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TS 93: Der Unangreifbare

TS 93: Der Unangreifbare

Titel: TS 93: Der Unangreifbare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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offen zu, daß Sie schon immer den gewaltsamen Umsturz gewollt haben. Bisher fehlten Ihnen nur die Mittel dazu.“
    „Sie haben recht“, sagte einer der Männer hart. „Es gibt auch keinen anderen Ausweg.“
    Trembecki wußte jetzt, was er von diesen Männern zu halten hatte. „Das bedeutet, daß eine Junta die Macht an sich reißen wird. Sie können nicht einfach den Deckel von dieser unter Hochdruck stehenden Welt nehmen.“
    „Warum denn nicht?“ fragte Gannoway. „Wir haben dieses Problem in allen Einzelheiten studiert. Wir sind keine theoretisierenden Anarchisten irgendwo in einem düsteren Keller. Wir haben unsere Experten. Wir haben uns mit einer strategischen Analyse befaßt und politische Anthropologie betrieben. Einige unserer besten Männer sind auf einer Militärakademie ausgebildet worden. Theoretisch ist alles vorbereitet. Bisher fehlte uns tatsächlich nur das geeignete Mittel. Es wird sich lediglich um innenpolitische Veränderungen handeln. DieGarnisonen im Ausland bleiben bestehen und sorgen für Ordnung. Eine Militärjunta ist keine schwerfällige Bürokratie und kann schnell arbeiten. Wir werden alles in die Hände bekommen, die Explosion verhindern und gleich nach dem Gelingen des Umsturzes eine Konferenz abhalten. Die meisten Delegierten der verschiedenen Länder stehen schon fest. Später werden wir unsere Truppen aus dem Ausland zurückziehen und das Protektorat zum alten Eisen werfen. Erst dann werden wir die volle Gleichberechtigung aller Völker haben.“

 
15.
     
    Es war schon sehr spät, als Trembecki und Koskinen zurückkehrten. Vorerst mußte Koskinen noch in Abrahams Haus bleiben.
    Beide Männer standen am Fenster und blickten auf die Stadt hinab. Beide waren sehr nervös.
    „Was ist jetzt angebracht, Jan?“ fragte Koskinen unruhig.
    „Ausfliegen!“ antwortete Trembecki spontan. „Unsere Lage ist keinesfalls rosig. Ich schätze, die Sicherheitsabteilung hat schon Lunte gerochen.“
    „Sie meinen, wir sollten uns aus dem Staube machen?“
    „Genau das.“
    „Und was ist mit den Egalitariern?“
    „Ich glaube nicht, daß wir sie zu einem gemäßigteren Kurs bewegen können.“
    „Sie sind wenigstens ehrlich“, antwortete Koskinen. „Sie wissen auch, was sie wollen.“
    „Zu gut“, murrte Trembecki.
    „Ich habe auch gewisse Bedenken“, murmelte Koksinen. „Ich fühle mich noch immer an den Eid gebunden, den ich auf die Verfassung geschworen habe. Vielleicht ist das etwas kindisch, aber ich kann nicht anders. Die Egalitarier verlangen nun, daß ich diesen Eid breche.“
    Trembecki nickte.
    „Es hat aber schon berechtigte Revolutionen gegeben.“
    „Das bezweifle ich“, sagte Trembecki.
    „Sie haben doch selbst einmal eine Revolution inszeniert.“
    „Es gibt eben Unterschiede. Nehmen wir die amerikanische Revolte gegen England als Beispiel. Die Kolonisten hatten aufgehört, sich als Engländer zu fühlen. Es war demnach eine Revolte gegen eine Fremdherrschaft. Eine solche Revolte unterstütze ich immer, nicht aber einen Umsturzversuch im eigenen Lande.“
    „Auch die eigene Regierung kann das Volk unterdrücken. Denken Sie an die Französische Revolution.“
    „Sie sollten die Geschichte dieser Revolution noch einmal gründlich studieren, Pete. Die eigentliche Revolution stürzte nicht einmal dieMonarchie. Es war ganz einfach ein Druck, der überfällige Reformen erzwingen sollte. Aber dann witterten die Extremisten von rechts und links Morgenluft und setzten sich an die Spitze. Mit der russischen Revolution war es ähnlich. Die Duma zwang den Zar zur Abdankung. Es war eine durchaus legale Handlung. Erst die Bolschewisten machten die Republik funktionsunfähig und griffen zur Gewalt. Es gibt noch viele andere Beispiele dieser Art.“
    „Es muß aber auch andere Fälle geben.“
    „Natürlich. Ab und zu mußten sich Menschen gegen Tyrannen zur Wehr setzen. Aber fast immer wurden diese Menschen nach dem Sieg selber zu Tyrannen. Der Despotismus ist anscheinend das Wesen der Macht eines Einzelmenschen. Mitunter ist es einem Diktator gelungen, die Sozialstruktur seines Landes so zu verändern, daß sich der Übergang zur Demokratie automatisch und unblutig vollzog. Aber das waren Ausnahmen. Denken Sie an Kemal Atatürk und die türkische Revolution. Dieser Mann erreichte einen erstaunlichen Wandel, ohne sein Volk zu terrorisieren.“
    „Lassen wir die Geschichte beiseite“, sagte Koskinen unwillig. „Wir haben unsere eigenen Probleme zu bewältigen. Ich

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