TTB 101: Die große Explosion
schenkte ihnen ein verlegenes Grinsen.
»Wir möchten mit eurem Anführer sprechen«, schloß Bürgermeister Bouchaine.
»Warten Sie. Ich will sehen, was er sagt.« Gleed nahm das Bordtelefon. Als Grayder sich meldete, berichtete Gleed: »Da draußen stehen ein paar nackte Männer an der Gangway, Sir und wollen Sie sprechen. Einer sagt, er wäre der Bürgermeister. Als Beweis hat er einen Totempfahl dabei.«
»Führen Sie sie ins Kartenzimmer, Sergeant«, befahl Grayder.
Gleed trat wieder hinaus an die Gangway. »Sie sollen an Bord kommen.«
Jetzt begann eine heftige Diskussion unter den sieben Männern, bei der es von Worten wie Schmutz, Bakterien und Läuse nur so wimmelte. Gleed lauschte mit wachsendem Zorn; der Gedanke, daß jemand glaubte, das Schiff sei voll von Bakterien, paßte ihm gar nicht.
Schließlich verlieh er seinen Gefühlen Ausdruck und schrie: »Was glaubt ihr eigentlich, was dies ist? Eine Leprakolonie?«
Einen Moment herrschte Stille. Dann fragte der Bürgermeister: »Kann euer Anführer nicht herauskommen zu uns?«
»Nein, Pappi, das kann er nicht. Er hat mir befohlen, euch ins Kartenzimmer zu bringen. Na, was ist? Kommt ihr jetzt?«
»Was habe ich in meinem Alter schon zu verlieren?« meinte der Alte und stieg die Gangway empor. Fünf seiner Räte folgten ihm zögernd. Der sechste hockte sich mit der Miene eines standhaften Oppositionellen auf den Boden.
»Bürgermeister, ich denke nicht daran, mich der Gefahr einer Ansteckung auszusetzen.«
»Tu, was du willst, Gerpongo«, sagte der Bürgermeister.
Leicht verstimmt führte Gleed die Schar durch das Schiff. Seine Gäste verhielten sich stumm; er hatte das Gefühl, sie wagten kaum zu atmen. Am Kartenzimmer angekommen, hielt er ihnen die Tür auf und ging, vor sich hinmurmelnd, davon.
»Gerpongo!« sagte er. Es klang wie ein fremdsprachiger Fluch.
Drinnen strich sich der Bürgermeister den Bart und sah der Reihe nach den Botschafter, Captain Grayder, Colonel Shelton und Major Harne an, entschloß sich dann aber den ersten anzusprechen.
»Gesundheit mit euch!«
»Danke«, sagte der Botschafter, glücklich über dies kleine Zeichen von Höflichkeit.
»Dies ist das erste Schiff aus der alten Heimat, das uns besuchen kommt«, fuhr der Bürgermeister fort. »Wir nahmen bisher an, daß Terra an uns nicht interessiert wäre. Anscheinend haben wir uns aber getäuscht. Die Regierung hat uns gebeten, euch aufzusuchen und nach dem Zweck eures Besuches zu fragen.«
»Aha, ihr habt euch also mit eurer Regierung in Verbindung gesetzt?«
»Selbstverständlich. Ich habe nach eurer Landung sofort in Radiant City angerufen.«
»Nun«, sagte der Botschafter erfreut, »es würde die Dinge sehr vereinfachen, wenn wir direkt mit eurer Regierung verhandeln könnten.« Er wandte sich an Grayder. »Die Bilder, Captain.« Aus einer Schublade zog Grayder die vielfach vergrößerten Fotos und breitete sie auf dem Schreibtisch aus. Zum Bürgermeister gewandt, bat der Botschafter: »Würden Sie uns bitte die genaue Lage von Radiant City zeigen? Wir können dann dorthin fliegen und dadurch viel Zeit und Mühe sparen.«
»Ihr wollt, daß ich euch den Sitz der Regierung zeige?«
»Ganz recht.«
»Dazu habe ich keine Befugnis.«
Der Botschafter sah ihn erstaunt an. »Warum nicht?«
»Ich muß mir zunächst Instruktionen holen«, beharrte der Bürgermeister.
»Aber warum in aller Welt sollten Sie uns nicht zeigen, wo die Regierung sitzt? Das schadet doch nichts, oder? Sie glauben doch nicht etwa, daß wir die Regierung stürzen wollen?«
»Ich kann es nicht verantworten, daß Sie möglicherweise eine Epidemie in unsere Hauptstadt einschleppen«, sagte der Bürgermeister.
»Eine Epidemie?« Der Botschafter sah sich verständnislos um. »Was denn für eine Epidemie?«
»Wir wollen keine Seuchen hier«, erklärte der Bürgermeister. »Wenn also ein Infektionsherd in der Nähe von Radiant City deponiert werden soll, so kann dies nur mit offizieller Genehmigung geschehen.«
»Offen gestanden, ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen«, erklärte der Botschafter. »Ihr stammt doch schließlich auch von der Erde, und daraus folgt, daß jede Krankheit, die ihr hier habt, ebenfalls von Terra kommt.«
»Bei uns gibt es keine Krankheiten«, sagte der Bürgermeister. »Nur die gewöhnliche Erkältung.«
»Und den Hexenschuß«, ergänzte der eine Rat.
»Und hin und wieder Bauchschmerzen«, meinte ein anderer, der aber hastig hinzufügte: »Zurückzuführen auf
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