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TTB 104: 200 Millionen Jahre später

TTB 104: 200 Millionen Jahre später

Titel: TTB 104: 200 Millionen Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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würde sie als Zard unverzüglich den Angriff auf Gonwonlane anordnen. Die Kräfte, die damit in Bewegung gesetzt würden, waren so riesenhaft, daß nichts sie mehr würde aufhalten können.
    In einem Anfall von Panik packte sie den schlaffen Körper und schüttelte ihn wild. »Wach auf, Ptath!« rief sie unterdrückt. »Wach auf!«
    Der Leib rührte sich nicht. L'Onee sank erschöpft zurück. Die Sonne, die niedrig im Osten gestanden hatte, näherte sich ihrer Vormittagsposition. Staubwolken, von einer halben Million rastloser Füße aufgewirbelt, verdickten die Luft wie grauer Nebel. Der Tag wurde heiß, dann erstickend. Zwei Männer schleppten sich auf sie zu, einen dritten zwischen sich tragend. Einer sagte:
    »Ich finde kein Lager für meinen Bruder.«
    Der andere ließ Kopf und Schultern des Bewußtlosen sinken und entgegnete müde:
    »Was macht es schon? Er wird den gleichen Weg gehen wie wir alle.«
    »Ich beschaffe ein Lager«, sagte der erste Sprecher ruhig. »Mein Bruder ist in übler Verfassung.« Er kam auf L'Onee zu. »Ich hoffe, Ihr habt nichts dagegen, daß ich ihn« – er wies auf den scheinbar toten Holroyd – »von seinem Lager entferne. Mein Bruder ist ohnmächtig geworden.«
    L'Onee war sprachlos. Die Forderung war derart unverschämt, daß sie glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Dann öffnete sie den Mund, um zu protestieren, doch bevor sie ihrer Empörung Luft machen konnte, hatte sich der Mann schon gebückt und schickte sich an, Holroyd von der Lagerstatt zu heben.
    Sie ergriff seine Arme und versuchte, ihn zu hindern. Zurücktaumelnd, stieß er sie zur Seite, packte ihren Arm und zog sie empor. Er war stark, und ein blinder, hartnäckiger Wille trieb ihn voran. Ihr einziger Gedanke war, ihn wegzuschieben, doch sein Gewicht war das eines Berges. Innerhalb einer Minute hatte sich der verzärtelte Körper der Hauptfrau des Nushirs restlos erschöpft. Sie lehnte noch halb gegen den Mann, als sein hastiges Flüstern in ihr Bewußtsein drang.
    »Geh' nach Nushirvan!« raunte er. »Geh' nach Nushirvan! Ich treffe dich dort im Khotahay-Palast – später.«
    L'Onee erstarrte. Dann schüttelte sie den Mann in einem Anfall der Ungläubigkeit, aber er sah sie mit einem plötzlichen Ausdruck des Befremdens an, der zu einer Grimasse des Schocks und Entsetzens wurde. Er keuchte:
    »Ich muß phantasiert haben. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Es tut mir leid.«
    Sie war zu erschöpft, um Mitleid zu fühlen. Sie taumelte rückwärts zur Lagerstatt, schickte sich an, sich niederzusetzen und fuhr mit einem erneuten Schreck auf. Ptaths Körper war verschwunden.

 
21.
     
    Trotz der hindernden Feldbetten legte Holroyd die Entfernung zwischen seinem eigenen Lager und dem nächsten Tor in der Umzäunung in etwa fünf Sekunden zurück. Das Tor passierend, stürzte er sich mit brutaler Stärke in die dichte Menschenmasse, die dort am Rand des »Krankenreviers« wogte.
    Einen letzten Blick warf er zurück. Er zeigte ihm, daß L'Onee noch immer mit dem Mann rang, der versucht hatte, seinen Bruder auf Holroyds Lager zu betten. Niemand sonst befand sich in Bewegung, vor allem keine Frau. Doch Ineznia konnte nicht mehr fern sein. Es schien, als ob er für den Augenblick jedenfalls in Sicherheit war.
    Er drängte weiter durch das Gewühl und gelangte kurz darauf in ein relativ freies Gebiet. Zwei phantastische Stunden vergingen. Langsam und unaufhaltsam stellte sich die erschreckende Erkenntnis ein, daß sein Plan, einen sicheren Ort zu finden, an dem er seinen Körper in Sicherheit zurücklassen konnte, unsinnig war.
    Der Mittag kam und verging. Eine Stunde später kämpfte er noch immer gegen das Gewühl an, einen knappen Steinwurf von der langen Hauptmauer entfernt, die – weiter hinten – eine Flanke des »Krankenreviers« gebildet hatte. Sicherlich gab es Ein- und Ausgänge zu diesem unglaublichen Konzentrationslager, Tore, die natürlich bewacht wurden, was jedoch keine Rolle spielte. Er kam schließlich zu einem Mann, der mehr intelligent als verängstigt aussah. Holroyd rief: »Wie holt man uns hier heraus? Und wo?«
    Der Mann starrte ihn ausdruckslos an. Zehn weitere Männer, denen er nacheinander dieselben Fragen zurief, antworteten mit dem gleichen sturen Blick. Es war, als ob er mit seinem Schädel gegen die Mauer anrannte, die so mächtig zu seiner Rechten aufragte. Er gab es auf, gegen das Gewoge der Menge anzukämpfen, und ließ sich treiben, wie ein Blatt, das einem Sog folgte.
    Er

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