Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TTB 100: Der Traum der Maschine

TTB 100: Der Traum der Maschine

Titel: TTB 100: Der Traum der Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
bedeckt.
    »Als ob sie schlafen«, sagte Kuva erschüttert. Er kannte sie alle. Sie verließen diese Höhle und suchten weiter. Sie fanden nur Leichen. Sie lagen unter den abgewetzten Fellen und hielten sich umklammert, als wollten sie sich wärmen. Die Jäger vermieden es, sich anzusehen. Sie gingen von einer Höhle in die andere – überall die gleichen Bilder. Für die Höhlenbewohner aus Kuvas Sippe war die Zeit des Grünnebels zum Tod geworden, dem niemand entkommen war, wie es schien.
    »Komm«, sagte Morlok endlich. »Hier lebt niemand mehr.«
    Kuva zögerte. »Alle Waffen sind weg«, sagte er zweifelnd. »Jemand war hier, der überstanden hat. Gehen wir in die oberen Höhlen.«
    Sie schlugen den gefrorenen Wolkenatem aus den Trittlöchern und kletterten hinauf. Dort hatte Gambor mit seinen Söhnen gelebt. Er war Aviks Freund und ein ausgezeichneter Jäger gewesen.
    Aber seine Höhle war leer ...
    Sie war offensichtlich ohne besondere Eile verlassen worden. In der Mitte war die Asche eines Feuers; etwas Wolkenatem war darübergeweht. Weder Werkzeuge noch Waffen waren zu sehen. Hatte die Sippe Gambor überlebt? Die Jäger verließen die Höhle und suchten weiter. Morlok kletterte einen Grat entlang und kroch zu dem letzten der Wohnlöcher. Drinnen war es dunkel. Morlok blieb stehen, um seine Augen an das Dunkel zu gewöhnen. Ein bekannter Geruch stach in seine Nasenlöcher. Es war der Geruch frischen, scharfen Schwarzpelzkotes. Heiß überlief Morlok die Erkenntnis.
    Er riß seinen Speer hoch, als auch schon ein schwarzer Schatten auf ihn zustürzte. Brüllend öffnete sich ein langer Rachen, Fangzähne blitzten auf.
    Kuva hörte den Lärm, als er eben den Felsgrat betrat. Er schoß los und rannte über den Grat, ohne auf die schmerzenden Schürfwunden zu achten. Noch im Laufen riß er einen Pfeil aus dem Köcher und brach in die Höhle ein.
    An der Wand lehnte Morlok und hielt den Speer stoßbereit.
    Der Jäger blutete aus schweren Wunden. Der Schwarzpelz blutete ebenfalls, erhob sich auf die Hinterpranken und fiel wieder über sein Opfer her. Morlok sah das Tier auf sich zukommen und hob den Speer. Er wollte zustoßen, da aber griff etwas kalt nach seiner Brust. Das Blut blieb stehen und strömte nicht mehr durch die Bahnen. Alles erstarrte in einem roten Dunst. Morlok sah noch, wie die Bestie die Pranken hob, aber die Glieder gehorchten dem Jäger nicht mehr. Schemenhaft glitt ein Gedanke durch sein Gehirn; nur ein fremder Jäger auf einer anderen Welt ... dann strömte lähmende Kälte durch den Körper. Morlok röchelte. Es klang wie: »Kuva ... Bogen ... Beaka ...« Dann traf der gewaltige Schlag.
    Morlok sackte zusammen.
    Schreiend, um die Bestie abzulenken, schoß Kuva einen Pfeil nach dem anderen ab. Er traf die Stelle, an der das Leben des Schwarzpelzes saß. Blut schoß aus dem Fang des Tieres, dann wurden seine Bewegungen langsamer. Es fiel zusammen und rollte neben Morlok. In der Höhle war es plötzlich ruhig geworden.
    Kuva hörte nur noch seinen eigenen stoßweisen Atem. Er kniete neben seinem toten Freund hin und sah ihn an. Dann legte er den Kopf auf die Knie und starrte regungslos auf den Höhlenausgang. Es wurde dunkel.
    Morlok hatte ihm alles gegeben. Den Zauber, den Bogen, das Wissen und Beaka. Morlok würde noch lange weiterleben. Als sich die Schritte näherten und das Mädchen schwach im Eingang sichtbar wurde, wandte Kuva den Kopf. Morloks toter Körper war verschwunden – die Geister hatten ihn zu sich genommen.
    Beaka begann haltlos und gellend zu schreien.
     
    *
     
    Mit großer Geschwindigkeit verließen die Ströme die Gitter und Zellen der vollkommenen Maschine. Sie zerbrach in einzelne Teile. Ein langer Impuls geisterte schwach durch die Leitungen und meldete einer gelähmten Schaltstelle, daß das Spiel zu Ende war. Die Identifikationsfelder waren zerrissen; die übersättigten Zellen begannen sich aufzulösen, nachdem die Herzen der vier Alternativwirte zu schlagen aufgehört hatten. Mit halber Energie vernahm die Schaltstelle den Impuls und machte den Versuch, ihn weiterzugeben.
    Da starb auch sie.
     
    *
     
    Die achte Stunde, zwischen der Doppelmauer des Taltempels von Tot-meres, zu Füßen der Portalsäulen ...
    Anhetes saß im Sand und blickte hinauf zum Portal. Nichts verriet die Stelle, an der bemaltes Holz und Gipsstuck den schweren Stein ersetzten. Oneg leuchtete gelb auf den Sand, und die Pferde schnaubten leise. Sie warteten hundert Mannslängen weiter am Eingang

Weitere Kostenlose Bücher