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TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

Titel: TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Sprague de Camp
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meine Dinge geheimhalten, bis ich soweit bin, sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“
    „Natürlich, du kannst dich auf mich verlassen. Ich würde sowieso nicht verstehen, wie dein Kram funktioniert.“
    In der Werkstätte staunte Nevitta über eine primitive Drahtziehmaschine, die Padway aufgestellt hatte.
    „Ist das nicht hübsch?“ sagte er und deutete auf eine Rolle Bronzedraht. „Ich möchte gerne für meine Frau etwas kaufen. Man könnte daraus hübsche Armbänder und Ohrringe machen.“
    Padway hatte nicht an diese Verwendung seiner Produkte gedacht, versprach aber, in etwa einer Woche Draht fertig zu haben.
    „Woher bekommst du deine Kraft?“ erkundigte sich Nevitta.
    Padway zeigte ihm das Arbeitspferd im Hof, das in gleichmäßigem Tempo um einen Göpel herumtrottete.
    „Hätte nicht gedacht, daß ein Pferd dafür taugt“, meinte der Gote. „Zwei kräftige Sklaven liefern bestimmt mehr Kraft.“
    „O nein“, widersprach Padway. „Fällt dir nichts an dem Pferdegeschirr auf?“
    „Nun ja, es ist eigenartig. Ich weiß nicht, was daran nicht stimmt.“
    „Es ist dieser Kragen um seinen Hals. Ihr laßt eure Pferde gegen ein Band ziehen, das um ihren Hals geht. Jedesmal, wenn sie ziehen, drückt das Band gegen die Luftröhre, und das Tier bekommt Atembeschwerden. Dieses Geschirr hier verlegt die Last auf die Schultern. Wenn du eine Last ziehen müßtest, würdest du dir dann ein Seil um den Hals legen, um damit zu ziehen?“
    „Nun“, meinte Nevitta zögernd, „vielleicht hast du recht. Ich bin so an mein Geschirr gewöhnt, daß ich nie darüber nachgedacht habe.“
    Padway zuckte die Achseln.
    „Wenn du einmal ein solches Geschirr haben willst, wende dich an Metellus, den Sattler auf der Via Appia, der hat das hier für mich angefertigt. Jetzt bezahlt er mir zehn Sesterzen für jedes Stück, das er selbst verkauft.“
     
    *
     
    Es war jetzt April des Jahres 536. Sizilien war im Dezember an General Belisarius gefallen. Padway hatte von diesem Ereignis Wochen später gehört. Abgesehen von geschäftlichen Gängen hatte er sein Haus innerhalb von vier Monaten kaum verlassen. Sein einziges Interesse galt im Augenblick seiner Druckerpresse. So kam es, daß er, abgesehen von seinen Arbeitern und den Leuten, mit denen er geschäftlich zu tun hatte, praktisch niemand in Rom kannte.
    An dem Tage, an dem seine Presse fertig war, rief er seine Arbeiter zusammen und sagte:
    „Ich nehme an, ihr wißt, daß heute ein wichtiger Tag für uns ist. Fritharik wird jedem von euch eine kleine Flasche Branntwein geben, wenn ihr nach Hause geht.
    Und der erste Mann, der einen Hammer oder sonst etwas auf diese kleinen Bronzebuchstaben fallen läßt, fliegt hinaus. Aber ich hoffe, daß keiner von euch so etwas machen wird, denn ihr habt gute Arbeit getan, und ich bin stolz auf euch. Jetzt könnt ihr gehen.“
     
    *
     
    „Nun, nun“, sagte Tomasus, „das ist ja großartig. Ich habe schon immer gewußt, daß deine Maschine einmal laufen würde. Von Anfang an habe ich es gesagt. Was wirst du jetzt drucken? Die gotische Geschichte? Das würde dem Prätorianer-Präfekten sehr schmeicheln.“
    „Nein. Ich würde Monate dazu brauchen, besonders, da meine Leute noch nicht eingearbeitet sind. Ich fange mit einem kleinen Alphabetbuch an. Weißt du, A für Asinus, B für Braccae usw.“
    „Das klingt wie eine gute Idee. Aber Martinus, können das nicht deine Leute tun, damit du dich einmal ausruhen kannst? Du siehst aus, als hättest du seit Monaten nicht mehr richtig geschlafen.“
    „Das habe ich auch nicht, um die Wahrheit zu sagen. Aber ich kann jetzt nicht weg. Jedesmal, wenn etwas schiefgeht, muß ich da sein, um es wieder in Ordnung zu bringen. Und ich muß Abnehmer für dieses erste Buch finden. Schullehrer und solche Leute. Ich muß alles selbst machen. Und dann habe ich noch eine Idee für eine andere Veröffentlichung.“
    „Was? Jetzt sag mir bloß nicht, daß du wieder so eine verrückte Idee hast …“
    „Jetzt beruhige dich nur, Tomasus. Ich denke an ein wöchentliches Büchlein mit Nachrichten.“
    „Hör’ zu, Martinus. Treib’s nicht so wild. Die Schreibergilde wird dir böse sein. Ich wollte überhaupt, du würdest mir mehr über dich erzählen. Du bist das große Geheimnis der Stadt, weißt du. Jeder erkundigt sich nach dir.“
    „Sage ihnen nur, ich sei der uninteressanteste Mensch, den du je gesehen hast.“
     
    *
     
    Es gab etwas über einhundert freiberufliche Schreiber in

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