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TTB 100: Der Traum der Maschine

TTB 100: Der Traum der Maschine

Titel: TTB 100: Der Traum der Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Pilotenkanzel hinauf. Dort schwang er sich in den Sessel und drückte einige Knöpfe in das Pult hinein. Selbstverständlich hatte man ihn geschult, ehe man ihn einschläferte. Er war in der Lage, in gewisser Weise die Gorgoyne zu vertreten.
    »Hier Pilot II«, sagte er in ein Mikrophon. Eine der zahlreichen Leitungen Paramechs wurde aktiv. »Ist der Steuerblock in Reserve eingeschaltet worden?«
    Rotes Licht!
    »Warum nicht?« schrie Nig in den Raum.
    »Die Leitungen sind tot«, antwortete Gorgoyne freundlich.
    »Ich greife ein«, sagte Nig ruhig ins Mikrophon. Jetzt war seine Angst wie weggewischt. Das Duell zwischen Gorgoyne und ihm hatte ein Ende gefunden. Nig war Sieger geblieben. Seine Finger drückten Tasten nieder, nahmen Schaltungen vor und drehten an Reglerschrauben.
    »Ich bereite die Düsen zur Zündung vor. Stelle deine nutzlosen Versuche ein und hilf mir, du paramechanischer Idiot!«
    »Jawohl, Pilot II«, echote das Supergehirn.
    Das Schiff würde in zwei Stunden landen. So oder so. Jedenfalls befand es sich jetzt in einer Bahn, die es innerhalb einer Stunde rund um den Planten führte. Ein Heckschirm zeigte Nig, daß die Lufthülle bereits um das Schiff war. Nicht besonders dicht, aber vorhanden. Es war gleichgültig – er mußte Paramech landen. Längst vergessene Regeln und Handgriffe liefen ab, mit jeder Schaltung erinnerte sich Nig mehr an die Schulung.
    Neunzig Raumminuten ...
    Brüllend brachen Feuerstrahlen aus den Düsen und hüllten das Schiff in ein Flammenmeer ein. Zeiger schlugen aus und zeigten die Abweichung vom Spiralkurs an. Nig regulierte den Rückstoß und schaltete dann wieder ab. Aus der langgestreckten Kurve war eine Anflugparabel geworden.
    In einer kurzen Pause rechnete Nig aus, wo Paramech ungefähr landen würde. Er kam auf ein Gebiet, das nach den Bildern aus einer Sandwüste inmitten des Hochgebirges bestand.
    Sechzig Minuten ...
    Wieder bremsten die Düsen den Flug ab. Unerbittlich und schnell stürzte der dreihundert Meter hohe Stahlturm dem Boden entgegen. Nig begann zu schwitzen. Er griff wieder in die Hebel.
    Gorgoyne vermochte nicht, denjenigen Teil Paramechs wiederherzustellen, dessen Aufgabe es war, das Schiff sicher zu landen. Wie ein Meteor jagte Paramech dem fernen Gebirge zu. Eine lange rote Flammenbahn kennzeichnete den Weg des Stahlgeschosses.
    Nig Boyn hatte es aufgegeben, nach dem Fehler der Schaltung zu suchen. Er saß angeschnallt da und steuerte das Schiff. Aus den Bremsdüsen brachen Flammen und Rauch; sie hielten Paramech in der Flugbahn.
    »Heckdüsen dreiviertel Kraft«, meldete die Gorgoyne überflüssigerweise. Nig kümmerte sich nicht darum. Er sah, wie die Berggipfel näherkamen und sich von unten her ins Bild schoben. Noch immer verbrannten Tonnen flüssigen Treibstoffs, um die kinetische Energie des Schiffes zu verringern. Nig konnte augenblicklich nicht lenken, alles, was er versuchte, erschöpfte sich in dem Bestreben, das Schiff nicht durchsacken zu lassen.
    »Bodenabstand relativ sechstausend Meter, objektiv dreihundert!«
    Die Gorgoyne hatte recht.
    Obwohl das Gebirge weit über dem Niveau des Meeresspiegels lag, fegte das Schiff nur knapp über die ersten Gipfel hinweg. Die gewaltige Schneise des Tales tauchte auf ...
    »Objektiv zweihundert!«
    »Sei still!« brüllte Nig und konzentrierte sich auf die Hebel der Handsteuerung. Er versuchte, den Rumpf so zu drehen, daß er nicht auf die Platte des Gletschers fiel. Die Sandwüste näherte sich, aber sie würde nicht der Landeplatz des Schiffes sein. Wieder tobten die Düsen und entließen schwarze Wolken und lange, rote Flammen. Der Fall wurde langsamer.
    »Fünfzig«, murmelte Nig. Er schwitzte, aber er merkte es nicht. Die Knöchel seiner Finger waren weiß. Das Schaltgestänge vibrierte leicht, als volle Kraft auf sämtliche Gegendüsen ging. Das Schiff stellte sich ruckhaft auf und schwebte, über einem Flammenpolster senkrecht stehend auf den Gletscher zu. Immer noch betrug die Fahrt zwanzig Metersekunden.
    Paramech torkelte donnernd auf die Eisplatte zu.
    Das Schiff schien unendlich lange zu brauchen, um die fünfzig Meter zu überwinden. Umgeben von Hitze, Flammen und Qualm, senkte es sich Meter um Meter dem Gletscher entgegen. Bange Sekunden vergingen. Dann schoß Preßluft in die Landestützen, die sich aus dem Unterschiff abspreizten. Die gezahnten Platten berührten das Eis und fraßen sich im splitternden Untergrund fest. Die Fackeln der Düsen schmolzen das Eis. Zitternd stand

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