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TTB 104: 200 Millionen Jahre später

TTB 104: 200 Millionen Jahre später

Titel: TTB 104: 200 Millionen Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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ausgedehnter Inlandseen zeigten, wo früher der Atlantische Ozean gewesen war. Das Gewässer zwischen Accadistran und Gonwonlane wurde das Meer von Teth genannt. Die Bevölkerung von Gonwonlane betrug vierundfünfzig Milliarden, die von Accadistran neunzehn Milliarden und diejenige des Geächtetenstaates Nushirvan fünf Milliarden. Nushirvan war geologisch das jüngste Festland auf dem Planeten; seine explosionsartige Geburt aus der See hatte vor nur dreißig Millionen Jahren stattgefunden.
    Holroyd entdeckte die Tempelstadt Linn am äußersten östlichen Rand der großen südlichen Landmasse. Die Stadt Ptath lag dreiundachtzighundert Kanbs Luftlinie nordwestlich von Linn. Die machtvolle Hauptstadt Ptath erhob sich an der Bucht der Großen Klippen des Meeres von Teth, etwa zwölfhundert Kanbs von der nächsten Landzunge Nushirvans entfernt.
    Das Erstaunliche, Unglaubliche wuchs und wuchs. Immer wieder sprang Holroyd auf die Füße und lief, die Augen in grenzenloser Faszination auf das Buch gerichtet, aufgeregt auf und ab. Er las ganze Kapitel der Geschichte zum zweitenmal, und sein Verstand schwindelte vor dem unbegreiflichen Bild des unermeßlich großen, göttin-beherrschten Reiches. Doch langsam stählte sich sein Geist, und die Zweifel schwanden vor der etwas übermütigen Gewißheit, daß sich ein Soldat aus dem Blitzkrieg in Deutschland von 1944 durch solch eine Situation nicht aus der Ruhe bringen lassen sollte.
    Er war tot. Wenn er nicht im Körper eines Gottes wiederauferstanden wäre, läge er jetzt in einem modernden Tank in der Erde eines Schlachtfeldes, das schon seit so langen Zeiten vergessen worden war, daß der Boden, das Ereignis, die Erinnerung, ja, der bloße Gedanke daran bereits wie eine seltsame und unmögliche Geschichte erschien.
    Ein Geräusch störte seine Gedanken. Der Stein bewegte sich. Mit einer flinken, energischen Bewegung schritt Holroyd hinüber, bückte sich und hob die Platte mit spielerischer Leichtigkeit auf. Sein Verstand war kühl und sachlich. Der Plan, den er hatte, war ebenso einfach wie direkt.
    Tars Kopf erschien in der viereckigen Öffnung. »Danke«, keuchte er. »Diese Steinrückerei macht mich noch fertig. Ich habe dein Frühstück.«
    »Du hast was?« rief Holroyd aus. Einen knappen Moment lang vergaß er seinen Plan. Er hatte nicht geschlafen!
    Er hatte die ganze Nacht gelesen, ohne auch nur an Schlaf zu denken. Er seufzte tief. Der Grund war natürlich leicht einsehbar. Götter schliefen nicht. Oder wenigstens waren sie nicht darauf angewiesen. Vielleicht könnte er es, wenn er es versuchte. Er sah, daß ihn Tar überrascht anblickte.
    »Was ist?« fragte Tar.
    Holroyd schüttelte den Kopf. »Nichts. Ich hatte keine Ahnung, daß ich so lange geschlafen habe.«
    Der kleine Mann grinste. »Das ist ein gutes Zeichen. Du siehst schon viel besser aus.« Er zog sich zurück, um das Frühstück heraufzureichen.
    »Ich muß mit dir sprechen«, sagte Holroyd. Tar richtete sich wieder auf. »Du hast kürzlich gesagt, die Rebellen könnten mich für ihre Zwecke verwenden, weil ich vorgebe, Ptath zu sein. Wie steht es damit?«
    Tars Augen verengten sich. Dann zuckte er die Schultern. »Es tut mir leid, es gesagt zu haben. Denn es trifft nicht mehr zu. Sie sind nicht interessiert. Sie sehen keine Möglichkeit, wie es praktische Verwendung finden könnte, und überdies wäre es ein Leichtes für dich, einfach auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Ich spreche ganz offen.«
    »Aber sie könnten mich befreien?«
    Der kleine Mann stand einen Moment lang steif, als ob er die unermeßliche Willensstärke erkannte, die hinter den ruhig gesprochenen Worten lag. Seine Augen studierten Holroyd aufmerksam. Dann nickte er endlich, schweren Herzens.
    »Gut«, sagte Holroyd. »Sage ihnen, sie sollen kommen und mich heute nacht herausholen.«
    Tar begann zu lachen. Das Lachen brach in der Mitte ab, und nur das hohle Echo überbrückte die Kluft zwischen Laut und Stille. Er kam aus dem Loch herausgeklettert und blickte Holroyd finster an. Seine Augen hatten sich zu engen Schlitzen zusammengezogen, seine Lippen zu einem messerscharfen Strich. Einen Moment lang schien er wie ein Raubtier, das sich zum Sprung stählte. Dann sagte er drohend:
    »Das sind feine Redensarten, nachdem dir unsere Organisation gerade das Leben gerettet hat!«
    Die Wahrheit der Worte tat weh. Aber Holroyd wußte mit absoluter Sicherheit, daß die Moral in ihnen auf seinen Fall nicht zutraf. Dies war anders. Ptath, der

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