TS 87: Der kleine Fuzzy
verhandelten. Schließlich zog Brannhard ein silbernes Halbsolstück aus der Tasche, warf es in die Luft und schlug es mit der flachen Hand auf den Tisch.
Coombes sagte: „Kopf“, worauf Brannhard die Hand wegzog, sich verbeugte und zurücktrat.
„Also, Leutnant Lunt“, begann Coombes, „als Sie in dem provisorischen Lager gegenüber von Holloways Camp eintrafen – was haben Sie dort vorgefunden?“
„Zwei tote Leute“, sagte Lunt. „Einen terranischen Menschen, der an zwei Schüssen durch die Brust gestorben war und einen Fuzzy, der zu Tode getrampelt worden war.“
„Euer Ehren!“ brauste Coombes auf. „Ich muß darum bitten, daß der Zeuge aufgefordert wird, seine Antwort neu zu formulieren und daß die gerade abgegebene Antwort aus dem Protokoll gestrichen wird. Unter den vorliegenden Umständen hat der Zeuge kein Recht, die Fuzzys als ,Leute’ zu bezeichnen.“
„Euer Ehren“, widersprach Brannhard, „Mr. Coombes’ Einspruch ist ebenso unkorrekt. Er hat unter den vorliegenden Umständen nicht das Recht, den Fuzzys den Status von ,Leuten’ abzusprechen. Das liefe ja darauf hinaus, den Zeugen zu zwingen, sie als unvernünftige Tiere zu bezeichnen.“
So ging das fünf Minuten weiter. Jack kritzelte auf einem Blatt Papier herum. Baby sah ihm dabei zu, holte sich einen Bleistift und begann ebenfalls zu kritzeln. Schließlich machte das Gericht dem Streit ein Ende und forderte Lunt auf, über die Vorfälle zu berichten.
Als er seine Aussage beendet hatte, sagte Coombes:
„Keine weiteren Fragen.“
„Leutnant, Sie haben Leonard Kellogg auf eine von Jack Holloway vorgebrachte Mordanzeige festgenommen. Ich nehme an, daß Sie diese Anzeige als berechtigt ansahen?“
„Ja, Sir. Ich war der Meinung, daß Leonard Kellogg ein intelligentes Wesen getötet hatte. Nur intelligente Wesen begraben ihre Toten.“
Damit gab Oberrichter Pendarvis sich zufrieden.
„Ich glaube, mit dieser Aussage ist die Tatsache bestätigt, daß das Wesen, das hier unter dem Namen Goldlöckchen bekannt ist, wirklich von dem Beklagten, Leonard Kellogg, zu Tode getrampelt wurde und daß der Mensch namens Kurt Borch wirklich von Jack Holloway erschossen wurde. Unter diesen Umständen können wir uns jetzt der Frage zuwenden, ob diese beiden Körperverletzungen mit Todesfolge dem Sinne des Gesetzes nach Morde waren. Es ist jetzt elf Uhr vierzig. Wir unterbrechen die Sitzung für eine Mittagspause. Das Gericht tritt um vierzehn Uhr wieder zusammen. Es sind da einige Dinge, darunter auch Änderungen im Gerichtssaal, die vor der Nachmittagssitzung vorgenommen werden müssen … Die Verhandlung ist bis vierzehn Uhr vertagt.“
„Einige Änderungen im Gerichtssaal“ war recht vorsichtig ausgedrückt. Vier Reihen Zuschauersitze waren entfernt worden; der Zeugenstand, ursprünglich links neben der Richterbank angeordnet, war ans Trenngitter geschoben worden und stand jetzt der Richterbank gegenüber. Darüber hinaus war eine große Zahl von Tischen in den Saal gebracht worden und halbkreisförmig um den Zeugenstand angeordnet worden. Alle an den Tischen Sitzenden hatten jetzt die Richter vor sich und konnten auch sonst das Geschehen im ganzen Saal verfolgen, indem sie auf den Bildschirm blickten. So vermochte auch ein auf dem Zeugenstuhl Sitzender den Bildschirm des Lügendetektors zu sehen.
Gus Brannhard sah sich um, als er mit Jack eintrat und fluchte halblaut.
„Kein Wunder, daß sie uns zwei Stunden Mittagspause gelassen haben. Ich möchte nur wissen, worauf sie damit hinauswollen.“ Dann lachte er. „Coombes hier scheint es auch nicht zu gefallen.“
Ein Beamter mit einem Sitzplan kam auf sie zu.
„Mr. Brannhard, Sie und Mr. Holloway dort drüben am Tisch.“ Er deutete auf einen etwas abseits von den anderen stehenden Tisch am äußersten rechten Ende. „Dr. van Riebeek und Dr. Rainsford bitte hier drüben.“
Der Lautsprecher des Gerichtsausrufers gab zwei scharfe Pfiffe von sich und plärrte dann metallisch:
„Achtung an alle! Achtung an alle! Das Gericht tritt in fünf Minuten zusammen …“
Brannhards Kopf flog herum, und Jacks Augen folgten ihm. Der Ausrufer war ein Offizier in der Uniform der Raummarine.
„Was zum Teufel soll das?“ fragte Brannhard. „Ein Kriegsgericht?“
„Das habe ich mich auch gefragt, Mr. Brannhard“, sagte der Beamte. „Die haben ja inzwischen den ganzen Planeten übernommen.“
„Vielleicht haben wir Glück, Gus. Ich habe immer gehört, daß man als
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