TTB 109: Unendlichkeit x 5
vorfabriziertem Wissen zu versorgen. Aber das wissen Sie ja selbst.
Nachdem dieser Schritt einmal getan war, konnten Millionen in kürzester Zeit ausgebildet werden, konnte die Eroberung des Universums beginnen – auf friedlichem Wege. Es gibt jetzt bereits fünfzehnhundert bewohnte Planeten, aber das Ende ist noch nicht in Sicht.
Verstehen Sie, was ich damit sagen will. Die Erde exportiert Erziehungsbänder für weniger spezialisierte Berufe und trägt dadurch dazu bei, daß die Verbindung zwischen den Planeten nicht abreißt. Lesebänder, zum Beispiel, vermitteln uns alle die gleiche Sprache ... Sie brauchen mich nicht so erstaunt anzustarren. Andere Sprachen sind durchaus möglich und wurden in der Vergangenheit auch benützt.
Die Erde exportiert aber auch hochspezialisierte Techniker und verringert dadurch die Gefahr einer Überbevölkerung. Außerdem erfolgt die Bezahlung für die Bänder und Menschen in Rohstoffen, die wir dringend benötigen. Verstehen Sie jetzt, weshalb unser Erziehungssystem das beste ist?« – »Ja, Sir.«
»Begreifen Sie jetzt auch, daß es eine Vorbedingung für die Besiedlung anderer Planeten war?«
»Ja, Sir.«
»Dann müssen Sie auch einsehen, daß die Geschichtsforschung einen bestimmten Zweck erfüllt.« Ingenescu lächelte. »Ich frage mich nur, ob Sie erraten, warum ich mich für Sie interessiere?«
George kehrte wieder in die Gegenwart zurück. Offenbar verfolgte Ingenescu eine bestimmte Absicht und wollte George auf die Probe stellen.
Er zögerte einen Augenblick. »Warum?«
»Die Sozialwissenschaft beschäftigt sich mit Gesellschaftsformen, und jede Gesellschaft besteht aus Menschen.«
»Richtig.«
»Aber Menschen unterscheiden sich von Maschinen. Techniker arbeiten mit Maschinen. Sie haben es leicht, denn über eine Maschine kann man in verhältnismäßig kurzer Zeit alles wissen. Aber Menschen ... Sie sind so voneinander verschieden, daß man sie immer wieder studieren muß, um sein eigenes Fachgebiet zu beherrschen; besonders aber ungewöhnliche Typen.«
»Wie mich«, sagte George tonlos.
»Ich dürfte Sie eigentlich nicht als Typ bezeichnen, aber Sie sind wirklich außergewöhnlich. Wenn Sie nichts dagegen haben, daß ich mich mit Ihnen beschäftige, werde ich Ihnen nach Möglichkeit behilflich sein, Ihr Problem zu lösen.«
»Ich muß einen Augenblick darüber nachdenken«, bat George. Ingenescu nickte zustimmend. Dann sprach George weiter: »Wollen Sie etwas für mich tun, Sir?«
»Wenn ich es kann«, antwortete der Historiker bereitwillig.
»Unser Gespräch ist aber streng vertraulich. Das haben Sie; selbst gesagt.«
»Richtig.«
»Dann verschaffen Sie mir ein Interview mit einem einflußreichen Mann von einem anderen Planeten, mit einem ... Novianer.«
Ingenescu starrte ihn verblüfft an. »Nun, ich ...«
»Sie können es bestimmt«, sagte George. »Sie sind selbst bedeutend genug. Ich habe den Polizisten beobachtet, als Sie ihm Ihren Ausweis zeigten. Wenn Sie sich weigern, lasse ich mich nicht studieren.«
George hatte selbst das Gefühl, eine leere Drohung ausgesprochen zu haben. Aber auf Ingenescu wirkte sie verblüffend.
Er sagte: »Das ist eine unmögliche Bedingung. Ein Novianer während der Olympischen Spiele ...«
»Gut, dann lassen Sie mich mit einem Novianer telephonieren, damit ich selbst ein Gespräch vereinbaren kann.«
»Glauben Sie, daß Sie das schaffen?«
»Ich weiß es ganz sicher. Warten Sie nur ab.«
Ingenescu warf George einen nachdenklichen Blick zu und griff dann nach dem Hörer des Visiphons.
George wartete gespannt. Jetzt konnte nichts mehr schiefgehen. Nichts. Er würde doch noch nach Novia auswandern. Trotz Antonelli und den anderen Trotteln in der Anstalt für Schwachsinnige.
*
George beobachtete, wie der Bildschirm aufleuchtete. Jetzt mußten gleich einige Novianer darauf zu sehen sein – ein Stück Novia, das auf die Erde verpflanzt worden war. In nur vierundzwanzig Stunden hatte er das alles geschafft.
Zunächst wurde nur lautes Gelächter hörbar, während auf dem Bildschirm undeutliche Gestalten von Männern und Frauen auftauchten und wieder verschwanden. Dann erklang eine laute Stimme. »Ingenescu? Er will mit mir sprechen?«
Nun erschien ein einzelner Mann auf dem Bildschirm. Ein Novianer. Ein echter Novianer. (George zweifelte nicht einen Augenblick daran, denn der Mann wirkte auf unerklärliche Weise fremdartig.)
Er lächelte. »Ladislaus, das geht zu weit. Wir sind darauf vorbereitet,
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