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TS 88: Das Ende der Zeitreise

TS 88: Das Ende der Zeitreise

Titel: TS 88: Das Ende der Zeitreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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nur in dicke Felle gehüllt, die Arme und Beine frei ließen. Sie stellten sich im Kreis auf und warteten. Es dauerte noch einige Zeit. Dann kam Egdul. Splitternackt, mit wehender weißer Mähne und langwallendem Bart, nur mit einem knöchernen Dolch in der Hand, trat er ins Freie. Murmelnd lief er um den Kreis der wartenden Jäger herum, sprang dann mit einem Satz in die Mitte und erstarrte zur Reglosigkeit, während die Hände den Dolch gen Himmel reckten.
    Dann, blitzschnell, wie man es von einem Greis nicht erwartet hätte, bückte er sich und fuhr mit der Spitze des Dolches durch den Schnee. Scheu sahen die Männer zu, wie sich aus den Linien allmählich die Umrisse eines Tieres formten – eines Rentieres.
    Als der Alte die Zeichnung vollendet hatte, reckte er den Oberkörper steil nach oben und rief ein einziges Wort: „Amnahas!“ Danach machte er kehrt, schnellte sich durch die Lücke im Kreis und verschwand mit blaugefrorenen Lippen im Innern der schützenden Höhle.
    Amnahas wußte, was er zu tun hatte. Mit funkelnden Augen ergriff er den schlanken Wurfspeer mit der knöchernen Widerhakenspitze. Weit holte sein kräftiger Arm aus. Dann flog der Speer.
    Beifälliges Gemurmel ertönte, als die Spitze des Speeres sich an die Stelle der Zeichnung bohrte, wo beim Rentier das Blatt saß. Doch dem Beifall folgte betretenes Schweigen, als Amnahas den Speer herauszog. Die Spitze war abgebrochen.
    „Das bringt Unheil!“ flüsterte Saikeet mit blassen Lippen.
     
    *
     
    Kurze Zeit, nachdem die Jäger sich geteilt hatten, verstärkte sich der Schneesturm erneut. Amnahas stapfte durch den lockeren Schnee, der ihm an manchen Stellen bis zur Brust reichte. Er atmete auf, als er das vom Wind blankgefegte Felsplateau erreichte. Leichtfüßig rannte er darüber hinweg; und in das Fauchen, Winseln und Jaulen des Sturmes mischte sich das Klatschen nackter Fußsohlen.
    Amnahas kletterte auf den stumpfen Kegel einer felsigen Erhebung. Von hier aus hatte er unter normalen Umständen freien Ausblick bis zum Horizont, konnte im Sommer die unwahrscheinliche Farbenpracht blutroter Flechten, blühender Wollgrasköpfe, Bärentrauben, Moosbeeren und Gräser bewundern. Jetzt, unter dem grausamen Regiment des langen Winters, war die Landschaft in bläulich schattiertes Weiß gehüllt, von dem die wirbelnden Schneemassen nur hin und wieder einen kleinen Zipfel freigaben.
    Wie Amnahas auch seinen Kopf drehte und wendete, weder von seinen Gefährten noch von jagdbarem Wild war etwas zu entdecken. Dabei wußte er die Gefährten wenigstens in der Nähe, was er vom Wild nicht sagen konnte. Doch trotz der grimmigen Kälte verharrte der Jäger reglos. Das Wild mußte kommen – der Jagdzauber hatte es bewiesen!
    Wie lange er so gestanden hatte, wußte er nachher nicht mehr. Aber es mußte sehr lange gewesen sein, denn seine Füße waren ohne jedes Gefühl. Nur der Wille hielt den Mann aufrecht. Plötzlich jedoch riß der hin und her wogende Schleier beiseite. Die düstere Kulisse der winterlichen Tundra trat ins Blickfeld. Bis in die Unendlichkeit hin schien sie sich zu erstrecken. Im Vordergrund konnte Amnahas die eintönige Ebene des zugefrorenen Sees entdecken. Er kniff die Augen zusammen, denn die ungewohnte, seit langem entbehrte Helligkeit blendete ihn, obwohl nur ein matter leuchtender Fleck den Standort der Sonne anzeigte.
    Der Oberkörper beugte sich wie lauschend nach vorn. Zuerst sah Amnahas nur etwas wie eine bewegliche Linie. Es schien ihm, als ob die düsteren Hänge des Seeufers sich behutsam der verschneiten Eisfläche näherten, als ob zahllose blankgefegte Felsbrocken und Steine, die aus den Hängen herauswuchsen, kaum merkbar über den vereisten Grund zu Tal glitten.
    Amnahas zögerte noch. Aber dann erreichte die unendlich langsame Lawine den Rand der Bucht und begann, sich über das Eis des Sees auszubreiten.
    In gewundenen Reihen, zusammengeballt, einzeln und in breiter Front strömten die Rene heran, bis sie sich in einer meilenbreiten Front nach Norden wälzten. Aus der Entfernung schienen sie sich kaum zu bewegen, aber es dauerte nicht lange, bis die Spitze die Mitte der Bucht erreicht hatte und die Einzelwesen erkennbar wurden. Nicht ein einziger Bulle war in dem Strom der Tiere, die – alle hochträchtig – von einem unwiderstehlichen Instinkt in die weite Tundra getrieben wurden, die das Wochenbett der Rene ist.
    Fleisch für viele Tage und Nächte, ja, vielleicht für den ganzen Winter!
    Bisher hatten

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