TS 70: Die Kinder vom fünften Planeten
schien?
Der Hubschrauber landete dicht neben dem Haus, in dem Gail und die Kinder untergebracht waren. Soames schaltete den Motor aus und stieß die Kabinentüren auf.
Fran brüllte so laut er konnte und winkte heftig. Zani hörte ihn und kam aus dem Haus gestürmt. Mal und Hod kletterten einfach durchs Fenster. Gleich darauf erschien auch Gail.
„Steigt ein!“ brüllte Soames. „Eure Eltern sind da und warten auf euch!“ Er packte Gail an den Händen und zog sie hoch. „Gestern lagen sich alle Nationen noch in den Haaren, aber in diesem Augenblick haben sie nichts als furchtbare Angst.“
Die Türen klappten zu, der Motor knatterte wieder los. Soames ließ den Hubschrauber senkrecht aufsteigen und dann durch das Tal schweben.
Gail errötete, als er seinen Arm um sie legte. „Die Kinder!“ sagte sie leise.
„Keine Bange, die wissen mehr als wir“, antwortete Soames lachend.
„Und wir sind ihre Freunde. Ich kann es kaum erwarten, ihre Eltern zu sehen. Diese Leute verfügen über ein erstaunliches Wissen. Ich habe eine Menge Pläne, die sich bestimmt verwirklichen lassen. Wenn wir vernünftig zusammenarbeiten, werden wir ungeahnte Fortschritte machen. Diese Leute wissen enorm viel, aber unsere Denkart ist dynamischer. Ihr System ist nicht nur für Reisen durch die Zeit, sondern auch für weite Reisen durch den Raum geeignet. Sie wollten nur ihr Leben retten, aber wir wollen mehr. Wenn wir vernünftig sind, wird unsere Rasse nie wieder in Gefahr geraten. Wir können zum Centaurus, zum Aldebaran. Einem Verkehr über ungeheure Strecken steht überhaupt nichts mehr im Wege. Das Wissen dieser Leute und unsere Energie, das ergibt eine ganz vorzügliche Mischung.“
Die glänzende Wasserfläche des Stausees tauchte auf. Fran zog sein Kupferstäbchen aus der Tasche, schloß die Augen und sprach beglückt mit den Menschen in den acht gigantischen Metallzylindern.
Nach einer Weile berührte er Soames’ Arm. „Sie wollen – du sollst unser Sprecher sein und uns in allen Verhandlungen vertreten.“
Soames lächelte dankbar. Er dachte an seine weitreichenden Träume, die nicht mehr lange Träume bleiben sollten.
Ganz vorsichtig landete er den Hubschrauber auf der Dammkrone. Die Kinder stießen die Kabinentür auf und sprangen zu Boden. Einer der Zylinder berührte den Boden wie eine leicht schwebende Feder. Fran, Zani, Mal und Hod liefen jauchzend auf die Luke zu. Ihr Abenteuer hatte ein gutes Ende gefunden. Sie waren in eine ferne Zukunft geschickt worden, um einen Brückenkopf zu bilden. Aber sie waren auf Menschen gestoßen, auf furchtsame, egoistische Wesen.
Soames wußte sehr genau, daß er den Kindern durch sein Verhalten viel Kummer bereitet hatte. Er bereute es aber nicht, denn nach wie vor war er der Meinung, daß er lediglich seine Pflicht getan hatte. Ein Glück für die Kinder war es gewesen, daß er und Gail aber nicht nur an sich und ihre Mitmenschen, sondern auch an die Kinder gedacht hatten. Soames war glücklich. Es war wie ein Traum. Neben sich fühlte er Gail, den größten Schatz, der ihm bei diesem Abenteuer zugefallen war. Die Zukunft sah nicht mehr trübe, sondern ausgesprochen rosig aus. Als Vertreter dieser Menschen aus der Vergangenheit brauchte er sich um die Zukunft keine Sorgen zu machen. Erst allmählich dämmerte ihm, welche Veränderungen eingetreten waren. Eine noch vor wenigen Tagen zu einem furchtbaren Atomkrieg bereite Welt würde nun die Angst verlieren. Andere Aufgaben boten sich an: Die Eroberung einer neuen Technik; die Erforschung und Besiedelung ferner Planeten. Die Menschheit, gestern noch vom endgültigen Untergang bedroht, würde neu aufblühen.
Er sah zu den riesigen Zylindern hinüber. Diese Menschen waren einer furchtbaren Katastrophe entronnen, um beinahe den Nachkommen ihrer eigenen Rasse zum Opfer zu fallen.
Soames umarmte Gail und blickte versonnen zu den funkelnden Sternen empor. Vieles mußte noch anders werden; zu dem Wissen mußte auch das Verstehen kommen. Die Menschheit hatte einen weiten Weg hinter sich, aber auch die Zukunft war für Soames ein immer breiter werdender, immer höher führender Weg. In diesem Augenblick erfaßte ihn eine tiefe Dankbarkeit, weil er ein winziges Stück dieses Weges mitbauen durfte.
ENDE
Als TERRA-SONDERBAND 71 erscheint wieder
ein Leckerbissen für alle Story-Freunde:
Flitterwochen in der Hölle
(HONEYMOON IN HELL)
Ein Querschnitt aus dem Schaffen des berühmten FREDRIC BROWN, der nicht nur in
Weitere Kostenlose Bücher