TS 63: Planet zu verschenken
Er hatte nun ein etwas dunkleres, schärferes Gesicht, das seine Gefühle deutlicher erkennen ließ. Ein dichter schwarzer Haarschopf quoll unter seiner Kapuze hervor und verlieh seinem an sich sympathischen Gesicht einen etwas finsteren Ausdruck.
„Such’ dir lieber einen andern. Ich bin zu nichts mehr fähig.“
„Immer noch das alte Lied. Anty? Wie oft soll ich dir noch sagen, daß du nicht für die Handlungen der anderen verantwortlich bist! Du darfst dir nicht ewig Vorwürfe machen und darüber die Gegenwart vergessen! Komm’ mit mir, Anty. Ich bringe dich zurück und gebe dir eine wichtige Aufgabe.“
Anty blieb stehen und blickte Counce erstaunt an. Er schien aus einem langen Traum zu erwachen und nickte leicht.
*
Als sie von der Transfax-Plattform in den hellen Sonnenschein der Äquatorzone von Regis traten, wurden sie von einer größeren Gruppe erwartet. Darunter befand sich auch ein junges blauäugiges Mädchen, das sich allerdings abgesondert hatte und teilnahmslos wirkte.
„Das ist Enni Zatok“. sagte Counce sanft. „Du weißt, wer sie ist und was sie durchgemacht hat. Im Augenblick ist sie noch völlig ausgehöhlt und reagiert kaum. Bevor Bassett sie in seine Hände bekam, war sie die einzige Ymiranerin, die Jaroslav für unsere Arbeit empfehlen konnte. Ich übertrage dir jetzt die wichtigste und verantwortungsvollste Aufgabe, die ich dir jemals anvertraut habe. Anty. Du mußt Enni aus ihrer gegenwärtigen Teilnahmslosigkeit herausreißen und zu einem vollwertigen Mitglied unserer Gemeinschaft machen. Sage nicht, daß du das nicht kannst! Du kannst es. und du wirst es auch tun.“
Anty schälte sich aus der dicken Schutzkleidung. Er sagte kein einziges Wort, aber er stieg von der Plattform und ging auf Enni zu. Enni sah ihn angstvoll an und wich scheu zurück.
Anty blieb stehen und blickte dem Mädchen in die Augen. Nach einer endlos scheinenden Zeit begann ein Lächeln um seine Lippen zu spielen. Und dann geschah das Wunder: auch Enni schien auf ihrem Wege aus dem Nebel der Teilnahmslosigkeit den ersten Schritt zu tun, denn sie erwiderte dieses Lächeln.
Counce. der gespannt zugesehen hatte, seufzte erleichtert auf …
17.
„Wir werden schätzungsweise vier Monate brauchen, um alle Planeten zu besuchen, auf die wir die Ymiraner schicken wollen“, sagte Counce nach kurzem Nachdenken.
Bassett lächelte zynisch. Er hatte sich an den Gedanken gewöhnt, in Counce einen potentiellen Gegner zu sehen, der sich nur für kurze Zeit und aus eigennützigen Motiven mit ihm verbündet hatte. „Mit Ihrem Teletransportgerät ließe sich die Zeit bedeutend verkürzen.“
Counce schüttelte amüsiert den Kopf. „Das Gerät läßt sich leider nicht ständig benutzen“, log er. „Außerdem zweifle ich nicht daran, daß Sie dann Ihre Techniker und Ingenieure ansetzen würden, um das Geheimnis unserer Erfindung herauszubekommen. Sie verfügen über den Metchnikov-Antrieb. Dadurch ist Ihr Privatschiff schnell genug.“
*
Bassetts Ruf war weitreichend. Deshalb war es auch nicht verwunderlich, daß der Lama von K’ung-fu-tse ihn sehr respektvoll empfing und fast die Ehrungen eines Staatsoberhauptes zukommen ließ.
„Es heißt, die Ymiraner seien sehr fleißig und anspruchslos“, sagte der Lama. „Das ist wahrscheinlich auf die ungünstigen klimatischen Verhältnisse zurückzuführen.“
Der Lama gewährte Bassett eine Audienz unter freiem Himmel. Die beiden saßen in einem herrlichen Garten im Schatten eines von der Erde importierten heiligen Baumes. Zwei Diener wedelten ihnen mit Palmwedeln Kühlung zu.
„Es heißt aber auch, daß diese Leute sehr intolerant sind“, fuhr der Lama fort. „Ich zweifle daran, daß sie sich assimilieren lassen.“
Bassett war aber ein gerissener Diplomat, der die Bedenken des Lama mit großzügigen Angeboten aus der Welt schaffte. Am Schluß der Unterredung bewunderte der Lama sogar Bassetts uneigennützige Bemühungen, seinen Mitmenschen zu helfen.
*
Der Präsident der Regierung von Boreas hatte schon bei früheren Gelegenheiten ähnliche Verhandlungen geführt und kannte Bassetts raffinierte Methoden. Er war etwas vorsichtiger, versprach aber, den Vorschlag in wohlwollende Erwägung zu ziehen.
Bassett machte seine Vorschläge und sah seinem Partner deutlich an, daß dieser bald nachgeben würde, denn auch Boreas konnte sich ohne fremde Hilfe nicht weiterentwickeln. Land gab es genug. Außerdem bedeuteten dreihunderttausend
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