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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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benötigte, um durch die Waggontüren wieder auf den Gleisschotter hinunterzusteigen, nutzte Christine zu einem vorsichtigen Rundumblick. Vor ihr lag das wild verwucherte, endlos gerade verlaufende Hauptgleis, rechts und links fiel die Böschung steil ab, direkt hinter ihr unter der Wagenschlange waren viele verrostete Weichen, die sich weiter und weiter teilten.
    Fünf Meter unter ihr rasten gerade mehrere französische Saviem-Lastwagen durch die Unterführung, doch die meterhohen Büsche des Bahndamms schluckten diese Geräusche, bevor sie Christines Ohren erreichen konnten.
    Im Bereich der einige Hundert Meter hinter ihnen liegenden Bahnhofsüberdachung am Ende eines Bahnsteiges sah sie zwei Soldaten, von denen einer Roebuck sein müsste. Jetzt oder nie! Sie holte tief Luft und schrie, so laut sie konnte: »Tooony! Hiiilfeeee!«
    Harrison kam sofort angerannt und schlug ihr mit der Faust ins Gesicht. Christines Kopf machte daraufhin Bekanntschaft mit der Holzschwelle, auf der sie lag. Für einige Sekunden schwanden ihre Sinne.
    Roebuck zuckte zusammen, bekam eine Gänsehaut und drehte sich in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Das war doch Christine! Er riss van Bouren das Fernglas aus der Hand und suchte den gesamten östlichen Horizont ab, doch die abgestellten Waggons beeinträchtigten die Sicht. Um sie zu sehen, hätte er eigentlich nur in die Hocke gehen müssen.
    »Tony, bleib da! Wenn Chuck uns sieht, bringt er sie vielleicht um!« Mit aller Kraft hielt der Kanonier den Mann am Arm fest.
    »Ich bringe diesen Hurensohn um! Wenn ich ihn erwische, mache ich ihn kalt.« Roebuck riss sich los und wischte sich die Hände an der Hose ab.
    »Wilbur, komm, wir schneiden ihm von der anderen Seite den Weg ab.«
    »Wo willst du hin?«
    »Zurück zu den anderen. Wir überholen ihn und lassen ihn in die Falle laufen. Die Gleise teilen sich nach ein paar Meilen. Die Franzosen sollen die Abzweigungen nach Norden sperren. Er muss durch den östlichen Rangierbahnhof! Dort können wir ihn überwachen. Laut meiner Karte steht in der Straße hinter dem Bahnhof und am Waldrand jeweils ein Wasserturm. Da will ich hin!«
    Roebuck rannte die Treppe hinunter und durch den Tunnel wieder hinaus zu den wartenden Fahrzeugen, van Bouren folgte ihm schnellen Schrittes, während er die Informationen per Funk an Edwards übermittelte. Er konnte sich über Roebuck nur wundern. Hatte der in so kurzer Zeit die Karten auswendig gelernt?

Kapitel 29
     
    »Mach das nie wieder, du Schlampe!« Chuck riss das Mädchen hoch und schrie ihr ins Gesicht. Ein schmales Rinnsal Blut lief aus ihrer Nase. »Wenn du noch mal schreist, mach ich dich tot. Wie eine Fliege!« Er warf sie wieder zu Boden.
    Christine lag zusammengekrümmt auf dem Gleis und wimmerte leise. Vielleicht hatte Tony sie gehört und würde sie retten, bevor der brutale Entführer sie tötete. Ihr ganzes Gesicht schmerzte. Der linke obere Eckzahn wackelte durch den letzten Faustschlag. Die Oberlippe war zur doppelten Größe angeschwollen. Sie schmeckte Blut und ihre Beine schmerzten furchtbar, seit er sie getreten hatte. Außerdem hatte sie beim Hochsteigen in den Waggon einen Schuh verloren.
    Aber sie hatte auch gemerkt, dass ihr Peiniger selbst starke Schmerzen unter der linken Rippe hatte. Beim Raufklettern auf den Wagen hatte sie kurz seine linke Lende sehen können. Das Uniformhemd war aus der Hose gerutscht. Seine linke Bauchhälfte war komplett blau und stark geschwollen. Tony hatte ihr etwas von einer Schusswunde in der rechten Schulter erzählt. Diese Wunde blutete ständig und bei jeder Berührung des Armes zuckte er ungewollt zusammen.
    Wenn sie eine Gelegenheit hätte, würde sie sich einen Knüppel oder einen dicken Ast holen und dem Typen abwechselnd auf die Schulter und auf den Bauch hauen. So lange, bis er sich nicht mehr rühren würde.
    In höchster Eile fuhren die Amerikaner Richtung Unterführung bei der Poststraße. Sie hatten sich mit der französischen Militärpolizei verständigt, diese sperrten inzwischen alle Wege, Abfahrten und ganz besonders die abgehenden Gleisstraßen der Hauptstrecke, um die beiden Flüchtenden auf das weitläufige Gelände des Rangierbahnhofs zu lotsen. Auf allen unzerstörten Brücken und erhöhten Punkten sollten Wachen mit Ferngläsern und Funkgeräten positioniert werden. Als Roebuck auf den Gleisen des halb zerstörten Bahnhofs stand, hatte er im Südosten das Dach eines Wasserturms gesehen. Kaum mit dem Dodge in der

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