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TS 75: Einzelgänger des Alls

TS 75: Einzelgänger des Alls

Titel: TS 75: Einzelgänger des Alls
Autoren: Fredric Brown
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darum. Es gab Orte, wo sie einander öfters trafen, wann immer sie zusammen sein wollten, und das genügte.
    Eine Zeitlang fanden sie Spaß am gemeinsamen Spiel, Poker, Maraja oder anderen Arten, aber bald gewann Crag immer häufiger, und so gaben sie es fast auf. Dann spielten sie nur noch um kleine Summen, und auch nur dann, wenn die eigene Geschicklichkeit über das Glück triumphierte, so daß es wichtiger war, den Gegner zu schlagen, als eine Geldsumme zu gewinnen.
    Und wetten taten sie, natürlich. Sie schlugen die Zeit tot, indem sie über widersinnige und irrelevante Dinge wetteten, fünf oder zehn Dollar als Einsatz, und nur ab und zu höhergingen, wenn es sich um die Verfechtung der eigenen Meinung handelte. Ansonsten wetteten sie, ob der nächste, der in die Bar eintrat, barfuß war oder Sandalen trug, oder ob er sich zu ihrer Linken oder Rechten an die Theke setzen würde. Hätte es jemals auf Mars geregnet, so würden sie wohl auch gewettet haben, welcher von zwei Wassertropfen als erster die Fensterscheibe traf. Es war widersinnig, schlug aber die Zeit tot.
    Denn die Zeit war ihr Feind, obgleich sie niemals darüber sprachen.
    Einmal nahm Crag Gardin mit in sein Appartement im Luxor. Gardin hatte um sich geblickt und anerkennend gepfiffen. „Wo ist der Knopf für die Tänzerinnen?“ hatte er wissen wollen, und als Crag nicht antwortete, hatte er gefragt: „Du bist wohl ein Weiberfeind, wie?“ Und als Crag noch immer nicht antwortete, hatte er das Thema fallenlassen. Sie hatten sich zwei Gläser eingeschenkt und schweigend zusammengesetzt. Aber nicht für lange Zeit.
    Gardin sagte plötzlich mit veränderter Stimme: „Ich fühle mich miserabel, Crag. Was ist los mit mir?“
    „Du wirst weich.“
    „Weich?“ Gardin stand auf. „Wette, ich kriege dich unter, hier und jetzt.“
    Crag grinste, und einen Augenblick flammte ein frohes Gefühl in seiner Brust auf. Dann sagte er: „Diesmal gibt’s keine Wette, Gardin. Setz dich und trink. Wenn wir einmal anfangen, bringst entweder du mich oder ich dich um. Das ist eine Wette nicht wert.“
    Gardin setzte sich mit gerötetem Gesicht. „Warum reitest du dann auf mir herum?“
    „Tu ich gar nicht, sagte nur die Wahrheit. Zum Teufel, mit mir ist es das gleiche. Ich werde weich.“ Aber Crag glaubte es in seinem Fall nicht wirklich.
    Gardin hatte sich beruhigt. Jetzt fiel sein Blick auf den riesigen Fernsehschirm und er pfiff durch die Zähne. „Mensch, das ist ein Ding. Und das erinnert mich. Weißt du, was heute ist?“
    „Was?“
    „Der Tag, an dem sie auf Cragon landen. Hast du nicht die Nachrichten gehört?“
    „Seit gestern nicht mehr. Was ist los?“
    „Der Staub ist weg. Schien sich aber nicht zu setzen, sondern einfach zu verschwinden. Und – das ist natürlich unmöglich, aber sie sagen, es sei wahr – es ist ein vollendeter Planet.“
    „Was meinst du, ein vollendeter Planet?“
    „Na, keiner im Urstadium. Hat Vegetation – Bäume und alles. Der Erde sehr ähnlich, nur besteht er größtenteils aus Festland anstelle von Wasserflächen. Aber es gibt auch Meere, Seen und Flüsse – reines, frisches Wasser, und das ist einfach unlogisch.“
    „Warum?“
    „Ströme und Flüsse entstehen erst langsam, nach Jahrtausenden; sie müssen sich ihr Bett graben. Verdammt noch mal, der Planet ist erst zwei Wochen alt. Was soll das heißen?“
    „Vielleicht ist er frühreif“, lachte Crag.
    „Auf jeden Fall ist es nicht natürlich. Hab deinen Spaß dran, wenn du willst, Crag, aber nicht einmal die hellsten Köpfe unter den Wissenschaftlern wissen, was los ist. Manche sind sogar so ehrlich, zuzugeben, daß sie Angst haben.“
    „Wovor?“
    „Sie wissen es nicht, das ist ja der Grund, warum sie Angst haben.“ Gardin wandte sich dem Schaltbrett zu. „Um diese Zeit herum werden sie ihre Landung machen. Schauen wir’s uns an. Okay?“
    Crag nickte, und Gardin schaltete den Fernsehapparat ein.
    Nach einiger Zeit erfüllte das ferne Bild eines aus dem Raum aufgenommenen Planeten den Schirm. Es hätte die Erde sein können. Blaue Meere, grün und braun gefleckte Kontinente, weiße Polarkappen. „Wir zeigen Ihnen Cragon“, sagte eine salbungsvolle Stimme, „den neuesten Planeten unserer Sonne. Die Aufnahme wurde vom Flaggschiff Dorai aus gemacht, in einer Entfernung von dreihunderttausend Kilometern. In wenigen Minuten werden wir auf das Erkundungsschiff Andros überblenden, welches sich gerade Cragon nähert, um die erste Landung
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