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TS 93: Der Unangreifbare

TS 93: Der Unangreifbare

Titel: TS 93: Der Unangreifbare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Christentum geworden ist. Demokratie wird im allgemeinen für eine Freiheitsgarantie gehalten. Das muß aber nicht unbedingt so sein. Wir kennen die verschiedenen Formen der Demokratie und die Ideen verschiedener Denker. Wir kennen auch die Nachteile dieser Regierungsform.“
    „Trotzdem haben wir eine Art Demokratie“, entfuhr es Koskinen.
    „Eine stark eingeschränkte Demokratie“, bemerkte Quarles. „Wir wählen unsere Vertreter, aber die Wähler werden von Wahl zu Wahl weniger. Das ist nicht allein das Ergebnis der Massenarmut und der schlechten Bildung großer Bevölkerungsteile. Es liegt vielmehr an der Erkenntnis, daß der Staat ein eigenständiges, nicht mehr zu kontrollierendes Gebilde geworden ist. Intelligente und rücksichtslose Männer können bestimmte Posten zu ihrem Vorteil ausnutzen und ihre Macht vergrößern. Der Wähler hat kaum noch Einfluß auf diese Entwicklung. Denken Sie doch einmal an die Sicherheitsabteilung. Diese Abteilung ist nicht mehr zu kontrollieren und neigt deshalb zum Mißbrauch der Macht. Die anderen Dienststellen bewegen sich auf dieser Linie weiter und werden ebenfalls bald autoritär sein. Die Regierung ist zu einer komplizierten Maschinerie geworden.“
    „Es geht also alles nach Schemata?“ fragte Koskinen.
    „Und nach den persönlichen Wünschen der mit der Leitung der einzelnen Ministerien betrauten Personen. Der Staat ist nicht mehr eine Vertretung der diesen Staat unterhaltenden Menschen, sondern eine Sache für sich. Die von den Gründern unseres Staates festgelegten konstitutionellen Beschränkungen haben längst keine Gültigkeit mehr. Es gibt einen starken Trend zur Oligarchie und eine gleichzeitige Schwächung der Demokratie.
    Das Problem ist also folgendes: Wie kann den in dem Überstaat lebenden Menschen die persönliche Freiheit erhalten oder wiedergegeben werden? Es ist ein schwer zu lösendes Problem, denn der Mensch soll ein Teil des Ganzen sein, soll Rechte und Pflichten haben und doch die Freiheit des freiwilligen Entschlusses genießen. Die demokratische Republik war einmal der Idealfall. Aber wie alles, unterlag auch diese Staatsform dem unvermeidlichen Wechsel. Die Evolution ist eben nicht aufzuhalten. Mit der Verbesserung der Transport- und Kommunikationsmöglichkeiten schrumpften die Entfernungen zusammen, und alle möglichen Kulturen verschmolzen miteinander. Der Atomkrieg war die letzte Konsequenz einer Fehlentwicklung. Wir haben jetzt ein Protektorat, das aber im Grunde eine Diktatur ist. Auch diese Regierungsform wird eines Tages zu einer Katastrophe führen, weil die Spannungen immer größer werden. Wir haben jetzt eine Chance. Alle Nationen dieser Erde sind zu einer großen Einheit zusammengeschmolzen. Viele, ja die meisten dieser Nationen, sind aber nur zwangsweise dem Protektorat angeschlossen. Wenn wir jetzt eine weltweite Demokratie gründen, werden wir den Weltfrieden haben.“
    „Das glaube ich nicht“, warf Trembecki ein. „Ich kenne verschiedene Länder dieses Planeten. Europäer, Asiaten, Afrikaner, Südamerikaner und Yankees lassen sich nicht ohne weiteres in einen Topf werfen. Alle diese Gruppen streben nach verschiedenen Richtungen auseinander. Alle hassen das Protektorat, weil es die verschiedenartigsten Nationen in ein starres System, zwingt. Idi kann mir nicht vorstellen, daß diese grundverschiedenen Gruppen gute Demokraten abgeben können.“
    Quarles’ lächelte verständnisvoll. „Wir haben in der Vergangenheit festgestellt, daß sich der Charakter ganzer Völker sehr schnell verändern kann. Ich rechne nicht damit und wünsche es auch nicht. Eine Amerikanisierung aller Völker dieser Erde muß notwendigerweise zu neuen Spannungen und zu einer kulturellen Verarmung führen.“
    „Ich denke, Sie wollen eine weltweite Demokratie, in der sich alle Völker einer gemeinsamen Regierung unterordnen?“ fragte Koskinen.
    „Das ist eine Utopie. Was ich anstrebe, ist eine Vereinigung nach dem Muster der Vereinigten Staaten. Die nationalen und völkischen Eigenarten sollen erhalten bleiben; alle Völker sollen sich lediglich auf der Basis der Gleichberechtigung zusammenschließen.“
    „Die Vereinten Nationen erlitten Schiffbruch“, gab Koskinen zu bedenken. „Eine Gleichberechtigung muß die großen Völker begünstigen. Wir würden dann bald eine Herrschaft der Chinesen haben.“
    „Das glaube ich eben nicht“, antwortete Quarles. „Ich glaube an die Vernunft der Menschen. Eine weltweite Wahl muß ein günstiges

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