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TS 91: Bis in die Unendlichkeit

TS 91: Bis in die Unendlichkeit

Titel: TS 91: Bis in die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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wankte er die Rampe hinunter.
    Sein ungewisser Plan, dem Dorf zu helfen, war damit schnell und endgültig im Keim erstickt.
    Die Tage vergingen, aber er wußte nicht, wie viele. Jedesmal, wenn er zum Essen ging, fand er eine kleinere Menge Wasser vor. Er sagte sich immer und immer wieder, daß jedes Mahl sein letztes sein mußte. Es war unvernünftig von ihm, zu erwarten, daß sich das Dorf für ihn zerstörte, jetzt, da sein Schicksal besiegelt war.
    Und was noch schlimmer war: Er merkte von Tag zu Tag deutlicher, daß sein Körper die Nahrung nicht vertrug. Er hatte dem Dorf fehlerhafte Angaben gemacht, als er ihm seine Nahrungsbedürfnisse mitteilte, indem er ihm schale und beschmutzte Proben vorlegte. Damit hatte er seine Qualen nur unnötig verlängert. Manchmal war ihm nach dem Essen stundenlang schwindelig und speiübel. Allzuoft empfand er stechende Kopfschmerzen, und sein Körper zitterte im Fieber.
    Das Dorf tat, was es konnte. Das übrige wäre seine Aufgabe gewesen, und er brachte es nicht einmal fertig, sich einer groben Nachbildung irdischer Nahrung anzupassen. Zwei Tage lang fühlte er sich zu elend, um sich zu einem der Tröge zu schleppen. Er lag auf dem Boden, und die Stunden vergingen. Während der zweiten Nacht wuchsen die Schmerzen in seinem Körper zu solch unerträglicher Stärke an, daß er zuletzt einen Entschluß faßte.
    „Wenn ich eine Lagerstatt erreichen kann“, sagte er sich, „wird mich die Hitze umbringen: Und das Dorf wird, indem es meinen Körper absorbiert, etwas von dem gespendeten Wasser zurückerhalten.“
    Er brauchte mindestens eine Stunde dazu, sich zur Rampe der nächsten Ruheplattform zu schleppen und hinaufzukriechen. Als er es schließlich geschafft hatte, lag er hingestreckt da, als ob er bereits tot wäre. Die letzten Gedanken, die er bewußt dachte, waren: „Meine lieben Freunde – ich komme.“
    Die Halluzination war so vollkommen, daß er sich für einen kurzen Augenblick wieder im Kontrollraum des Raumschiffes wähnte, umgeben von seinen früheren Gefährten.
    Mit einem Seufzer der Erleichterung versank Jenner in traumlosen Schlaf.
    Er wachte auf, geweckt vom Spiel einer Violine. Es war eine süße, schwermütige Musik, die vom Aufstieg und Untergang einer längst vergangenen Rasse berichtete.
    Jenner lauschte eine Zeitlang, und dann erkannte er mit plötzlicher Erregung die Wahrheit. Diese Musik ersetzte das Pfeifen – das Dorf hatte seine Musik ihm angepaßt!
    Seine Sinne meldeten ihm weitere unfaßbar Phänomene. Die Lagerstatt fühlte sich angenehm warm an, durchaus nicht heiß. Er empfand ein behagliches Gefühl körperlichen Wohlbefindens, wie er es nie zuvor verspürt hatte.
    Eilig kletterte er die Rampe zur nächsten Nahrungsbox hinunter. Als er begierig vorwärtskroch, die Nase dicht über dem Boden, füllte sich der Trog mit einer dampfenden Masse. Der Duft war so lieblich und angenehm, daß er sein Gesicht in den Brei tauchte und ihn mit gierigem Schmatzen aufschleckte. Der Brei schmeckte wie dicke Fleischsuppe, war von angenehmer Wärme und schmeichelte Mund und Nase mit seinem köstlichen Aroma. Als Jenner den Trog völlig leergegessen hatte, empfand er zum erstenmal seit langer Zeit kein Verlangen nach Wasser.
    „Ich habe gewonnen!“ jubelte er. „Das Dorf hat einen Weg gefunden!“
    Nach einiger Zeit fiel ihm etwas ein, und er kroch zum Badezimmer. Vorsichtig schob er sich rückwärts in die Brausebox, wobei er die Decke angespannt beobachtete. Der gelbliche Sprühregen fiel auf ihn hernieder, kühl und angenehm.
    Es war eine wahre Labung.
    In Verzückung peitschte er mit seinem meterlangen Schwanz den Boden und hob seine lange Schnauze zur Decke, damit die dünnen Strahlen der Flüssigkeit die Nahrungsreste wegschwemmten, die sich zwischen seinen scharfen Zähnen verfangen hatten.
    Dann watschelte er hinaus, um in der Sonne zu baden und der zeitlosen Musik zu lauschen …

 
Zögernde Erinnerung
    (PROCESS)
     
    Im hellen Licht der Sonne atmete der Wald und hatte sein Dasein. Er wußte von dem Schiff, welches die dünnen Schwaden der oberen Lufthülle durchbrochen hatte. Aber seine spontane Feindseligkeit dem fremden Gebilde gegenüber wurde nicht sofort von Alarm begleitet.
    Über Zehntausende von Quadratkilometern verflochten sich seine Wurzeln unter der Oberfläche, und die Millionen Baumwipfel schwankten sanft in tausend trägen Brisen.
    Und ringsum – über Hügel und Berge und entlang der nahezu endlosen Meeresküste – breiteten

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