardazirho mit seiner rauhen, grollenden Stimme. „Wie mir berichtet wurde, nennst du dich Captain Dominic Flandry und bist Agent des terranischen Geheimdienstes. Wenn du willst, kannst du mich als deinen Kollegen betrachten.“
Flandry holte tief Luft. Er fragte lapidar:
„Von einem Kollegen zum anderen – hast du nicht etwas für mich zu trinken?“
„Aber selbstverständlich“, erwiderte der Wolf und zeigte großmütig auf den Brunnen an der Wand.
Flandry lächelte entsagungsvoll und trank mit Hilfe seiner hohlgehaltenen Handflächen. Dann richtete er sich wieder auf, schon ein wenig frischer. Er sagte:
„Weiter wäre es sehr höflich, wenn du eine Dunkelbrille für mich hättest – und vielleicht eine Zigarette.“
Svantozik lachte bellend.
„Ich habe mir schon gedacht, daß dieses Licht für dich zu grell ist. Hier eine Brille.“ Er gab dem Agenten eine grüne Brille, die zweifellos vorher einem Vixener gehört hatte. „Aber Zigaretten sind nicht erwünscht. Nur eine Rasse mit halb abgestorbenen Geruchsfähigkeiten kann Tabakqualm vertragen.“
„Ich wollte deine Nase nicht beleidigen“, entschuldigte Flandry sich höflich. Er lehnte sich bequem mit dem Rücken gegen die nackte Felswand und fühlte sich schon bedeutend wohler.
„Das hast du auch nicht getan“, erwiderte der Wolf. „Aber zuerst möchte ich dir zu deinen Erfolgen gratulieren.“ Er grinste, und obwohl dieses wölfische Grinsen gefährlich aussah, schien es freundlich gemeint zu sein. „Wir haben auch nach deinem Schiff gesucht, aber es muß uns entwischt sein.“
„Danke“, sagte Flandry und bemühte sich, seine Freude zu verbergen. „Ich habe schon geglaubt, ihr hättet meine schöne Jacht zerstört. Aber ich will ganz ehrlich zu dir sein, weil du mein Kollege bist. Mit
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