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TS 44: Die Milliardenstadt

TS 44: Die Milliardenstadt

Titel: TS 44: Die Milliardenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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Beruhigung. In Wirklichkeit sind sie weder nötig, noch besonders anschaulich. Der ernsthafte Wissenschaftler wird sich mit der Erkenntnis begnügen, daß die Ergebnisse der Schneiderschen Mathematik anders als auf dem Wege über die unanschauliche Formel nicht mehr zugänglich sind …“
    Das befriedigte Egan-Egan nicht; aber er gewöhnte sich an die Vorstellung, daß er nichts dagegen unternehmen könne, und fand sich schließlich damit ab.
     
    *
     
    Ein weiteres Rätsel war ihm Ballas. Der Alte verriet nicht, woher er kam, wie er das versteckte Labor gefunden hatte und warum, nachdem er schon zehn Jahre in dieser Stadt lebte, gerade Egan-Egan derjenige gewesen war, dem er seine Geheimnisse als erstem mitteilte.
    Ballas wußte etwas davon, daß die erste Kaste sich von einen König regieren lasse. Da er das Oberhaupt der ersten Kaste war, war er damit auch gleichzeitig unumschränkter Herrscher über alle Menschen, die in dieser Stadt lebten. Der König, so wußte Ballas zu berichten, hieß Martiko und lebte auf einer Insel namens L-iland dicht vor der Küste der Stadt.
    Egan-Egan glaubte den Namen zu erkennen. So wie N-ork infolge mangelnden Geschichtsbewußtseins und lässigem Sprachgebrauch aus dem alten Namen New York hervorgegangen war, so schien L-iland von Long Island abzustammen. Long Island aber war die einzige Unebenheit an der überall sonst durch Erdverschiebungen ausgeglichenen Küste, die sich vor Jahrtausenden die amerikanische genannt hatte.
    Daraufhin änderte Egan-Egan seinen Plan. Die Existenz eines Königs machte ihm die Dinge leichter, als er sie sich bis jetzt vorgestellt hatte. Nun war es nicht mehr notwendig, eine ganze Armee von hundertfünfzigtausend Menschen – oder doch wenigstens die Hälfte davon – zu bekehren; er brauchte lediglich den König eines Besseren zu belehren, und Martiko würde die neuerworbenen Kenntnisse durch Dekret seinen Untertanen zuteil werden lassen.
    Die Frage war, wie der König davon überzeugt werden könne, daß das, was er glaubte, falsch war. Es stand nicht zu hoffen, daß er an das Wasser und das Licht wie an Geister glaubte. Ohne Zweifel konnte er seine Wasserleitungen und seine Lampen an- und abdrehen, wie es ihm Spaß machte.
    Wenn es überhaupt ein Gebiet gab, in dem man ihm beweisen konnte daß die Thesen des Nonexistentialismus Unsinn waren, dann war es die Astronomie – in dieser Meinung stimmten Ballas und Egan-Egan überein. Die Nonexistentialisten hatten bei der intelligenten Klasse angefangen zu behaupten, daß alle Raumfahrt Unsinn und Sonne, Mond und Sterne nichts anderes seien als Scheiben oder Lichtpunkte am Äther. Es würde auch Martiko entgangen sein, daß der Mond ein Himmelskörper war, oder daß es andere Welten gab, auf denen ebenfalls Menschen lebten – und an dieser Stelle sollte die Belehrung einsetzen, von der Egan-Egan sich grundlegende Besserung versprach.
    Um Martiko jedoch belehren zu können, mußte man zu ihm sprechen können. Es war leider nicht so, daß jemand zur Küste marschierte, mit einem Boot nach L-iland hinüberfuhr, zu einem Diener sagte: Hallo, ich möchte den König sprechen und dann vorgelassen wurde. Ballas wußte, daß L-iland eine Festung war, in die niemand hineingelangte, den Martiko nicht zu sehen wünschte. Egan-Egan hatte keine Ahnung, woher er es wußte, aber vorerst gab es keinen Grund, sich auf seine Angaben nicht zu verlassen. Es bestand kein Zweifel daran, daß Ballas ebenso sehnlich wünschte, über König Martiko eine Umkehr der Menschheit zu erwirken, wie Egan-Egan selbst.
    Schließlich bereitete die Frage Kopfzerbrechen, auf welche Weise man den König überzeugen könne. Das einfachste wäre ein Raumschiff gewesen, mit dem man zum Mond fliegen konnte. Egan-Egan nahm nach allem, was er gelesen hatte, mit Sicherheit an, daß auf der Erde noch eine Reihe alter Schiffe existierte, die der Zerstörungswut der Nonexistentialisten entgegen war; aber erstens wußte er nicht, wo sie zu finden waren, und zweitens meinte er, der Sache sei schlecht gedient, wenn einer, der noch niemals eine Rakete gesteuert hatte, König Martiko auf eine halsbrecherische Reise mitnahm und unterwegs verunglückte.
    Dazu hatte jedoch Ballas einen Vorschlag. Er sagte:
    „Lassen wir uns doch Zeit – sagen wir: zwei oder drei Jahre! In dieser Zeit könnten wir einen Fernlenkkörper bauen, den wir vor Martikos Augen auf den Mond schießen. Er wird eine Bombe mit sich tragen oder irgend etwas anderes, womit er seine

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