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TS 68: Die Stadt im Meer

TS 68: Die Stadt im Meer

Titel: TS 68: Die Stadt im Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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Barra glücklich und schloß die Augen. „Ich bleibe.“ Dann öffnete sie sie plötzlich wieder. „Wie alt sind Sie?“
    „In Jahren?“
    „Ja.“
    Die Frau dachte schweigend nach. „Ich würde sagen, vierhundert.“
    „Und Wolf?“
    „Ungefähr zweihundertfünfzig. Jede Generation lebt länger als ihre Eltern. Mein Sohn wird länger leben als ich.“
    „Donnerwetter!“ sagte Barra voll Staunen. „Aber würden unsere Soldaten … würden diese Frauen das nicht verhindern? Unsere Rasse ist der Ihren unterlegen. Wir lesen keine Gedanken, wir leben nicht so lange, wir können nicht so schnell laufen, und so weiter. Welche Wirkung wird das auf die nächste Generation haben?“
    „Sie wird schwächer sein, aber nicht so schwach, wie Sie denken. Unsere Genetik-Experten haben dies alles genau durchdacht, und wir sind bereit, den Verlust auf uns zu nehmen. Wir haben keine Wahl. Eure Frauen haben eine gute Konstitution, sie sind intelligent. Ihre Kinder werden vielleicht nicht die Fähigkeit haben, Gedanken zu lesen oder uns in anderer Hinsicht gleichkommen können, und wir müssen daher eine Zeitlang mit einer geringeren Rasse vorlieb nehmen. Wir haben schon daran gedacht, unser Wissen wieder zu Papier zu bringen, weil wir die Notwendigkeit dazu voraussehen.“
    „Ihr habt wirklich an alles gedacht“, rief Barra aus. „Nun, an fast alles. Wie wollen Sie es den Soldaten sagen?“
    „Sie werden es ihnen sagen, Doktor.“
    „Ich?“
    „Sie. Sie respektieren Sie, Ihre Intelligenz. Ihnen werden sie glauben. Und sagen Sie es ihnen bald, damit sie sich die Sache auf dem Rest des Marsches durch den Kopf gehen lassen können. Und bitte, machen Sie ihnen klar, daß mein Sohn sie sicher heimgeleiten wird, wenn sie nicht bleiben wollen.“
    „Hmmm. Das hat etwas für sich. Also gut, ich werde es ihnen morgen früh beibringen.“ Sie sah wieder zu Wolf hinüber. „Ich kann es einfach nicht fassen, daß Sie ihn als zurückgeblieben bezeichnen.“
    „Es tut mir leid, aber es ist so. Vielleicht trifft das Wort Idiot nicht ganz genau zu, aber ich konnte kein besseres in Ihrem Vokabular finden.“ Sie legte liebevoll ihren Arm um Wolfs Schultern. „Er ist den Kindern, die aus der Verbindung unserer Männer mit euren Soldaten hervorgehen würden, noch unterlegen.“
    „Aber“, bohrte die Ärztin weiter, „wenn er Ihnen an Intelligenz unterlegen ist, und wir wiederum ihm unterlegen sind … was sind dann wir?“
    „Ich möchte Sie nicht beleidigen, Doktor.“
    „Blödsinn – sagen Sie es nur. Was sind wir im Vergleich zu Ihnen?“
    „Kinder, Doktor. Ungebildete und schwächliche Kinder.“
    „Hmmm.“ Sie nickte nachdenklich. „Unter anderen Umständen möchte ich mir nicht sagen lassen, daß ich ein Idiot bin. Aber … Sie werden mit unseren Mädchen ein Risiko eingehen.“
    „Uns bleibt keine Wahl. Und eure Mädchen sind wenigstens geistig gesund.“
    Barra hob die Augen zum Himmel. Die Sterne leuchteten klar und schienen fast greifbar nahe zu sein.
    „Also gut“, sagte sie langsam. „Ich werde es ihnen morgen vor dem Aufbruch sagen. Aber zwei Dinge werde ich verschweigen.“
    „Ja … ich spüre es. Ich ahne, was das eine ist.“
    „Zwei“, beharrte Barra. „Ich werde nichts über Wolf sagen. Sie sollen denken, was sie wollen, sollen sich ihre eigenen Gründe ausdenken, warum er nicht in die Stadt darf. Ich werde seine Mängel nicht erwähnen … es gibt ein paar Mädchen, denen das nicht gefallen würde.“
    „Ich ahne, was Sie sagen wollen.“
    „Es gibt ein paar Mädchen, die ihn anbeten. Lassen wir sie dabei. Sie brauchen das vielleicht.“
    „Ja, und das andere?“
    Barra lachte leise. „Ich werde meinem Captain nicht sagen, daß Sie Wolfs Mutter sind. Vielleicht später, aber nicht jetzt. Mein Captain erwacht langsam zur Frau – ich glaube, daß wir sie ganz erwachen lassen sollten.“

 
2.
     
    Captain Zee zog voller Bestürzung nach Nordwesten.
    Sie schritt weit den Wagen voraus, allein, gleich hinter der Vorhut. Sie wollte allein sein, denken, ohne Dr. Barra und die beiden Eingeborenen in der Nähe. Sie wollte das, was Dr. Barra ihr und der Truppe heute morgen mitgeteilt hatte, in Ruhe verarbeiten und zu einem Entschluß kommen.
    Sie wußte, daß ihre Truppe sich spalten würde, spalten in die, die bleiben und die, die den Rückmarsch antreten würden. Und was sollte sie mit denen tun, die blieben? Barra, zum Beispiel, hatte offen erklärt, daß sie bleiben würde. Wie könnte sie eine

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