TS 90: Die dritte Chance
zu ziehen.“
Fabian spürte, wie seine Spannung stieg. Das Mosaik begann sich zu einem Bild zu formen. Er schwieg und wartete.
Weißberger fuhr fort:
„Es steht einwandfrei fest, daß die Erde von einem unbekannten und riesigen Objekt umkreist wird. Das war die erste Tatsache, die ich nach und nach erfuhr. Die Agententätigkeit aller Staaten bewies einwandfrei, daß dieses Objekt weder eine amerikanische noch eine russische Raumstation oder größere Rakete sein kann. Kein Staat ist heute schon in der Lage, ein solches Objekt in eine Kreisbahn zu befördern. Als ich das erfuhr, begann ich Ihre Geschichte zu glauben. Aber ein Beweis ist damit noch nicht erbracht. Den sollen Sie mir liefern.“
„Ich? Aber ich erklärte Ihnen doch schon, daß meine Erinnerung zum größten Teil gelöscht wurde und ich nicht mehr weiß …“
„Aber Sie wissen doch noch alles über Ihren Aufenthalt im Raumschiff, oder? Sie entsinnen sich der Fremden, der Vernichtung der Erde und Ihrer Rückkehr in die Vergangenheit. Sie wissen doch noch genau, was man Ihnen zeigte und Ihnen auftrug. Stimmt da«?“
„Nun gut. Dann wird Ihnen auch noch einiges andere einfallen. Ich habe hier eine Skizze.“ Er nahm aus der Tasche ein zusammengefaltetes Stück Papier und legte es auf den Tisch. „Ich habe drei Wochen dazu benötigt, meine Freunde aus dem Pentagon auszuquetschen. Jeder von ihnen lieferte mir eine an sich bedeutungslose Information, aber zusammengesetzt ergeben sie ein klares Bild. So etwa die ungefähren Umrisse des mysteriösen Raumschiffes. Halt, sagen Sie noch nichts, Fabian! Dort auf dem Tisch liegt eine Zeichnung. Ich habe sie aus dem Gedächtnis nach den erhaltenen Informationen gemacht. Und hier, nehmen Sie – ein Blatt Papier. Jetzt versuchen Sie sich zu erinnern und zeichnen Sie die Umrisse des Schiffes auf, in dem Sie sich aufhielten. Wir werden dann sehen, ob Ihre und meine Zeichnung übereinstimmen. Das, Fabian, würde ich als Beweis für die Wahrheit Ihrer Geschichte gelten lassen. Denn niemand außer den Geheimdienstlern und ich kennt die Formen dieses Raumschiffes.“
Fabian begriff, was Weißberger von ihm wollte. Wenn man wirklich ein Raumschiff entdeckt hatte, das um die Erde kreiste, so konnte es sehr gut jenes Schiff sein, mit dem die Fremden ihre Beobachtungen durchführten. Aber die Sache hatte einen Haken.
„Es war damals neblig, Professor. Ich sah eigentlich nur die Einstiegluke und ihre nähere Umgebung. Aber warten Sie, als man mich wieder zur Erde brachte, war die Beleuchtung besser. Es war dunkel, aber nicht so nebelig. Ja, ich denke, so ungefähr weiß ich noch, wie das Schiff ausgesehen hat.“
„Dann beginnen Sie“, forderte Weißberger ihn auf und beugte sich vor. „Dort, nehmen Sie den Bleistift. Aber rühren Sie meine Skizze nicht an. Wir vergleichen erst später.“
Fabian nahm sich Zeit. Er versuchte sich an den Augenblick zu erinnern, in dem er abgesetzt wurde. Natürlich hatte es Nebel gegeben, aber er war zu schwach gewesen, um die Konturen des Schiffes vor ihm zu verbergen. Gegen den etwas helleren Horizont hatte er es deutlich gesehen, wenn auch nur für zwei oder drei Sekunden. Zögernd begann er, die Umrisse aufzuzeichnen. Weißberger sah zu und verzog keine Miene. Er nahm sein Glas und trank. In seinen Augen glomm ein merkwürdiges Feuer.
Nach fünf Minuten etwa schob Fabian das Stück Papier seinem Gegenüber hin.
„Natürlich kann ich nicht garantieren, daß es genauso ausgesehen hat, aber nicht viel anders dürfte es gebaut sein. Ein langer Zylinder, oval, etwa wie ein Luftschiff oder eine Zigarre. Ich würde seinen Durchmesser auf zwanzig Meter schätzen.“
„Und die Länge?“
„Nun – vielleicht zweihundert Meter. Kann auch mehr sein.“
„Also eine Zigarre“, lächelte Weißberger mit verkniffenen Lippen. In seinen Augen war so etwas wie Furcht. „Sie haben nicht bemerkt, daß das eine der beiden Enden etwas weniger spitz zulief?“
Fabian sah Weißberger verblüfft an.
„Doch, natürlich. Der Bug, mit dem voran es im nächtlichen Himmel verschwand, war stumpfer als das Heck. Aber ich kann das nicht beschwören.“ Er verbesserte die Zeichnung.
Weißberger nahm die Skizze, betrachtete sie eingehend und legte sie dann auf den Tisch zurück. Langsam faltete er seine eigene Zeichnung auseinander und legte sie fast behutsam neben Fabians Arbeit.
„So, nun sehen Sie selbst. Was sagen Sie dazu?“
Fabian erstarrte. Bis auf geringe Einzelheiten glich
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