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TS 95: Der Weltraum-Krieg

TS 95: Der Weltraum-Krieg

Titel: TS 95: Der Weltraum-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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Zentrale. Die Hamlets hatten das Gerät unbrauchbar gemacht, wahrscheinlich durch Kurzschluß.
    Noel Fitzgerald erhob sich.
    Mit versteinertem Gesicht ging er auf die grellrote Platte der Notausstiegsschleuse zu und drückte auf den Schalthebel, der die Öffnungsmechanismen auslöste. Keine Reaktion. Wahrscheinlich hatten die Hamlets auch hier einen Kurzschluß verursacht. Fitzgerald lächelte geistesabwesend. Die Hamlets schienen großes Interesse daran zu haben, ihn lebend in ihre Hände zu bekommen. Aber er hatte keine Lust, ihnen als Versuchstier zu dienen.
    Die Notschleuse verfügte selbstverständlich über ein Handrad zur Manuellbedienung. Die Besatzung sollte sich auch dann retten können, wenn die Stromversorgung ausfiel. Nun, er wollte sich nicht mehr retten. Er hatte nur noch einen Wunsch, schnell und ohne Qualen sterben zu dürfen.
    Nach wenigen Sekunden löste sich das Innenschott zischend aus den Hermetikdichtungen. Fitzgerald schwang sich behende in die winzige Schleusenkammer, zog das Schott hinter sich zu und packte das Rad des Außenschotts mit beiden Fäusten. Sobald die Verriegelung gelöst war, würde der Luftpfropfen der Schleusenkammer ihn wie einen Korken aus der Sektflasche treiben, aber er würde nicht mehr viel davon wahrnehmen, denn er trug nur seinen Zivilanzug.
    Langsam drehte sich das Rad, so, als zögere es, einen so empfindlichen Körper wie den menschlichen der tödlichen Leere und Kälte des Weltraums auszuliefern.
    Dann ging alles sehr schnell.
    Es gab einen fürchterlichen Ruck und einen heftigen Schlag. Fitzgerald dachte noch, daß er sich den Tod im Vakuum ganz anders vorgestellt hatte, da versank sein Geist auch schon in einem Meer grenzenloser Schwärze.

 
4.
     
    Rötliches Licht schwamm wie Blut in dem Raum.
    Hin und wieder entstanden an den nach innen gebogenen Wänden grotesk verzerrte Schattenbilder, bewegten sich scheinbar sinnlos und wanderten wieder aus dem begrenzten Gesichtskreis.
    Die Geräusche waren nicht zu identifizieren. Einmal erschallten Laute, die an schwache Summertöne erinnerten, ein andermal quarrte es wie in einem sommerlichen Froschteich, dann wieder schienen Nachtigallen ihren Gesang zu beginnen, um plötzlich mit schrillen Mißtönen abzubrechen.
    Noel Fitzgerald wandte den Kopf – und schloß die Augen in unbeschreiblichem Entsetzen.
    Jetzt erst wurde er sich klar bewußt, daß er seinen Selbstmordversuch überlebt hatte. Er konnte sich das nicht erklären, aber wie anders sollte er sonst hier liegen – in einem Schiff des Sixmoon-Reiches?
    Fitzgerald hielt die Lider immer noch krampfhaft zusammengepreßt. Er verspürte kein Verlangen, den grausigen Anblick schon jetzt wieder zu ertragen, obwohl ihm über kurz oder lang nichts anderes übrig bleiben würde.
    Er hatte auf der Erde Abbildungen der Hamlets gesehen, und sie hatten ihm einen kalten Schauer über den Rücken gejagt. Aber damals war zwischen ihm und ihnen eine solche Distanz gewesen, daß die Bilder mehr den fast allen Menschen eigenen Trieb geweckt hatten, sich an dem Nervenkitzel des Abscheulichen zu ergötzen. Nun, da diese Distanz bis auf wenige Meter zusammengeschrumpft war, blieb allein die nackte Furcht.
    Wie unter Zwang öffnete er die Augen erneut, wandte unendlich langsam den Kopf – und blickte in zwei giftgrün schillernde, etwa eigroße Kugeln. Mit blitzschnellem Zucken hoben und senkten sich lederartige Lider. Unter dem regenbogenfarbenen, wie Gallerte zitternden konturlosen Gesicht traten drei Bündel von Sehnen oder Fasern hervor und begannen plötzlich tremulierend zu schwingen.
    Gleichzeitig damit vernahm Fitzgerald wieder die unidentifizierbaren Geräusche.
    Er sah aber auch den rechteckigen Kasten in den zweifingrigen Händen der Kreatur und erkannte ihn als terranischen Translator wieder, der sicher einmal einem Gefangenen gehört hatte.
    Dennoch begriff Fitzgerald erst, als verständliche Worte aus dem Translator drangen. Der Hamlet hatte gesprochen, indem er die Sehnenbündel in Schwingungen versetzte – ein Sprechorgan, das sich außerhalb des Körpers befand.
    „Du bist Noel Fitzgerald?“
    Es war mehr eine Feststellung denn eine Frage gewesen. So antwortete Fitzgerald mit „Ja“. Erst dann stellte er sich die Frage, woher der Hamlet seinen Namen kannte, bis ihm einfiel, daß er ja seine Papiere bei sich gehabt hatte, als er floh.
    „Warum bist du vor den anderen Yll geflohen?“
    „Yll …?“ Fitzgerald überlegte krampfhaft, was der Hamlet damit

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