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TTB 100: Der Traum der Maschine

TTB 100: Der Traum der Maschine

Titel: TTB 100: Der Traum der Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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die Bilder auf den Betrachter machten. Er sprach von seinem Wunsch, dieses alles weit hinter sich zu lassen, und von seinen Überlegungen bei der Suche nach dem Ursprung dieser Dinge, der bisher ergebnislosen Suche.
    »Ich kann nichts dafür«, schloß er erschöpft, »aber ich bin der festen Überzeugung, daß Sie die Schlüsselfigur sein könnten. Ich sage nicht: Sie sind es – aber Sie könnten es sein. Unzählige Merkmale ...«
    Beatrice legte ihre Hand auf Nicholas' Rechte. »Glauben Sie, Nicholas«, sagte sie, »ich finde Sie ziemlich nett. Sie sind keiner der armen Söhne reicher Väter. Ich dachte eine Woche lange jeden Abend an Sie. Ich mag Sie. Und es tut mir leid, Sie zu enttäuschen.«
    Nicholas schwieg, er dachte, er hätte nicht richtig verstanden. Er machte ein unglückliches Gesicht.
    »Nein!« sagte Beatrice lachend, »so meinte ich es nicht. Ich bin nicht das, wonach Sie suchen. Die Schlüsselfigur, meine ich. Ich habe weder von Baumeistern, Rittern, Urmenschen oder Raumfahrern geträumt, noch kenne ich außer Ihnen einen Mann aus diesem Kreis.«
    Nicholas' Hand bewegte sich unruhig unter der Hand des Mädchens. Es war nicht ganz ein Uhr.
    »Ich komme mir vor wie ein Blinder im Wald.«
    »Kann ich Ihnen helfen?« fragte sie ernst. Nicholas sah ihr in die Augen, dann nickte er.
    »Ja. Einfach dadurch, indem Sie da sind.«
    »Hm.« Sie senkte den Kopf.
    »Ich werde Sie heimfahren, dann können Sie die verwünschten Bilder ansehen. Dann gehen wir ganz groß essen. Einverstanden?«
    »Einverstanden«, sagte sie. Nicholas zahlte und brachte die Koffer hinaus zum Wagen. Die Fahrt zu Beatrices Wohnung dauerte jetzt im Stoßverkehr fast eine Stunde. Nicholas brachte die Gepäckstücke hinauf und las in einer Zeitung, während er im Wagen wartete. Beatrice kam wieder auf die Straße; jetzt trug sie ein blaues Leinenkleid mit rotem Gürtel, rote Schuhe und ein rotes Lederband im Haar. Sie setzte sich neben Nicholas und sagte:
    »Fahren Sie zum Haus des berühmten Magat.«
    »Sehr wohl, Mademoiselle«, erwiderte Nicholas und fuhr los.
    Sie stand neben dem Tisch im nicht sonderlich aufgeräumten Studio und blickte schweigend auf die Bilder. Sie standen in dem Winkel zwischen Wand und Boden und waren signiert. Über Tisch und Couch verteilt lagen die Blätter des Zeichenblocks; zwanzigmal Beatrice – unvollendet.
    »Das ist zwar Kunst«, sagte das Mädchen nachdrücklich, »aber ich glaube, daß die Bilder so schnell wie möglich hier heraus müssen. Ich werde sie einem Kunsthändler verkaufen – fünftausend Franc werde ich bekommen. Die Bilder müssen weg. Da müssen Sie ja schlecht träumen!«
    »Sie haben recht. Nehmen Sie sie mit. Je früher, desto besser.«
    »Ich nehme sie heute abend mit und bringe Ihnen morgen abend das Geld.«
    »Merken Sie, wie die Dinge unter die Haut gehen können?« fragte Nicholas.
    »Deswegen machte ich den Vorschlag.«
    »Es gefällt Ihnen hier oben?«
    »Sehr gemütlich«, sagte sie. »Haben Sie das alles selbst eingerichtet?«
    »Ja, natürlich«, erwiderte Nicholas und begann die Zeichenblätter aufzuräumen. Das Mädchen sah sich aufmerksam um, fuhr mit der Hand an den Buchrücken entlang, schaltete das Radio ein und ging in den kleinen Vorraum hinaus.
    »Wissen Sie, was mir eben eingefallen ist?« rief sie laut.
    »Keine Ahnung. Hoffentlich etwas Originelles!« Das Gefühl, in dem sich Nicholas befand, war für ihn neu und einzigartig.
    »Ich koche uns ein Mittagessen«, sagte sie, während er hinter sie trat. Er öffnete die Tür des Kühlschrankes und blickte hinein.
    »Es könnte reichen«, sagte er.
    »Einverstanden?« fragte sie. »Mir fällt schon ein lustiges Menü ein.«
    »Daran zweifle ich nicht eine Sekunde lang«, bestätigte Nicholas. »Ich setze mich hier in diese Ecke und werde Ihnen zusehen.«
    Binnen einer dreiviertel Stunde hatte Beatrice ein Mittagessen zusammengestellt, und Nicholas deckte den Tisch. Nach dem Essen tranken sie Kaffee. Nicholas und Beatrice saßen nebeneinander auf der Couch und schwiegen, ohne ein Wort zu sagen, lehnte sich Beatrice leicht an Nicholas. Er legte seinen rechten Arm um ihre Schultern, und das Mädchen griff nach seiner Hand.
    »Ein bißchen glücklich?« fragte Nicholas. Beatrice nickte still.
    »In gewissen Situationen wägt man nicht lange ab«, sagte sie. »Man überläßt sich den Gegebenheiten. Als du mich vor dem Laden ansprachst, sahst du aus wie ein kleines Kind, das beinahe zu weinen anfängt. Es zerriß mir

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