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TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

Titel: TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Kuttner
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Volltreffer hätte das Zimmer in einen Trümmerhaufen verwandelt, und nur er selbst lehnte mit einer Schulter an der Wand, schüttelte benommen den Kopf und atmete schwer.
    Als er den Blick hob, stand Harker immer noch am Fenster und beobachtete ihn mit zurückhaltendem Mitleid. Das Zimmer war unversehrt, doch Sams Schulter pochte.
    Jetzt fiel ihm wieder ein, daß der Schlag ihn dort getroffen hatte. Unsicher tastete er über seine Kleidung und blickte ungläubig auf seine geröteten Finger. Irgend etwas rann über seine Brust. Er schaute darauf und sah, daß es Blut war. Die Kugel mußte unmittelbar unterhalb des Schlüsselbeins ausgetreten sein.
    „Sam – Sam!“ flüsterte Signa.
    „Schon gut – halb so schlimm.“ Er beruhigte sie, ehe er noch den Kopf hob. Dann sah er, daß sie hinter seinem Schreibtisch stand und die flache Pistole in den zitternden Händen hielt. Mit geweiteten, entsetzten Augen starrte sie ihn an. Ihr Blick wanderte zu Harker und wieder zurück, und der Unglaube, der darin lag, grenzte fast an Irrsinn.
    „Ich mußte es einfach tun, Sam“, flüsterte sie mühsam. „Wieso, weiß ich nicht – aber es muß doch einen Grund geben! Ich begreife nicht …“
    Harker unterbrach sie mit sanfter Stimme.
    „Es genügt noch nicht, Signa“, sagte er. „Du mußt noch einmal schießen. Schnell, ehe er dich hindern kann.“
    „Ich weiß – ich weiß!“ keuchte das Mädchen. Normalerweise war sie eine gute Schützin, aber jetzt hob sie mit beiden Händen die Pistole hoch, streckte sie von sich wie eine Anfängerin und kniff beide Augen zu. Sam sah, wie ihr Finger sich auf den Abzug legte.
    Er wehrte sich dagegen. Fast hätte er lieber den Schuß riskiert. Aber er ließ die rechte Hand sinken, spürte durch den Stoff die Umrisse der winzigen Nadelwaffe in seiner Tasche und schoß von der Hüfte aus, ohne zu zielen.
    Er fehlte nicht.
    Die aufgerissenen Augen des Mädchens starrten ihn einen endlosen Moment blicklos an. Die Pistole entfiel ihrer Hand, aber Sam hörte kaum den Aufprall. Er dachte an ein anderes Mädchen mit blauen Augen, das ihm vor langer, langer Zeit so gegenübergestanden und Traumstaub ins Gesicht geblasen hatte.
    „Rosathe!“ murmelte er, als wäre ihm der Name in diesem Augenblick wieder eingefallen. Dann fuhr er herum. Dasselbe Dreieck, dachte er. Zacharias Harker, Rosathe, Sam Reed. Jetzt und vor sechzig Jahren. Kein Unterschied. Doch, einer.
    Seine Finger schlossen sich um die Nadelwaffe. Der zweite Blitz zuckte durch das Zimmer.
    Harker wich nicht aus. Zwölf Zentimeter vor seiner Brust schien der Strahl mitten in der Luft zu explodieren. Verzehrte Energie kreischte auf, ein blendendes Aufleuchten wie von einer Kleinstnova, und Harker lächelte Sam unverletzt an. Ohne den Blick von ihm abzuwenden, hob er die Stimme und rief:
    „Jetzt liegt die Wahl bei Ihnen, Hale.“
    Seine Worte klangen herausfordernd. Sam kümmerte sich nicht darum. Er biß die Zähne zusammen und riß den Nadelstrahler aus der versengten Tasche, um sie gegen Harkers Gesicht zu heben. Dort zumindest konnte der Unsterbliche keinen Schutzpanzer tragen.
    Er kam nicht mehr zum Abdrücken. Hinter ihm sagte eine wohlbekannte Stimme müde:
    „Harker, Sie haben gewonnen.“
    Ein sengender Blitz lohte auf und blendete Sam.
    Er wußte, welche Waffe gegen ihn angewendet worden war. Er und Hale trugen die kleinen Flammbirnen bei sich, um im Notfall Gehorsam erzwingen zu können. Die Blindheit, die sie bei dem Betroffenen hervorriefen, dauerte gewöhnlich mehrere Stunden.
    Aus der plötzlichen Finsternis, die das Zimmer erfüllte, drang Harkers Stimme an seine Ohren.
    „Vielen Dank, Hale. Ganz sicher war ich mir nicht, wie Sie sich entscheiden würden. Das war knapp.“
    „Tut mir leid, Sam“, sagte Hale.
    Seine Worte waren das letzte, was Sam in Fort Plymouth vernahm.

 
28.
     
    Er taumelte durch Dunkelheit, und Windstöße umheulten ihn. Verschwommene Lichtflecke vereinigten sich zu einem Gesicht, zum Kopf eines schlauen, runzligen alten Mannes, den Sam kannte. Er lehnte an einer glatten Metallwand. Mattes Licht fiel von irgendwoher auf ihn.
    Sam versuchte, sich aufzurichten, schaffte es nicht, unternahm eine zweite Anstrengung. Er konnte kein Glied regen. Panischer Schrecken sprang ihn an wie ein wildes Tier. Der alte Mann lächelte.
    „Nur ruhig, mein Junge. So ist es nun einmal. Ändern können Sie doch nichts daran.“
    Er stopfte eine Pfeife mit Tabak, während er sprach. Jetzt hielt er Feuer daran,

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