TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde
enttäuscht.
„Eine Kuh kommt die Straße entlang“, sagte sie. „Soll das vielleicht heißen, daß ich sie auch …“
„Daß du ihn“, berichtigte der Hund. „Ja, das wird Zwei sein. Und da eure Sprache in der Bezeichnung der Geschlechter völlig unzulänglich ist, sei es euch ruhig gestattet, einen jeden von uns als „er“ zu bezeichnen; das wird die ganze Sache vereinfachen. Wir haben, wie ich bereits erklärte, fünf verschiedene Geschlechter …“
„Ich kann mich nicht erinnern, daß du das erklärt hast“, meinte Elmo, plötzlich interessiert.
Dorothy warf Elmo einen bösen Blick zu.
„Das soll er auch lieber bleiben lassen. Fünf verschiedene Geschlechter, du meine Güte! Und alle zusammen in einem Raumschiff … Ich nehme an, es gehören alle fünf dazu, um – äh – um …“
„Genau“, sagte der Dobermann. „Und wenn du jetzt bitte so freundlich bist, die Tür zu öffnen, dann versichere ich dir, daß Zwei …“
„Kommt nicht in Frage! Eine Kuh hier reinnehmen! Glaubst du, ich bin verrückt!“
„Das kann sich noch ändern“, sagte der Hund.
Elmo blickte von dem Pinscher auf seine Frau und wieder zurück.
„Öffne lieber die Tür, Dorothy“, sagte er.
„Ein ausgezeichneter Ratschlag“, bemerkte der Dobermann. „Wir haben beileibe nicht die Absicht, eure Gastfreundschaft auszunützen; auch werden wir von euch nichts Unbilliges verlangen.“
Dorothy öffnete die Drahttür, und die Kuh stampfte herein.
Sie (es war ein „er“, wie schon der Dobermann festgestellt hatte) glotzte Elmo an und sagte:
„He, Amigo, was tut sich so?“
Elmo schloß die Augen.
Der Dobermann fragte die Kuh: „Wo ist Fünf? Warst du mit ihm in Kontakt?“
„Yeah“, sagte die Kuh. „Er kommt schon. Der Kerl, den ich mir vorknöpfte, war ein ordentlicher Tippelbruder. Mein Wort drauf, Eins. Was sind das für Leuchten?“
„Der eine mit den Hosen ist ein Schriftsteller“, sagte der Hund. „Der andere mit dem Rock ist seine Frau.“
„Was ist eine Frau?“ fragte die Kuh. Sie sah Dorothy an und rollte mit den Augen. „Ah, Röcke sind mir lieber“, sagte sie beinahe lüstern. „Hallo, Baby!“
Elmo sprang aus seinem Stuhl, den glühenden Blick auf die Kuh gerichtet.
„Hör mal zu, du …“
Weiter kam er nicht. Er brach in ein Gelächter aus, krümmte sich beinahe hysterisch vor Lachen, dann sank er zurück in seinen Stuhl.
Dorothy sah ihn entrüstet an. „Elmo! Läßt du es zu, daß eine Kuh.“
Sie erstickte beinahe an dem Wort, als sie Elmos Blick auffing, und dann begann auch sie zu lachen. Sie ließ sich mit einer derartigen Wucht in Elmos Schoß fallen, daß er nach Luft schnappte.
Auch der Dobermann lachte jetzt.
„Es freut mich, daß ihr Leute Humor habt“, sagte er. „Tatsächlich ist das sogar ein Grund, weshalb wir euch wählten. Aber Spaß beiseite – laßt uns einen Augenblick ernst sein.“
Seine Stimme hatte jedes Zeichen der Ausgelassenheit verloren. Er sagte:
„Es wird keinem von euch ein Leid getan, aber wir werden euch die ganze Zeit über im Auge behalten. Geht nicht zu nahe ans Telefon und verlaßt auch nicht während unserer Abwesenheit das Haus. Habt ihr verstanden?“
„Wie lange werdet ihr voraussichtlich hierbleiben?“ erkundigte sich Elmo. „Unsere Nahrungsmittel reichen nur für ein paar Tage.“
„Das ist lange genug. Es sollte uns nicht schwerfallen, innerhalb von ein paar Stunden ein neues Raumschiff herzustellen. Ich sehe, das wundert euch; also sei euch gesagt, daß wir imstande sind, in einer langsameren Zeitebene zu operieren.“
„Aha, ich verstehe“, meinte Elmo.
„Wovon redet er, Liebling?“ wollte Dorothy wissen.
„Von einer langsameren Zeitebene“, sagte Elmo. „Ich habe so etwas selbst einmal für eine Story verwendet. Weißt du, das funktioniert folgendermaßen: Man reist in eine andere Dimension, deren Zeitablauf sich von unserem unterscheidet; dort verbringt man, sagen wir, einen Monat, und wenn man zurückkehrt, sind bloß ein paar Minuten oder Stunden seit der Abreise vergangen – gemessen natürlich an der objektiven Zeitrechnung in der eigenen Dimension.“
„Und so etwas hast du erfunden? Elmo, das ist ja großartig!“
Elmo bedachte den Dobermann mit einem Grinsen. Er sagte:
„Das ist alles, was ihr von uns wollt – daß ihr hierbleiben könnt, bis ihr euer neues Raumschiff gebaut habt? Daß wir euch ungestört arbeiten lassen und keiner Seele von eurer Anwesenheit berichten?“
„Genau.“ Der
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