TTB 109: Unendlichkeit x 5
Gedanken vortrug, die ihm erst in den vergangenen vierundzwanzig Stunden gekommen waren.
George sagte: »Ehrenwerter, ich kann Ihnen einen Ausweg aus dem ewigen Karussell zeigen.« Er benutzte absichtlich das gleiche Bild wie zuvor der Novianer.
Der Novianer sah ihn ernst an. »Welches Karussell meinen Sie?«
»Sie haben selbst davon gesprochen, Ehrenwerter. Das Karussell, von dem Novia nicht mehr herunter kann, so daß Ihr Planet jedes Jahr neue Techniker auf der Erde anwerben muß.« (Er spürte, daß seine Zähne aufeinanderschlugen – aber vor Aufregung, nicht aus Angst.)
Der Novianer nickte. »Sie behaupten also, einen Ausweg gefunden zu haben, durch den wir vermeiden könnten, in Zukunft unsere Nachwuchskräfte von der Erde zu beziehen. Habe ich Sie richtig verstanden?«
»Genau, Sir. Sie könnten ein eigenes Erziehungssystem aufbauen.«
»Hmm. Ohne Bänder?«
»J-ja, Ehrenwerter.«
Der Novianer sah weiterhin George an, als er ausrief: »Ingenescu, lassen Sie sich wieder sehen!«
Der Historiker blieb hinter George stehen und sah ihm über die Schulter.
»Was soll das alles?« erkundigte der Novianer sich. »Anscheinend verstehe ich den jungen Mann nicht ganz.«
»Ich versichere Ihnen«, beteuerte Ingenescu, »daß er alles aus eigenem Antrieb tut. Ehrenwerter. Ich habe ihn nicht dazu angehalten und habe nichts damit zu schaffen.«
»Gut, aber weshalb setzen Sie sich dann für ihn ein? Warum rufen Sie mich seinetwegen an?«
»Er ist ein Studienobjekt, Ehrenwerter«, erklärte Ingenescu dem Novianer. »Für mich ist er wertvoll, deshalb versuche ich ihn bei guter Laune zu halten.«
»In welcher Beziehung ist er wertvoll?«
»Das ist schwer zu erklären; es hängt mit meinem Beruf zusammen.«
Der Novianer lachte kurz. »Schön, jeder auf seine eigene Weise.« Er wandte sich an die Personen, die hinter ihm zu stehen schienen, obwohl sie im Augenblick nicht sichtbar waren. »Hier ist Ingenescus Protegé, ein junger Mann, der uns erklären will, wie man ein Erziehungssystem ohne Bänder aufbaut.« Er ließ sich ein neues Glas geben und wandte sich wieder an George. »Nun, junger Freund?«
Auf dem Bildschirm waren nun mehrere Männer und Frauen sichtbar. Ihre Gesichter ließen erkennen, daß sie sich von der Unterhaltung mit George einen guten Spaß erhofften.
George versuchte zuversichtlich zu wirken, obwohl er genau wußte, daß er ein schlechter Schauspieler war. Ingenescu saß wieder in seinem Sessel und beobachtete ihn von dort aus.
Dummköpfe, dachte George, alles Dummköpfe. Aber sie würden verstehen, was er zu sagen hatte. Er würde sie dazu zwingen.
Er sagte: »Ich habe heute nachmittag den Wettkampf für Metallurgen gesehen.«
»Sie auch?« fragte der Novianer amüsiert. »Offensichtlich war die ganze Erde dort versammelt.«
»Nein, Ehrenwerter, aber ich war dort. Ein Freund von mir nahm daran teil und schnitt sehr schlecht ab, weil diesmal Beeman-Geräte verwendet wurden. Seine Erziehung umfaßte nur Henslers, offenbar ein älteres Modell. Sie selbst sagten vorher, daß die Veränderung geringfügig sei.« George hielt Daumen und Zeigefinger hoch und ahmte bewußt die Geste des Novianers nach. »Und mein Freund hatte schon einige Zeit vorher erfahren, daß die eingehende Kenntnis der Beeman-Geräte erforderlich sein würde.«
»Und was bedeutet das?«
»Mein Freund hatte seit frühester Jugend von einer Auswanderung nach Novia geträumt. Er kannte die Hensler-Geräte. Vermutlich hätte er innerhalb kürzester Zeit auch die heute verwendeten Apparate bedienen können, wenn er zusätzliche Informationen zur Verfügung gehabt hätte. Da sein Ehrgeiz zudem ...«
»Und wo hätte er sich ein Band mit den zusätzlichen Informationen beschaffen sollen? Oder kann man sich auf der Erde jetzt schon durch Fernlehrgänge erziehen lassen?«
Die Gestalten im Hintergrund lachten pflichtbewußt.
»Eben aus diesem Grund hat er nichts gelernt, Ehrenwerter«, fuhr George unbeirrt fort. »Er bildete sich nämlich ein, er brauche dazu unbedingt ein Band. Ohne dieses mechanische Hilfsmittel wollte er nicht einmal den Versuch dazu unternehmen, obwohl der Preis wirklich verlockend genug war.«
»Nicht einmal versuchen wollte er es? Vermutlich gehört er also zu der Sorte Menschen, die nicht ohne Flugzeug fliegen wollen.« Als das Gelächter sich wieder gelegt hatte, fuhr der Novianer fort: »Sprechen Sie ruhig weiter, junger Mann. Wir wollen Ihnen gern noch ein paar Minuten lang zuhören.«
»Ich
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