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TS 67: Der Held des Universums

TS 67: Der Held des Universums

Titel: TS 67: Der Held des Universums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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gewesen, es so einzurichten, daß alle Anrufe, die an seine Wohnung in Appalachia gerichtet waren, automatisch nach hier weitergeleitet wurden.
    „Quellen“, sagte er.
    „Koll“, meldete sich der andere. „Ich konnte Sie vorher nicht erreichen. Warum schalten Sie denn Ihre Kamera nicht ein, Quellen?“
    „Funktioniert nicht“, erklärte Quellen. Hoffentlich kam ihm der andere nicht auf die Lüge.
    „Kommen Sie sofort herüber, ja?“ sagte Koll. „Spanner und ich haben etwas Wichtiges mit Ihnen zu besprechen. Klar, Quellen?“
    „Ja, Sir. Natürlich. Noch etwas, Sir?“ fragte Quellen lahm.
    „Nein. Alles weitere erfahren Sie, wenn Sie hier sind.“ Koll schaltete ab.
    Quellen blickte lange auf den dunklen Bildschirm und kaute auf seiner Unterlippe. Sie konnten es unmöglich erfahren haben. Er hatte alle Vorkehrungen getroffen. Aber, so flüsterte eine drängende innere Stimme, sie mußten Quellens Geheimnis entdeckt haben. Was sollte Koll ihn denn sonst so dringlich auffordern, zu ihm zu kommen? Quellen begann trotz der Klimaanlage, die ihm die brütende Hitze des Kongo fernhielt, zu schwitzen.
    Sie würden ihn in Klasse Zwölf zurückstufen, wenn sie es erfuhren. Oder – das war noch wahrscheinlicher – bis in Klasse Acht. Er würde den Rest seines Lebens in einem winzigen Zimmer verbringen – mit zwei oder drei anderen Menschen, den unangenehmsten und am schlechtesten riechenden Menschen, die man sich vorstellen konnte.
    Quellen warf einen langen Blick auf die grünen, dichten Bäume, die unter dem Gewicht ihrer Blätter zusammenzubrechen drohten. Seine Augen schweiften bedauernd über seine beiden geräumigen Zimmer, die luxuriöse Terrasse, den unbehinderten Ausblick nach allen Seiten. Einen Augenblick war ihm sogar das Summen der Fliegen angenehm, ja er liebte es beinahe, jetzt, da alles verloren schien. Er warf einen letzten Blick auf seinen Besitz und trat in den Transmat.
    Er traf in dem winzigen Zimmer für Appalachier der Klasse Dreizehn ein, von dem jedermann annahm, daß er es bewohnte. In einer Folge schneller Bewegungen schlüpfte er aus seiner Freizeitkleidung und vertauschte sie mit seiner Amtsuniform, löschte das ,Privat’-Radion von der Tür, und damit war die Verwandlung von Joe Quellen, Besitzer eines illegalen Privatheims im Herzen einer afrikanischen Reservation in Joseph Quellen, Kriposek, Verteidiger von Recht und Ordnung, abgeschlossen.
    Er nahm sich ein Schnellboot und fuhr damit in die Innenstadt, zu einer Besprechung mit Koll, innerlich vor Angst und Sorge zitternd.
    Als er eintrat, warteten sie schon auf ihn. Koll, klein, mit einer scharfen, spitzen Nase, vergleichbar einer großen Ratte, saß der Tür gegenüber und blätterte in ein paar Akten. Spanner saß ihm gegenüber am Tisch, ebenfalls scheinbar intensiv mit dem Studium von Aktennotizen und Berichten beschäftigt.
    Als Quellen eintrat, griff Koll an die Wand und schaltete den Sauerstoffspender für drei Personen um.
    „Hat lange gedauert“, meinte Koll, ohne aufzublicken.
    „Tut mir leid“, murmelte Quellen. „Mußte mich erst umziehen.“
    „Wir können ja doch nichts ändern“, sagte Spanner, als wäre Quellen überhaupt nicht vorhanden. „Was geschehen ist, ist geschehen, und was wir auch tun – es wird nicht die geringste Wirkung haben.“
    „Setzen Sie sich, Quellen“, sagte Koll. Er wandte sich Spanner zu. „Ich dachte, das hätten wir alles schon geklärt. Wenn wir uns einmischen, gibt es ein heilloses Durcheinander. Schließlich sind es beinahe tausend Jahre!“
    Quellen atmete erleichtert auf – natürlich ohne sich etwas anmerken zu lassen. Offensichtlich galt ihre Besorgnis nicht seinem illegalen Heim in Afrika. Er sah jetzt seine beiden Vorgesetzten etwas aufmerksamer an, seit nicht mehr Angst und Besorgnis seinen Blick verschleierten.
    Sie debattierten offensichtlich schon eine ganze Weile.
    „Also gut, Koll, ich gebe zu, daß es die Vergangenheit aus dem Lot bringen könnte. Zugegeben.“
    „Und ist das etwa nichts?“ fragte der kleinere von beiden.
    „Unterbrechen Sie mich nicht. Ich bin der Ansicht, daß dem ein Ende gemacht werden muß.“
    Koll warf Spanner einen wütenden Blick zu, und Quellen sah ganz deutlich, daß nur seine, Quellens, Anwesenheit den anderen daran hinderte, seinem Ärger Luft zu machen. „Aber warum, Spanner, warum? Wenn wir nichts unternehmen, bleibt die Sache so, wie sie ist. Viertausend sind bereits verschwunden, aber das ist nur ein Tropfen auf den

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