TS 63: Planet zu verschenken
Die für den Gefangenen aus dem Schiff geholten Lebensmittel enthielten Samenkerne, die „Freund“ einer nützlichen Verwendung zugeführt hatte.
Counce ging auf den merkwürdig geformten Eingang der Hütte zu. Natürlich war dieser Eingang der kompakten Form des Erbauers angepaßt. Counce klopfte und wurde von Falconetta eingelassen.
Falconetta stellte ihn vor, wobei der Sprachkonverter ihre Worte in die merkwürdig tiefe und grunzende Sprache der Fremden übersetzte. Für Counce waren diese Laute überraschend, doch Falconetta hatte sich anscheinend schon daran gewöhnt.
„Ich kann mich an dich erinnern“, sagte „Freund“. Der Konverter war so eingestellt worden, daß seine Stimme voll und männlich klang. „Du hast mir damals die Fesseln abgenommen. Ich habe dir noch nicht dafür gedankt. Damals hatte ich große Angst. Jetzt aber nicht mehr.“
Counce lächelte zufrieden. Aber selbst dabei hatte er Bedenken, denn er wußte ja nicht, wie sein Gesprächspartner das durchaus wohlmeinende Entblößen der Zähne auffassen würde.
„Du weißt sicher noch nicht, daß ‚Freund’ ein Kolonialexperte ist“, sagte Falconetta.
„Das stimmt“, warf „Freund“ ein. „Ich bin jetzt der Meinung, daß unsere beiden Rassen durchaus friedlich nebeneinander existieren können.“
„Ich bin der gleichen Meinung“, antwortete Counce. „Deshalb möchte ich dir etwas zeigen.“
*
Es war kein besonderes Problem, „Freund“ per Transfax auf den nun vollständig evakuierten Planeten Ymir zu bringen. „Freund“ war recht intelligent und hatte längst erkannt, daß die Menschen ein derartiges Beförderungsmittel besaßen. Wie hätten sie sonst ein Raumschiff aus seinem Kurs reißen und über eine ungeheure Entfernung auf einen Planeten holen können …
Der Ymir bildete einen merkwürdigen Anblick. Leere Städte zeugten von den ehemaligen Bewohnern; auf den Feldern standen die kargen und niedrigen Getreidearten, und einige abgemagerte Rinder fraßen die aus dem kalten Boden sprießenden Halme ab.
Um Energie zu sparen, hatte Counce eine Transfax-Plattform vorausgeschickt und an einem besonders übersichtlichen Punkt aufgestellt. Von dieser Stelle aus waren die schneebedeckten Berge, die flachen Ebenen und auch das rollende, stürmische Meer zu sehen.
Sie stiegen nacheinander von der Plattform. Erst Counce, dann „Freund“ – etwas ängstlich zwar – und zum Schluß Falconetta. Die beiden Menschen standen zitternd im eisigen Wind, doch „Freund“ ging beglückt ein paar Schritte vorwärts.
Counce und Falconetta sahen sich bedeutsam an. Falconetta hatte den transportablen Sprachkonverter mitgenommen und schaltete ihn ein.
„Das ist der Planet, den ihr euch von oben angesehen habt“, erklärte Counce.
„Freund“ fuhr überrascht herum. „Das kann doch nicht sein! Wir haben festgestellt, daß dieser Planet besiedelt ist.“
Counce dachte an all die Dinge, die sich in der Zwischenzeit ereignet hatten und lächelte. Später wollte er „Freund“ alles erklären, aber im Augenblick war das nicht notwendig. „Wir brauchen diesen Planeten nicht“, sagte er. „Einige von uns lebten hier. Aber als wir herausfanden, daß ihr einen Planeten wie diesen braucht, haben wir ihn für euch geräumt. Ich glaube, ihr könnt mehr damit anfangen.“
„Freund“ hob seine armähnlichen Vorderglieder und machte eine umfassende Gebärde. „Das ist das schönste Land, das ich je gesehen habe!“ rief er verzückt aus.
Er machte sich sogleich auf, um die nähere Umgebung zu prüfen.
Counce und Falconetta mußten ihm wohl oder übel folgen und die enorme Kälte in Kauf nehmen. Erst nach zwei Stunden waren sie wieder bei der Plattform. Sie froren erbärmlich, aber „Freunds“ übergroße Freude entschädigte sie mehr als genug für diese Unbequemlichkeit.
Sie waren kaum angelangt, als das Kraftfeld aufleuchtete und ein Mensch von der Plattform trat. Es war Katja.
„Hier seid ihr also!“ rief Katja. „Ihr hättet uns vorher informieren sollen. Wir haben alle bewohnten Planeten nach euch abgesucht.“
„Wir haben uns hier ein wenig amüsiert“, antwortete Counce lachend. „Was gibt es denn?“
„Ein weiteres Schiff der Fremden ist im Anflug! Wir haben alles vorbereitet, um die Aktion zu wiederholen. Wu ist aber der Meinung, daß du deine Pläne inzwischen geändert hast. Wir müssen das unbedingt wissen, denn die Zeit ist knapp.“
„Laß mich nachdenken!“ sagte Counce grüblerisch und
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