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TTB 109: Unendlichkeit x 5

TTB 109: Unendlichkeit x 5

Titel: TTB 109: Unendlichkeit x 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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weshalb sollte sie dann so umständlich aufgebaut sein? Und er mußte sich an jemand wenden, der ihm helfen konnte. Er war deswegen nach San Francisco gekommen, und hier wurde ihm Hilfe angeboten. Vielleicht war das überhaupt der Haken an der ganzen Sache. Das Angebot war zu bereitwillig gemacht worden.
    Ingenescu schien zu erraten, was George dachte. »Was Sie mir als Sozialwissenschaftler erzählen, unterliegt selbstverständlich meiner Schweigepflicht. Wissen Sie, was das bedeutet?«
    »Nein, Sir.«
    »Das bedeutet, daß ich den Inhalt unseres Gesprächs nicht weitergeben darf – und niemand kann mich dazu zwingen.«
    George sah ihn mißtrauisch an. »Ich dachte, Sie seien Historiker?«
    »Das bin ich auch.«
    »Aber eben haben Sie sich doch selbst als Sozialwissenschaftler bezeichnet.«
    Ingenescu lachte laut und entschuldigte sich sofort für seinen Heiterkeitsausbruch. »Tut mir leid, junger Mann, ich hätte nicht lachen sollen, aber ich habe nicht über Sie gelacht. Ich habe mich nur über die Tatsache amüsiert, daß heutzutage fast jeder sämtliche Gebiete der Technik herunterrasseln kann, ohne die geringste Ahnung von anderen Wissensgebieten zu haben.«
    »Schön, aber was versteht man denn unter dem Begriff Sozialwissenschaft?«
    »Die Sozialwissenschaft beschäftigt sich mit den verschiedenen Formen des menschlichen Zusammenlebens. Natürlich gibt es dabei verschiedene Unterteilungen, wie zum Beispiel auch in der Biologie. Die Kulturisten befassen sich mit der Entwicklung, dem Wachstum und dem Verfall der Kulturen. Das schließt alle Aspekte unseres Lebens ein«, fügte er hinzu und kam dadurch einer Frage zuvor. »Dazu gehören unsere Lebensart, unsere Vorlieben und Abneigungen, unsere Tabus und so weiter. Verstehen Sie das?«
    »Ja, ich glaube es wenigstens.«
    »Die Wirtschaftswissenschaftler – nicht die Statistiker, sondern die Wissenschaftler – spezialisieren sich auf die Art und Weise, in der eine Kultur die physischen Bedürfnisse ihrer Angehörigen befriedigt. Die Futuristen befassen sich mit der zukünftig zu erwartenden Entwicklung, und die Historiker ... Das ist eben mein Fachgebiet.«
    »Ja, Sir.«
    »Die Historiker beschäftigen sich mit der Vergangenheit unserer Zivilisation und der anderer Gesellschaftsformen.«
    George sah interessiert auf. »Waren die Verhältnisse früher anders?«
    »Völlig anders. Bis vor etwa tausend Jahren gab es noch keine Erziehung; wenigstens nicht in unserem jetzt gebräuchlichen Sinn.«
    »Ich weiß«, stimmte George zu. »Damals lernten die Menschen noch mühsam aus Büchern.«
    »Wo haben Sie das gelernt?«
    »Oh, ich habe zufällig davon gehört«, antwortete George vorsichtig. Dann fragte er weiter. »Hat es eigentlich Sinn, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen? Ich meine, das spielt doch eigentlich gar keine Rolle mehr, nicht wahr?«
    »Es spielt immer eine Rolle, mein Junge. Die Vergangenheit erklärt die Gegenwart. Weshalb wurde zum Beispiel unser Erziehungssystem eingeführt?«
    George bewegte sich unruhig. Warum fing der Kerl immer wieder davon an? Er sagte kurz: »Weil es das beste denkbare System ist.«
    »Aha. Aber warum ist es das beste? Wenn Sie mir einen Augenblick lang zuhören, werde ich es Ihnen erklären. Dann können Sie selbst beurteilen, ob Geschichtsforschung sinnvoll ist. Selbst bevor die Menschheit zu den Sternen fliegen konnte ...« Ingenescu brach ab, als er den erstaunten Ausdruck auf Georges Gesicht wahrnahm. »Dachten Sie etwa, daß die Menschen schon immer dazu fähig gewesen wären?«
    »Ich habe nie darüber nachgedacht, Sir.«
    »Das glaube ich. Vor fünftausend Jahren war die Menschheit noch auf die Oberfläche der Erde beschränkt. Aber selbst damals war die Kultur hoch technisiert, denn nur durch eine hochentwickelte Technik war die Ernährung der ständig wachsenden Bevölkerung einigermaßen gewährleistet. Allerdings dauerte die Ausbildung der Wissenschaftler um so länger, je weiter die technische Entwicklung fortschritt.
    Als schließlich der Raumflug Wirklichkeit wurde, behinderte dieser Engpaß jeden weiteren Fortschritt. Die Besiedlung der Planeten außerhalb unseres Sonnensystems wäre schon fünfzehnhundert Jahre früher möglich gewesen, wenn genügend ausgebildete Männer zur Verfügung gestanden hätten.
    Die entscheidende Wendung trat erst ein, als die Vorgänge im Innern des menschlichen Gehirns erforscht worden waren. Von diesem Zeitpunkt an war es möglich, jeden Menschen mit sozusagen

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