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TTB 110: Im Reich der Dämonen

TTB 110: Im Reich der Dämonen

Titel: TTB 110: Im Reich der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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Mythen unserer Vorväter aufräumen – und wir werden deshalb keinen Deut weniger edel und gut sein als sie.«
    »Ich weiß nicht so recht ...« Della schüttelte den Kopf. Ihre Eltern hatten streng auf die Einhaltung der alten Riten gesehen. Festtage und Gottesdienste waren stets genau eingehalten worden. »Es muß hinter unserer Welt noch ein anderer Sinn stecken.«
    »Schon möglich, aber darüber können wir jetzt nicht nachgrübeln.« Simon ließ seine Augen über Stead gleiten. »Stead, du mußt dich ordentlicher anziehen. Rasier dich, nimm einen Spritzer Parfüm und mach deine Fingernägel sauber. In manchen Dingen bist du wirklich noch wie ein kleiner Schuljunge. Der Kapitän will dich heute nachmittag empfangen.«
    Die Vorbereitungen waren schnell getroffen. Er hatte keine Ahnung, was ihn erwartete. Seine Versuche, Della oder Simon auszuhorchen, wurden mit einem etwas amüsierten Schweigen abgetan. Auch von Cargill konnte er nichts erfahren.
    Der leuchtend bemalte elektrische Wagen, der ihn abholte, war mit dem Emblem des Kapitäns geschmückt – ein senkrechter Keil, unter dem sich zwei kleinere Keile in einem Winkel von fünfundvierzig Grad trafen. Der Wagen brachte sie schnell und lautlos durch die Straßen des Geheges und über eine von Menschenhand gefertigte, spiralförmige Rampe in die Tiefe. Dort unten wuchs üppiges Moos auf einer weiten, schmerzhaft hell erleuchteten Fläche.
    »Hier unten befindet sich der tiefste, bedeutendste und am luxuriösesten ausgestattete Teil des Geheges«, erklärte Simon. Selbst seine sonst unerschütterliche wissenschaftliche Objektivität wurde von der majestätischen Pracht der Umgebung ein wenig ins Wanken gebracht. Die Wände erhoben sich etwa hundert Fuß hoch und verursachten fast – fast, meinte Cargill, aber nicht ganz – das entsetzliche Gefühl, kein Dach über dem Kopf zu haben. Ein Gefühl, das den stärksten Mann zum stammelnden Idioten machen konnte. »Nur Wildbeuter scheinen in der Lage zu sein, von dieser Krankheit nicht angegriffen zu werden. Und selbst sie dürfen nicht zu viele Reisen in die Außenwelt unternehmen.«
    Stead hatte in medizinischen Fachbüchern schon über jene Krankheit gehört, die man Dachlosigkeits-Hysterie nannte, und er spürte nicht die geringste Lust, sie zu erleben.
    Sie stiegen aus und gingen zwischen Springbrunnen auf einen Bogengang zu, der von blauen und roten Lichtern erhellt wurde. Das Mauerwerk hier enthüllte den ganzen Kunst- und Schönheitssinn und das hohe Streben des Menschen. Die Säulen und Pfeiler, die Stützbogen und majestätischen Verzierungen sprachen in beredten Worten von dem großen kulturellen Erbe. Hier spürte man, daß die Menschengebäude mit all ihren kühnen Linien und Bogen das Gewicht und den Druck der Welt auf sich nahmen. Sie würden nie wanken. Ihre Decken würden nie einstürzen. Hier hatte sich der Mensch die sicherste und großartigste Zuflucht der Welt geschaffen.
    »Jedesmal, wenn ich das Haus des Kapitäns sehe, kommen mir hohe Gedanken.« Simon glühte vor Eifer, wenn auch die vielen elektrischen Lichter das ihre beitrugen.
    Sie betraten die Schwelle zu der ovalen Tür – die Schwelle, die zu all den Wundern Zutritt gewährte.
    Hier regierte der Luxus. Sie wurden schnell und doch mit geziemendem Anstand durch die vielen Zimmer geleitet. Weiche Teppiche bedeckten den Boden, Myriaden Lichter beleuchteten Bilder und Fresken, die in ihrer Buntheit und Vielzahl das Auge blendeten und die Sinne fast überwältigten.
    Vor ihnen öffneten sich Bronzeflügeltüren mit einem dunklen, gongähnlichen Laut.
    Und dann sahen sie nur noch ein Gewirr von Lichtern, Gesichter, die sie erwartungsvoll anstarrten, Kleider, die eine wahre Farbensymphonie bildeten, ein Glitzern von Juwelen, Schmuck und Schwertern. Gedämpftes Gemurmel aus tausend Kehlen klang in ihren Ohren. Sie schritten auf einem purpurroten Teppich auf den Thron zu, der sich auf einer Estrade inmitten des Lichtermeers erhob. Die Erregung schnürte Stead die Kehle zu.
    Weißgekleidete Lakaien brachten winzige vergoldete Stühlchen und stellten sie in einer Reihe auf.
    »Nehmt Platz«, sagte das Wesen auf dem Thron.
    Stead setzte sich gehorsam und warf einen Blick nach oben. Die zuckende Lichterkrone machte eine genaue Beobachtung unmöglich. Und überdies verschleierte ihm die eigene Erregung den Blick. Aber er erkannte, daß der Kapitän ein alter Mann war, mit einem weißen Bart und einem stolzen Gesicht. Er neigte sich leicht vor und

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