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TTB 104: 200 Millionen Jahre später

TTB 104: 200 Millionen Jahre später

Titel: TTB 104: 200 Millionen Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Siebenhundert Jahre in sieben Tagen! Er benetzte seine trockenen Lippen, riß seine Gedanken zusammen und konzentrierte sich auf sieben Tage.
    »Wie lange würde es dauern«, fragte er laut, »auf einem fliegenden Skreer von hier nach Ptath und zurück zu fliegen?«
    Die hellen Augen Tars betrachteten ihn verwundert. »Du bist ein komischer Kauz«, sagte er schließlich. »Da war auch eine Geschichte, die behauptete, du wärst auf dem Weg nach Ptath gewesen. Aber das beweist nur, in welch schlechter Verfassung du dich befunden haben mußt, bevor sie dich hier hereinsteckten.«
    Wilder Zorn wallte in ihm auf, und er fühlte den plötzlichen Trieb, den Mann zu packen und die Antwort aus ihm herauszuprügeln. Noch rechtzeitig erkannte er, daß die unnatürliche Wut nicht von ihm, Holroyd, stammte. Er nahm sich zusammen und sagte bebend:
    »Aber wie lange ... wie lange würde es dauern?«
    »Du verstehst nicht«, entgegnete der Mann. »Deine Frage ist bedeutungslos. Noch niemals ist ein Skreer direkt von Linn nach Ptath geflogen. Es ist zu weit. Damals, als die Tempelprinzessin die Reise unternahm, flog sie nach Norden zu der Seestadt Tamardee, dann von dort nach Lapisar und nach dem herrlichen Ghay, und so weiter, immer an der Küste entlang. Alles in allem dauerte die Reise zwei Monate.
    Wohlverstanden«, fuhr Tar fort, »es gibt angeblich eine besonders schnelle Rasse von Zuchtskreern. Man sagt, daß einige Botengänger der Göttin speziell trainierte Vollblüter reiten, die innerhalb von acht Tagen ohne Zwischenhalt von einem Ende Gonwonlanes bis zum anderen fliegen können. Das wären sechs Tage von hier nach Ptath. Doch jetzt, paß auf ...«
    Holroyd seufzte. Sechs Tage hin und sechs Tage zurück. Die Göttin wußte Bescheid, hatte es schon seit einem Tag gewußt. Noch fünf Tage, bis sie hier eintraf.
    Er hatte genau fünf Tage, um aus dem Tempelkerker zu entfliehen.

 
4.
     
    Die Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit war zunächst nicht sonderlich besorgniserregend. Doch als ihm schließlich die quälenden Gedanken kamen, waren sie von einer verblüffenden Erkenntnis begleitet.
    Ein Teil seines Selbsts sorgte sich nicht. Er wartete auf die Ankunft der Göttin. Kalt und konzentriert wartete er – eine ungezähmte Kraft, die keine Grenzen kannte und das Wissen in Holroyds Gehirn mit der gleichen Selbstverständlichkeit akzeptierte, wie sie zuvor ihre eigene Identität und ihr eigenes Vorhaben wahrgenommen hatte.
    Das Gefühl war stark und absolut eindeutig. Holroyd hatte keine Zweifel mehr. Ptath, der kindgleiche Gott von Gonwonlane, und Peter Holroyd steckten in demselben Körper, und der Gott erachtete Holroyd als ein Segment seines Selbsts. Was er auch war. Holroyd erschauerte und fühlte sich jäh von wilder, persönlicher Wut gepackt.
    »Du Narr!« schrie er auf. »Merkst du endlich, in was für ein Schlamassel du uns gebracht hast, als du dich von einem hübschen lächelnden Frätzchen in diesen Kerker hast locken lassen? Selbst der dümmste Hammel brauchte bloß einen Blick auf diese Tyrannenorganisation mit Tempelprinz, Tempelkönig, Tempelkaiser und einer Göttin irgendwo an der Spitze dieser Hierarchie zu werfen, um sofort zu wissen, daß dein Kommen wie reinstes Dynamit wirken würde. Du kannst doch nicht ...«
    Er verstummte. Seine Stimme hallte kurz im engen Geviert der Zelle nach. Im darauffolgenden Schweigen überlegte Holroyd müde und enttäuscht: Welch sinnloser Ausbruch eines Verrückten, der sich selber guten Rat zuschrie! Aber er fühlte sich besser, denn es hatte ihm geholfen, sich selbst zu zeigen, daß er die Gewalt über den Körper hatte, daß sein Geist die notwendigen Denkprozesse verrichtete, und daß er die Stimmbänder im Hals kontrollierte.
    Und was jene fundamentale Selbstsicherheit Ptaths betraf, so würde es nichts schaden, sie in sich zu haben. Es würde nichts schaden, in Zeiten von Krisis und Gefahr zu wissen, daß es ein Stück seines inneren Selbsts gab, das keine Furcht kannte, keine Zweifel an seinen eigenen Fähigkeiten hatte und niemals erlahmte oder ermüdete, sondern im absoluten Glauben daran, ein Recht auf alles zu haben, unaufhaltsam weiterlebte. Es würde nichts schaden, sich unsterblich und untötbar zu fühlen.
    Die Zeit verstrich. Tar versorgte ihn mit Nahrung, doch sein Hunger nach etwas anderem wuchs, je mehr er an Kraft gewann: Wissen, Information, Erklärung.
    Eines Tages öffnete er bereits die Lippen, um mit dem Fragen zu beginnen, als ihm Tar

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