TS 63: Planet zu verschenken
uns später doch noch zu überlisten, nämlich dann, wenn unsere Interessen nicht mehr konform gehen werden. Im Augenblick liegt eine Zusammenarbeit aber in unser beider Interesse.“
„Und wie stellen Sie sich diese Zusammenarbeit vor?“
„Die Einzelheiten werde ich Ihnen später mitteilen. Ich kann Ihnen aber garantieren, daß die Anforderungen nicht das Maß übersteigen werden, das Sie für Ihr eigenes Projekt angesetzt haben. Wir benötigen Geld, technische Hilfe, Menschen – und vor allem Ihren Einfluß!“
Bassetts Vorbehalte waren ihm deutlich anzusehen, aber er sah ein, daß er vorerst auf den Vorschlag seines Besuchers eingehen mußte, wenn er den Anschluß nicht verlieren wollte.
Counce hatte gesiegt!
*
Statt per Transfax eine unpersönliche Botschaft zu schicken, entschloß sich Counce, sich selbst nach Regis zu begeben, denn er wollte sich gleichzeitig um eine andere Sache kümmern. Vorher setzte er sich aber noch einmal mit Falconetta in Verbindung.
„Wie geht es ihr?“ fragte er teilnahmsvoll. Er brauchte nicht erst zu erklären, wen er meinte.
„Immer noch sehr schlecht“, antwortete Falconetta ungnädig. „Sie ist praktisch nur noch eine leere Hülle.“
„Hat Ram sich schon um sie gekümmert?“
„Nein. Er ist im Augenblick auf einem Relaissatelliten und prüft das von Bassett bestellte Programm. Bassett konnte es doch nicht lassen, allerhand Tricks einzubauen, obwohl er genau weiß, daß wir keine hypnotischen Sendungen bringen. Die Sache ist so raffiniert ausgeklügelt, daß selbst Ram Schwierigkeiten hat, das Programm in unserem Sinne abzuändern.“
„Daran ist Bassett wahrscheinlich nicht schuld. Diese Dinge werden von seinen Experten ausgeklügelt.“
„Hat er nachgegeben?“ fragte Falconetta.
„Natürlich. Ich will mich jetzt mit Wu über die nächsten Schritte einigen. Vorher möchte ich dich um etwas bitten. Hoffentlich hast du die Zeit dazu. Es geht um folgendes …“
*
Die Neuigkeit verbreitete sich schnell. Wer von dem Erfolg hörte, ließ für einen Augenblick von seiner Arbeit ab, um Counce zu gratulieren. Alle wußten genau, welche Arbeit es gekostet hatte. Bassett zum Nachgeben zu zwingen.
Counce wartete auf einen ganz bestimmten Gratulanten, aber der kam nicht. „Wo ist Anty?“ fragte er nach einiger Zeit und wunderte sich über die plötzlich einsetzende Stille.
„Es geht ihm nicht besonders gut“, brach Katja die peinliche Stille. „Es ist einfach nicht mehr an ihn heranzukommen. Als ich ihn zum letztenmal sah, saß er auf einem Felsen und blickte in die Wüste hinaus.“
„Er ist aber schon wieder am Pol und sieht sich zur Abwechslung das Eis an“, ergänzte Lotus etwas zynisch.
„Entschuldigt mich bitte!“ rief Counce und drängte sich zum Transfax, um sich nach Regis versetzen zu lassen.
Genau wie Lotus gesagt hatte, starrte Anty auf die weiten Eisflächen der Polregion. Es gab auch kaum etwas anderes zu sehen, bis auf das Zelt, in dem der einzige Überlebende der fremden Raumschiffsmannschaft wohnte. Anty lief am Rande der Grube auf und ab, aus der die ersten Beweise der Existenz der Fremden zutage gefördert worden waren. Ab und zu stieß er einen Klumpen gefrorener Erde in die Grube und starrte tiefsinnig hinterher. Er hatte sich anscheinend an seinen neuen Körper gewöhnt, denn seine Bewegungen waren völlig natürlich.
Nur die geistige Umstellung war ihm nicht gelungen. Die Tatsache seines Todes und der Wiedergeburt in einer anderen Gestalt hatte ihn so überwältigt, daß er den Schock noch immer nicht überwunden hatte. Seine Haltung drückte eine tiefe Niedergeschlagenheit aus.
Für Counce war es immer ein Schock, einen Freund in einer neuen Gestalt zu sehen, obwohl er in den meisten Fällen an der Änderung mitwirkte und sich besonders in Antys Fall mit kleinen Änderungen zufriedengegeben hatte. Es war immer eine sehr schwierige Arbeit, die allergrößte Konzentration erforderte. Counce hatte jedoch nie einen Fehler gemacht. Den Geist, die Seele konnte er jedoch nicht verändern. Die Betroffenen mußten selbst mit der neuen Situation fertig werden und schafften es in den meisten Fällen auch in verhältnismäßig kurzer Zeit.
„Anty!“ rief er leise.
Der junge Mann lief weiter unruhig auf und ab und zeigte mit keiner Bewegung, daß er den Ruf vernommen hatte.
Counce ging zu ihm und lief nebenher. „Anty, ich habe eine Aufgabe für dich, eine wichtige Aufgabe!“
Anty war absolut nicht beeindruckt.
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