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TTB 110: Im Reich der Dämonen

TTB 110: Im Reich der Dämonen

Titel: TTB 110: Im Reich der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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richtete seine durchdringenden blauen Augen unverwandt auf sie.
    Stead senkte den Kopf. Es kam ihm wie eine Gotteslästerung vor, den Kapitän so anzustarren.
    »Wiederhole deine Aufzeichnungen«, sagte der Kapitän.
    Gehorsam begann Simon vorzulesen, was sie bisher mit Stead gemacht hatten. Der alte Mann vergaß nichts. Seine Stimme schwebte dunkel und bedeutungsvoll über der Menge. Und die Spannung und Größe dieser Szene wurde voll ausgekostet. Zweitausend Ohren lauschten in der großen Halle. Stead hielt seine Augen auf den Teppich gesenkt. Die Dinge, die sich um ihn herum abspielten, waren jenseits seines Horizonts. Aber er erkannte, daß sie unendlich wichtig sein mußten. Außerdem blendete ihn das Licht.
    Schließlich wandte sich Simon an das Wesen: »Mein Bericht ist beendet, Sir. Stead sollte nun, wie Eure Mannschaft vorgeschlagen hat, praktisch ausgebildet werden ...«
    »Ja«, sagte der Kapitän, und Simon schwieg sofort. »Wir haben beschlossen, daß er Wildbeuter wird.«
    Völliges Schweigen.
    Dann hob Della den Kopf. »Wildbeuter, Sir? Aber ...« Sie wagte es nicht fortzufahren.
    »Wenn er seinen ersten Pflichtbeutezug hinter sich gebracht hat, werden wir ihn wieder vor unser Auge befehlen. Erst dann sollen ihm die Gegenstände, die er bei seiner Ankunft trug, gezeigt werden. Das ist alles. Sie können, zu Ihren wissenschaftlichen Problemen zurückkehren.«
    Nach dem Verabschiedungszeremoniell erhoben sich Della und Simon. Stead folgte ihrem Beispiel. Sein Inneres befand sich in Aufruhr. Der Spruch des Kapitäns bedeutete, daß ein großer Teil der Arbeit Simons und Dellas völlig umsonst war. Was fing er als Wildbeuter mit Algebra an, mit der Theorie des Periodischen Aufbaus, mit der Evolutionstheorie und ihrer Unanwendbarkeit für den Menschen? Ein Wildbeuter benötigte ein schnelles Auge und eine noch schnellere Hand, die Fähigkeit, sich noch rascher als ein Schleimer fortzubewegen und ebenso rasch stehenzubleiben, um mit der Wand eins zu werden. Ein Wildbeuter mußte mit Waffen und gefüllten Beutesäcken umgehen können.
    »Bei allen Dämonen der Außenwelt«, murrte Simon vor sich hin und fuhr sich mit zittriger Hand über das Kinn. »Ich hätte mir nicht träumen lassen, daß es so kommen würde. Es ist fast ...«
    »Leise, Simon!« flüsterte Della. Ihr Gesicht wirkte im Schein der Lichter unnatürlich weiß.
    Sie verließen das Haus des Kapitäns, gingen durch die großartigen Räume zurück und wurden von dem elektrischen Wagen wieder in das Labor gebracht. Sie schwiegen während der ganzen Fahrt.
    Doch dann konnte sich Simon nicht länger zurückhalten.
    »Ich habe noch nie eine Anordnung des Kapitäns angezweifelt«, sagte er und warf sich in einen Stuhl. Sein Haar war zerwühlt. »Und ich werde das auch in Zukunft nicht tun. Aber das – das gibt mir fast Grund genug, den Abtrünnigen zuzustimmen. Mein: Vater hätte sich von seiner Frau getrennt, wenn es ihm der Kapitän befohlen hätte. Ich würde es nicht – weil ich der festen Überzeugung bin, daß der Kapitän einen solchen Befehl nie geben würde. Die Zeiten haben sich geändert. Wir halten uns nicht mehr so streng an die alten Bräuche und Wahrheiten. Aber das ...«
    »Wir sollten lieber überlegen, wie wir das Beste aus der Sache machen.« Dellas Stimme klang spröde und verärgert. Seit der Audienz mit dem Kapitän hatte sie sich sichtlich geändert. Sie trommelte mit ihren schlanken Fingern auf die Stuhllehne, bis Stead ganz nervös wurde.
    »Was können wir sonst tun, als Stead so gut wie möglich auf seine neue Aufgabe vorzubereiten?«
    »Der Kapitän meinte, ich solle erst einmal einen Beutezug mitmachen«, meinte Stead langsam. »Danach will er wieder mit mir sprechen. Vielleicht ...«
    »Natürlich!« Simon richtete sich auf. Er hatte einiges von seiner ursprünglichen Energie wiedergewonnen. »Wenn wir Erfolg haben wollen, mußt du alle Stufen des modernen Lebens kennenlernen. Aber der Schock – ist einfach immer noch zu viel für mich.«
    In Arkon war der Tag in drei achtstündige Abschnitte eingeteilt, deren Ende jeweils durch ein kurzes Flackern der Lichter gekennzeichnet wurde. Dann erfolgte Schichtwechsel, die Schläfer erwachten, die Arbeiter gingen zu Bett.
    Aber für die Wissenschaftler, die sich eisern bemühten, in die leere Schale Stead neues Leben zu füllen, bedeutete die Zeit nichts. Es gab so viel zu lernen.
    »Wir wissen jetzt, daß unsere Gemeinschaft auf Arkon nicht vollkommen ist«, erklärte ihm

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