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TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde

TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde

Titel: TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredric Brown
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ist:
    „Der letzte Mann auf der Erde saß allein in einem Raum. Da klopfte es an der Tür …“
    Zwei Sätze und eine Ellipse, angedeutet durch drei Punkte. DasGrauenvolle liegt natürlich keineswegs in den zwei Sätzen; es liegt in der Ellipse, der daraus entspringenden Folgerung: Was klopfte an der Tür? Konfrontiert mit dem Unbekannten, unterstellt der menschliche Geist diesem etwas düster Grauenhaftes.
    Aber in Wirklichkeit war es gar nicht schrecklich.
    Der letzte Mann auf der Erde – oder besser: im Universum – saß allein in einem Raum. Es war ein recht eigentümlicher Raum. Eben erst hatte er bemerkt, wie eigentümlich er war, und hatte versucht, den Grund für dessen Eigentümlichkeit herauszufinden. Seine Schlußfolgerung erschreckte ihn nicht, sie ärgerte ihn nur.
    Walter Phelan, außerordentlicher Professor für Anthropologie an der Nathan Universität – noch bis vor zwei Tagen, als jene zu existieren aufgehört hatte – war keineswegs der Mann, der leicht erschrak. Nicht, daß Walter Phelan eine heldenhafte Erscheinung war! Er war schmächtig von Gestalt und milde von Gemüt. Er bot keinen überragenden Anblick, und er wußte das.
    Nicht, daß ihm seine Erscheinung jetzt Kopfzerbrechen machte! In diesem Augenblick beseelte ihn, um die Wahrheit zu sagen, kaum irgendein Gefühl. Er wußte, rein theoretisch, daß vor zwei Tagen die menschliche Rasse binnen einer Stunde vernichtet worden war, außer ihm und, irgendwo, einer Frau – einer einzigen Frau. Und das war eine Tatsache, die Walter Phelan nicht im geringsten naheging. Er würde sie wahrscheinlich nie zu Gesicht bekommen, und das störte ihn nicht sonderlich.
    Seit Martha vor anderthalb Jahren gestorben war, hatten Frauen einfach keinen Faktor in Walters Leben dargestellt. Nicht, daß Martha eine schlechte Ehefrau gewesen wäre – wenn auch eine etwas herrschsüchtige! Ja, er hatte Martha geliebt, auf innige, stille Weise. Er war jetzt erst vierzig, aber – nun, seit damals hatte er sich einfach nicht um Frauen gekümmert. Sein Leben waren seine Bücher gewesen, jene, die er las, und jene, die er schrieb. Jetzt hatte es keinen Sinn mehr, Bücher zu schreiben, aber er konnte den Rest seines Lebens damit verbringen, sie zu lesen.
    Sicher, etwas Gesellschaft wäre nett, aber er würde auch ohne sie auskommen. Vielleicht würde er nach einer Weile soweit sein, daß er mitunter selbst an der Gesellschaft eines der Zan Gefallen fand, auch wenn sich das schwer vorstellen ließ. Ihr Denken war im Vergleich zu seinem so andersartig, daß es keine gemeinsame Diskussionsbasis zu geben schien, obwohl sie, in gewisser Hinsicht, intelligent waren.
    Auch eine Ameise ist, in gewisser Hinsicht, intelligent, aber noch nie erzielte ein Mensch mit einer solchen eine Verständigung. Die Zan kamen ihm wie Superameisen vor, wenn sie auch nicht danach aussahen – und er hatte den stillen Verdacht, daß der Zan die menschliche Rasse genauso betrachtete wie jene einmal die gewöhnlichenAmeisen. Sicherlich hatten sie mit der Erde nichts anderes getan, als Menschen mit Ameisenhaufen zu tun pflegten – nur war es weit wirkungsvoller geschehen.
    Aber sie hatten ihm eine Menge Bücher gegeben. In diesem Punkt waren sie nett gewesen, gleich nachdem er ihnen seine Wünsche mitgeteilt hatte – damals nämlich, als ihm zu Bewußtsein gekommen war, daß er den Rest seines Lebens allein in diesem Raum verbringen sollte. Ja, den Rest seines Lebens, oder wie es der Zan in seiner wunderlichen Art ausgedrückt hatte: e-wig-lich.
    Doch selbst ein brillanter Geist – und einen solchen besaß der Zan ganz offensichtlich – hat seine Schrullen! Die Zan waren imstande gewesen, innerhalb von wenigen Stunden terrestrisch zu sprechen, aber sie beharrten auf der Silbentrennung.
    Kehren wir zum Thema zurück:
    Da klopfte es an der Tür.
    Sie haben jetzt alles, außer den drei Punkten, der Ellipse, und ich werde sie ausfüllen und Ihnen zeigen, daß es überhaupt nicht schrecklich war.
    Walter Phelan rief „Herein“, und die Tür öffnete sich. Natürlich war es bloß ein Zan. Er sah haargenau so aus wie seine übrigen Rassegefährten; wenn es eine Möglichkeit gab, den einen vom anderen zu unterscheiden, dann hatte sie Walter nicht herausgefunden. Der Zan war ungefähr einen Meter zwanzig groß und glich nichts Irdischem – das heißt, nichts, was sich auf der Erde befunden hatte, bis die Zan gekommen waren.
    Walter sagte: „Hallo, George.“ Seitdem er erfahren hatte, daß

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