TS 44: Die Milliardenstadt
Stück weit unter die Erde hinunter. Beim Anblick des bläulichweißen Lichtes, das die unterirdischen Gänge erfüllte, fühlte Egan-Egan sich an seine Heimatstadt erinnert.
„Hier ist es!“ sagte Francis, als der Lift anhielt.
Vor der Tür erstreckte sich ein schmaler, niedriger Gang nur wenige Schritte weit. Zur linken Hand gab es eine einzige Tür.
„Er bestand darauf“, erklärte Francis, „daß er hier wohnen dürfe. Wir wissen nicht warum.“
Er klopfte an die Tür. Von drinnen kam ein undeutliches Brummen, und die Tür öffnete sich. Egan-Egan sah in einen mittelgroßen Raum, der schlecht beleuchtet und mit allerlei Gerümpel bis an die Grenze seines Fassungsvermögens vollgestopft war. Es war schwer, den Mann zu finden, der sich darin verbarg.
Er war nicht größer, als daß er gut für einen Mann der dritten Kaste hätte gelten können. Allerdings hielt er sich gebückt. Er hatte dichtes, weißes Haar, das ihm unordentlich um den Kopf hing. Sein Gesicht zeigte unzählige Runzeln und Fältchen; aber seine Augen leuchteten in erstaunlicher Klugheit.
Er trat dicht vor Francis hin, als sei er kurzsichtig, und krächzte:
„Was gibt’s, Freund?“
Francis deutete auf Egan-Egan.
„Ich habe hier jemand, der dich sehen möchte, Ballas. Er heißt Egan und kommt womöglich von noch weiter her als du.“
Ballas wandte sich von Francis ab und stellte sich vor Egan. Als er dessen Gesicht musterte, kniff er seine Augen zusammen und lächelte auf eine eigentümliche Art. Dann streckte er Egan-Egan die Hand entgegen.
„Auch einer ohne Nummer, wie?“ kicherte er. „Francis, es ist gut, du kannst gehen!“
Egan-Egan wandte sich erstaunt zu Francis um. Der hob grinsend die Schultern, verzog das Gesicht und ging hinaus. Ballas fuhr fort, Egan-Egan anzustarren, bis sich die Tür hinter Francis geschlossen hatte.
Dann entwickelte er plötzlich eine unerwartete Behendigkeit.
„Komm her, Junge!“ sagte er und schob sich zwischen zwei Stapel staubigen Gerümpels. „Ich will dir etwas zeigen – etwas, worüber du staunen wirst!“
Egan-Egan folgte ihm zögernd zwischen das Gerümpel hinein. Er fühlte sich nicht ganz wohl. Die schlechte Beleuchtung, das alte Zeug, das in Haufen herumlag, der verschrobene Mann, das alles machte eine Atmosphäre wie in einer Gruselgeschichte, und dazu kam noch, daß Egan-Egan seiner Sache ganz und gar nicht sicher war, ob Ballas vielleicht nicht doch geistesgestört sei.
Während Egan-Egan sich zwischen dem Gerümpel hindurchwand, machte Ballas sich an der Wand des Kellerraumes zu schaffen. Egan-Egan konnte nicht erkennen, was es dort gebe, und deswegen war er über alle Maßen erstaunt, als sich unter Ballas’ eiligen Händen plötzlich ein Stück der Wand beiseiteschob und ein Loch freigab, durch das ein Mann von Egan-Egans Größe bequem hindurchsteigen konnte.
Ballas drehte sich um und winkte geheimnisvoll.
„Komm!“ flüsterte er.
Egan-Egans Hand fuhr sachte an der Tasche seiner Hose entlang und spürte den Umriß der Schockwaffe. Das beruhigte ihn.
Entschlossen trat er vor und stieg hinter Ballas durch das zunächst noch finstere Loch. Dahinter blieb er stehen und versuchte, sich umzusehen. Er bedauerte, daß er seine Lampe nicht mitgebracht hatte.
Ballas kicherte vor ihm in der Dunkelheit.
„Keine Angst, mein Junge!“ sagte er. „Gleich wird es hell.“
Egan-Egan hörte hinter sich ein leises Knirschen, fuhr herum und sah mit Entsetzen, wie das Loch in der Kellerwand sich wieder schloß. In dem Augenblick jedoch, in dem der letzte schmale Lichtstreif verschwand, wurde es hell.
Das Licht war gelblich, wie es Egan-Egan aus den unterirdischen Räumen seiner Stadt kannte. Es beleuchtete einen nicht mehr als zehn Meter langen Gang, dessen Wände zu beiden Seiten eine Reihe von Türen trugen.
Ballas stand vor der ersten.
„Hier herein!“ sagte er und ließ die Tür zur Seite rollen.
Egan-Egan folgte ihm. Hinter der Tür lag ein mäßig großer Raum, dessen Wände in der gleichen Weise gekachelt waren wie die der Labors, die er kannte. Es gab dieselben Experimentierbänke aus Steinplastik und darauf eine Menge von Geräten.
Ballas blieb neben der Tür stehen und wartete darauf, daß Egan-Egan etwas sagte. Als er merkte, daß seine Geduld auf eine zu harte Probe gestellt werden würde, fragte er:
„Na, mein Junge, wie gefällt dir das?“
Egan-Egan war erstaunt, aber nicht gewillt, es zu zeigen.
„Na ja“, machte er ein wenig gleichgültig, „von
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