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TS 44: Die Milliardenstadt

TS 44: Die Milliardenstadt

Titel: TS 44: Die Milliardenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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hatte, ihn überflutete.
    „Sie haben es die ganze Zeit gewußt?“ knurrte er.
    Honest-Eins nickte. Er benahm sich immer noch so freundlich wie zu einem Gleichgestellten.
    Kein Wunder, dachte Egan-Egan grimmig. Ohne meine Waffen haben sie mich fest in der Hand.
    „Seit Ihrem Anruf“, antwortete Honest-Eins. „Sie nannten sich Egan-Fünf; aber eine Rangstufe Fünf gibt es bei uns nicht. Drei ist die niedrigste. Natürlich wußten wir noch nicht, woher Sie in Wirklichkeit kamen; aber wir dachten, daß wir uns einen Mann, der mir nichts, dir nichts ein Telephon bedient und uns anruft, aus der Nähe betrachten müßten. Als wir dorthin kamen, wo sie sich gegen Enver-Lakes Männer verteidigten, sahen wir, daß Sie eine Arbeit geleistet hatten, die keiner von uns imstande gewesen wäre zu tun. Ein paar Augenblicke lang hatten Francis und ich Sie im Verdacht, Sie könnten einer von der ersten Kaste sein; aber die erste Kaste weiß eigentlich über unsere Rangstufen recht gut Bescheid.
    Dann erzählte uns Enver-Lake seine Geschichte. Vor lauter Angst sprach er nicht sehr zusammenhängend; aber wir erfuhren doch, was wir wissen wollten. Sie heißen in Wirklichkeit Egan-Egan, und Leute, die so heißen, gehören zur vierten Kaste. Niemand von uns war jemals in Ihrer Stadt; aber wir hatten sichere Kunde davon, daß sich das Leben der vierten Kaste in unglaublicher Primitivität und Eintönigkeit abspielt.
    Die erstaunlichen Dinge, die Sie mit sich herumtragen, sind für uns vorerst noch unerklärlich. Bedeuten sie, daß die vierte Kaste längst nicht in der Einfachheit lebt, die uns geschildert wurde, oder sind Sie in Wirklichkeit ein ganz und gar außergewöhnliches Mitglied dieser Kaste.
    Wir wissen es nicht; aber wir hoffen, es von Ihnen zu erfahren.“
    Egan-Egan ließ die Worte in sich eindringen und überlegte, was er antworten solle. Vergab er sich eine Chance, wenn er die Wahrheit erzählte? Sollte er sich Zeit nehmen, eine Geschichte zu erfinden?
    Er hob den Kopf, sah Honest-Eins an und sagte:
    „Ich wäre viel lieber bereit, alles über mich zu erzählen, wenn man mir die Dinge zurückgeben wollte, die man mir abgenommen hat.“
    An Honest-Eins’ Stelle antwortete Oliver-Null. Er sagte würdevoll und mit Nachdruck:
    „Sie haben von uns nichts zu befürchten, Egan. Wenn wir Ihnen etwas hätten zuleide tun wollen, dann wäre dazu Gelegenheit genug gewesen, solange Sie schliefen. Gewöhnen Sie sich an den Gedanken, daß wir Ihre Freunde sind. Wenn Sie uns alles erzählt haben, was es zu erzählen gibt, werden wir Ihnen etwas sagen wollen; aber wir möchten nicht, daß Sie später glauben, wir hätten aus Angst vor Ihren Waffen so gesprochen.“
    Sie wußten also auch, daß es Waffen waren. Egan-Egan fühlte sich hilflos.
    Oliver-Null reichte ihm über den Tisch lächelnd eine goldgelbe, dampfende Kartoffel. Egan-Egan legte sie auf seinen Teller, zerteilte sie andächtig, wie er es von den andern gesehen hatte, und steckte sich ein Stück in den Mund.
    Dann begann er, langsam und ausführlich zu erzählen.
     
    *
     
    „Eine erstaunliche Geschichte“, sagte Oliver-Null, nachdem er seit dem Ende von Egan-Egans Erzählung eine angemessene Zeit hatte verstreichen lassen. „Und vielleicht der Anbruch einer neuen Zeit.“
    Egan-Egan lächelte.
    „Wenn die Menschen auf eine neue Zeit zu hoffen beginnen, dann kann sie nicht mehr allzu weit sein, meine ich. Elf-Elf hat ebenso gesprochen wie Sie. Die neue Zeit scheint zu einem Bedürfnis zu werden.“
    Während er erzählte, hatte er seine Sicherheit wiedergefunden. Er war in die Hände seiner Zuhörer gegeben; aber es sah nicht so aus, als wollten sie dies zu seinem Nachteil ausnutzen. Sie hatten ihn nicht ein einziges Mal unterbrochen und waren aufmerksame Zuhörer gewesen.
    Honest-Eins und Francis-Zwei starrten nachdenklich vor sich hin auf die glänzende Tischplatte.
    „Sie wollten mir etwas sagen“, erinnerte Egan-Egan.
    Oliver-Null nickte.
    „Wir möchten mit Ihnen einen Pakt schließen!“ sagte er ernst.
    „Einen Pakt?!“
    „Ja, einen Pakt. Es wird Ihnen nicht mehr so unglaublich erscheinen, wenn ich Ihnen unsere Lage geschildert habe.
    Wir leben in einem Ausmaß an Freiheit, das Sie erstaunt. Wir leben in einem gesunden Teil der Stadt, in schöner Umgebung, uns bindet keine Goldene Regel, weil wir sie für Humbug halten, und die Offenheit unserer Welt hat uns ein gewisses Maß an geistiger Beweglichkeit bewahrt.
    Die dritte Kaste schaut zu uns wie zu

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