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TTB 110: Im Reich der Dämonen

TTB 110: Im Reich der Dämonen

Titel: TTB 110: Im Reich der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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ihm das Beste für die Zukunft zu wünschen?
    Ohne sein Zutun wurde er nach vorne geschoben, auf einen Tisch gehoben. Man drückte ihm ein Glas in die Hand. Gesichter hoben sich zu ihm auf, lächelnde Gesichter mit blitzenden Augen und erhitzten Wangen. Gläser wurden geschwenkt – ein ganzer Wald von weißen Armen, die zu ihm herauf winkten.
    Über das Stimmengewirr hinweg schrie ein Mann: »Hals- und Beinbruch, Stead. Auf deine baldige Rückkehr!« Das war ein Toast.
    Alle tranken. Stead trank mit ihnen. Er fühlte sich als einer der Ihren und war stolz. Was für eine noble Klasse doch die Gouverneure waren.
    Er sprang vom Tisch herunter und wurde sofort in den Kreis der Tänzer hereingezogen, die in seltsamen Schlangenlinien und Kreisen herumwirbelten, angefeuert vom rhythmischen Händeklatschen der Umstehenden. Sie taumelten durch den Saal, lachend und glücklich. Das war das wahre Leben – das Leben, das ihm Simon und Della versprochen hatten.
    Cargill war nicht bei der Party.
    Ein kleiner Aufruhr ließ Stead aufmerken. Die Reihe der Tanzenden löste sich in lachende, sich drehende Einzelwesen auf. Plötzlich kreischten Frauen auf. Männer liefen an Stead vorbei auf einen Winkel zu, wo sie einander über die Schulter sahen. Hier waren die elektrischen Lichter diskret abgedämpft. Stead wunderte sich darüber. Er konnte keinen Sinn darin sehen. Aber vielleicht erfuhr er jetzt die Lösung. Er drängte vorwärts.
    »Schlagt das häßliche Ding tot!«
    »Da läuft sie!«
    »Huh!«
    »Entsetzlich – schauderhaft!« Geschrei und Aufruhr erfüllten die Luft. Stead drängte sich durch und sah den Männern über die Schulter. Dann erblickte auch er die Ursache des Wirbels.
    Auf einem umgestürzten Stuhl kauerte ein winziges Tier und blinzelte sie aus großen erschreckten Augen an. Es war vielleicht nur halb so groß wie ein Schuh und besaß etwa sechzehn Beine, die vergeblich versuchten, den kleinen Körper in eine bestimmte Richtung zu tragen. Die vier Fühler tasteten aufgeregt umher und erinnerten Stead irgendwie an die Bewegungen der Tänzer von vorhin.
    »Was ist das?« fragte Stead.
    »Eine scheußliche Ratte.« Eine Frau packte Stead am Arm. »Bringen Sie sie um!«
    »Aber weshalb denn?« Stead war völlig verwirrt. Das kleine Tier schien niemandem etwas zuleide zu tun. Die Reaktionen der Leute, besonders die der Frauen, verblüfften ihn.
    Die Ratte wagte plötzlich einen verzweifelten Ausbruch in die Freiheit. Sie rannte wie der Blitz die Wand entlang. Ein Mann warf ihr ein Glas nach. Ein anderer schleuderte einen Becher. Dann hatten zwei Männer sie eingefangen. Stead sah, wie einer den Fuß hob und niedersausen ließ. Er hörte ganz deutlich einen kleinen Schrei – und dann nichts mehr.
    »Häßliche Mißgeburten«, sagte Della und zog ihn von der stark geschminkten Frau weg, die seinen Arm ergriffen hatte. »Sie suchen im allgemeinen die Wohnungen der Arbeiter heim. Aber es kommt selten vor, daß eine bis zu uns in die Tiefe dringt.«
    »Entsetzlich!« jammerte die Frau in höchsten Tönen. Sie ließ nur zögernd Steads Arm los. »Ich fühle mich ganz krank.«
    »Ich möchte dich einem alten Freund vorstellen«, sagte Della. »Vergiß jetzt die Ratte. Nicht einmal die Gouverneurswohnungen bleiben vor diesen Eindringlingen verschont.« Als er sie ansah und den leichten Druck ihrer Hand auf seinem Arm spürte, vergaß Stead die Ratte wirklich. Flüchtig kam ihm der Gedanke, daß Ratten natürlich auch Krankheitsträger waren, die die Ärzte bekämpfen mußten. Doch dann hatte ihn Della zu einem außergewöhnlich runzligen Mann mit langem weißem Schnurrbart gebracht, der ihn freundlich anstrahlte.
    »Das ist Stead, Nav«, stellte ihn Della vor. »Stead, du hast die große Ehre, Astromann Nav vorgestellt zu werden.« Sie freute sich offensichtlich über dieses Zusammentreffen. »Nav nimmt in der Hierarchie der Astromannen einen ziemlich hohen Rang ein – er kann dir bestimmt eine ganze Menge helfen.« Sie sah Nav an. »Nicht wahr, Nav, du hilfst ihm?«
    Navs tränende alte Augen blinzelten in die Helle der elektrischen Beleuchtung. Er hob den Saum des langen Gewandes, setzte sich umständlich und wies Della und Stead rechts und links von sich einen Sitz an. Stead entging das seltsame Instrument nicht, das dem Alten vom Gürtel baumelte. Aber er hielt es für unschicklich, danach zu fragen.
    »Wenn dich dein Großvater so mit einem Astromann hätte reden hören, wärst du eine Woche nicht in der Lage,

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