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TTB 104: 200 Millionen Jahre später

TTB 104: 200 Millionen Jahre später

Titel: TTB 104: 200 Millionen Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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abreißen. Jede Person, die nicht arbeiten will oder keine Nummer hat, geht zuerst, wenn man uns auffordert, ein Opfer zu stellen. Normalerweise gehen wir nach den Nummern.« Er schloß: »Wir sind hier zweihundert Menschen. Und die Gruppe wird innerhalb von zwei Monaten restlos erneuert, abgesehen vom Boß dort oben. Der Unterschied zwischen uns und den anderen dort draußen ist, daß wir dreimal täglich Nahrung bekommen; sie erhalten nur Frühstück und leben in der Regel nicht länger als einen Monat. Doch gehen müssen auch wir, wohlverstanden: Nummer 147 befand sich bei der letzten Hundertergruppe. Irgendwelche Fragen?«
    Holroyd stellte fest, daß ihm der Mann gefiel. Mit Schrecken sah er, daß er die Nummer 153 trug. Was vermutlich bedeutete, daß dies sein letzter Lebenstag war. Und doch verhielt er sich kühl, gesammelt und energisch.
    »Guter Mann«, sagte Holroyd. »Tapferkeit angesichts der Hölle, das sieht man gern! Wie ist Ihr Name?«
    »Cred, Sir«, entgegnete der Mann. Er verstummte ärgerlich. »Zum Teufel, wieso in Nushirvan nenne ich dich Sir? Komm mit!«
    Holroyd folgte mit einem dünnen Lächeln. Er hatte richtig gehandelt, von jenem ersten Augenblick an – als die Kraft des Göttersessels in seinen Körper floß – Bewußtlosigkeit vorzutäuschen. Er war tatsächlich während des ganzen Vorgangs hellwach gewesen und hatte ihn mit fast schmerzhafter Intensität an sich erlebt. Doch eigentliche Schmerzen hatte er nicht bereitet. Und trotz seiner übermenschlichen Empfindungstiefe war er doch nur Peter Holroyd, Hauptmann im amerikanischen Panzerkorps, der gerade die außerordentliche Fähigkeit verliehen bekam, seine Essenz überallhin zu senden.
    Es war eine titanische Kraft; seine frühere Analyse des Nushirs und seiner Verwundbarkeit ihr gegenüber hatte ihn bereits davon überzeugt. Doch ohne fremde Hilfe war er nicht in der Lage, sich mit Ineznias Fähigkeit, Regierungen zu beherrschen und ihren ganzen Körper durch den Raum zu schicken, zu messen.
    Überdies hatte er während des Erlebnisses mit dem Sessel erkannt, daß seine ursprüngliche Vermutung richtig gewesen war. Der Thron bildete nur eine Batterie voll gespeicherter Kraft, die allein mit Kraft aus der Urquelle der Götterkraft erneuert und ersetzt werden konnte – in seinem Fall aus dem Gebet gläubiger Frauen. Er erkannte weiterhin, daß er von nun an zwei Rollen zu spielen hatte, und damit begann sich auch ein vager, erbarmungsloser Plan zu formen: Sie schickte sich also an, Gonwonlane anzugreifen? Wenn er den Angriff vor seinem endgültigen Erfolg aufhalten konnte, dann war Ineznia erledigt.
    Sie mochte eine große Zauberin sein, aber sie hatte einen Zug der Menschen außer acht gelassen. Oder für unwichtig gehalten. Oder niemals erkannt: Die menschliche Natur würde die irdische Göttin besiegen, wenn ...
    »Da sind wir«, sagte Cred.
    Holroyd sah einen großen, graugesichtigen, grauäugigen, grauhaarigen Mann an der Brustwehr stehen. Der Mann wandte sich um, als Cred sagte:
    »Kommandant, hier ist ein Neuer. Ich zeige es ihm.«
    »Gut«, entgegnete der alte Mann abwesend. »Laß es ihn sehen!«

 
22.
     
    Zuerst sah Holroyd nur Skreervögel über der riesigen Arena hin und her fliegen. Im nahen Vordergrund erhob sich eine ungeheure Tribüne, gedrängt voll von zuschauenden Menschen. Doch das war nur ein Stück des Rahmens, den er nun kaum noch wahrnahm. Schwärme von Skreers, Massen von Skreers. Nach einer Weile sah Holroyd etwas anderes. Nur etwa jede zehnte der großen Vogelbestien trug einen Reiter auf dem Rücken; trotzdem flogen sie in geordneten Einheiten, wie Flugzeuge in Formation. Plötzlich, wie auf ein Signal, löste sich eine Zehnergruppe aus dem fliegenden Schwarm und setzte zum Sturzflug an.
    Zum erstenmal bemerkte Holroyd jetzt, daß sich auf dem Boden unter den Vögeln Opfer befanden. Hundert Männer und Frauen; zumeist Männer, doch auch sehr viele Frauen. Das Gemüt in eine stählerne Zwinge gelegt, den Verstand zur eiskalten Berechnung versklavt und die Augen zu erbarmungsloser Beobachtung gezwungen, so sah Holroyd das dramatische Schauspiel sich entfalten. Die Opfer verteidigten sich. Sie besaßen pilzförmige Schilde, unter die sie sich duckten, um dann mit langen Lanzen darunter hervorzustechen, in der Hoffnung, die gefräßigen Vögel aufzuspießen. Die Vögel wichen den Lanzen mit gedrilltem Geschick aus und zerrten die Verteidiger unter ihren hoffnungslosen Schutzschilden hervor. Innerhalb von

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