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TS 91: Bis in die Unendlichkeit

TS 91: Bis in die Unendlichkeit

Titel: TS 91: Bis in die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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sich andere Wälder aus, so stark und machtvoll wie er selbst.
    Von undenklichen Zeiten an hatte der Wald das Land vor einer nur dunkel verstandenen Gefahr geschützt. Langsam begann er sich nun der Natur dieser Gefahr zu entsinnen. Sie ging von Schiffen aus wie diesem, welche sich vom Himmel herabsenkten. Der Wald konnte sich nicht klar ins Gedächtnis rufen, auf welche Art er sich verteidigt hatte, doch er erinnerte sich mit aller Macht, daß Verteidigung notwendig gewesen war.
    Selbst als er sich des Schiffes immer stärker bewußt wurde, das da in dem grauroten Himmel über ihm kreuzte, flüsterten seine Blätter eine zeitlose Sage von gekämpften und gewonnenen Schlachten. Gedanken flossen in ihrer langsamen Bahn tiefer die Schwingungskanäle hinab, und selbst die riesigen Äste zehntausender Bäume erzitterten unmerklich.
    Dieses Beben, das, als es sich fortpflanzte, zuletzt alle Bäume erfaßte, erzeugte in seiner gewaltigen Ausdehnung allmählich Ton und Druck. Anfangs waren diese fast unmerklich, gleich einer Brise, die durch eine immergrüne Bergschlucht weht. Aber Ton und Druck wurden stärker.
    Sie erlangten Substanz. Der Ton wurde allumfassend, und der gesamte Wald stand da, vibrierte in Feindseligkeit und wartete darauf, daß das Gebilde am Himmel tiefer kam.
    Er hatte nicht lange zu warten …
    Das Raumschiff schwang aus seiner Bahn und stieß nieder. Seine Geschwindigkeit war nun – knapp am Boden – höher, als es zuerst den Anschein hatte. Auch war das Schiff mächtiger. Riesenhaft erschien es über den nahen Bäumen und senkte sich nieder, unbekümmert um die Baumwipfel. Gestrüpp krachte, Äste zerbrachen und ganze Urwaldriesen wurden beiseite geschleudert, als ob sie bedeutungslos, gewichtlos und kraftlos wären.
    Tiefer sank das Schiff, schnitt sich seinen Weg durch den Wald, der ächzte und kreischte, als es durchbrach. Mit Wucht kam es zu Boden, drei Kilometer nachdem es den ersten Baum gestreift hatte. Hinter ihm bebte und pulsierte die Masse der gebrochenen Bäume im Sonnenlicht, eine gerade Straße der Zerstörung, wie es – entsann sich der Wald abrupt – genauso in der Vergangenheit geschehen war.
    Er begann nun, die verletzten Teile auszuscheiden. Er entzog ihnen seine Säfte und beendete die Vibration in den betroffenen Gebieten. Später würde er neuen Wuchs entstehen lassen, um das Zerstörte zu ersetzen, jetzt aber akzeptierte er den teilweisen Tod, den er erlitten hatte. Nun kannte er Furcht.
    Es war Furcht, durchsetzt mit Ärger. Er fühlte das Schiff, wie es auf den zermalmten Bäumen lag, einem Teil seiner selbst, noch nicht ganz tot. Er spürte die Kälte und Härte von Stahlwänden, und Furcht und Ärger nahmen zu.
    Ein Wispern von Gedanken pulsierte entlang der Vibrationskanäle. Warte, sagten sie, in mir liegt eine Erinnerung. Eine Erinnerung an längst vergangene Zeiten, als andere solche Schiffe kamen. Gespannt, aber unsicher bereitete sich der Wald auf seinen ersten Angriff vor. Er begann, rund um das Schiff zu wachsen.
    Vor langer Zeit hatte er die Macht des Wachstums erkannt, dessen er fähig war. Es gab eine Zeit, in der er noch nicht diese Ausdehnung besessen hatte. Doch eines Tages bemerkte er, daß er sich einem Wald näherte, der so war wie er. Vorsichtig, langsam, näherten sich die zwei Massen von wachsendem Holz, die zwei Giganten der ineinander verflochtenen Wurzeln, erstaunt, mit einer überraschten, dennoch vorsichtigen Verwunderung, daß die ganze Zeit über tatsächlich eine ähnliche Lebensform existiert haben sollte.
    Sie strebten aufeinander zu, berührten sich – und kämpften Jahre hindurch.
    Während dieses anhaltenden Kampfes kam fast das gesamte Wachstum in den zentralen Regionen zum Stillstand. Die Bäume hörten auf, neue Zweige sprießen zu lassen. Durch die Notwendigkeit gezwungen, verhärteten sich die Blätter und leisteten ihre Aufgaben weit längere Perioden. Langsam nur wuchsen die Wurzeln. Die gesamte verfügbare Kraft des Waldes konzentrierte sich auf Verteidigung und Angriff.
    Über Nacht schoßen Wälle von Bäumen aus dem Boden. Riesenhafte Wurzeln bohrten sich kilometertief in den Untergrund, brachen durch Fels und Metall und schufen dadurch eine Barriere aus Holz gegen das übergreifende Wachstum des fremden Waldes.
    An der Oberfläche verdickten sich die Wälle in der Breite zu mehr als einem Kilometer von Bäumen, die fast Stamm an Stamm standen. Und mit diesem Zustand endete zuletzt der große Kampf. Der Wald akzeptierte das

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