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TTB 110: Im Reich der Dämonen

TTB 110: Im Reich der Dämonen

Titel: TTB 110: Im Reich der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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er verstand, hatte er das Gefühl, einen Schlag in den Nacken zu bekommen.
    Er klammerte sich an das Gewand eines Dämons.
    Er wurde auf dem Rücken eines Dämons fortgeschleppt.
    Das gelbe Licht war unerträglich grell.
    Weit unten sah er noch einmal Honey, die ihm mit entsetzten Augen nachstarrte.

 
12
     
    Später erinnerte sich Stead immer noch klar und deutlich an das Grauen, das ihn packte und schüttelte, an seine gelähmten Finger, die im blauen Material verkrallt waren.
    Honeys Gestalt in der kleinen Wandöffnung hatte in Steads schwerfälligem Gehirn Gedanken ausgelöst, die er später nicht einmal vor sich selbst wiederholen mochte. Es waren Flüche und Haßgefühle gegen den Unsterblichen.
    Den Dämon selbst konnte er nicht sehen. Er hatte nur eine große gekrümmte blaue Fläche vor sich. Rechts und links erstreckte sich der Raum, so weit und hoch, daß er in Dachlosigkeit-Hysterie verfallen wäre, hätten ihn nicht die früheren Erfahrungen davor bewahrt.
    Der Dämon schnaubte und schnüffelte und blies, daß Stead sich immer mehr ängstigte.
    Er zog das blaue Material höher. Stead klammerte sich mit ganzer Kraft daran und wurde mit hinaufgezogen, bis er auf einer massigen Schulter unterhalb des flachen, aufgedunsenen Schädels hockte. Die große Schlagader erinnerte Stead an eine Wasserleitung. Dichtes grobes Haar in fettigen Büscheln, eine Haut, deren Poren wie Krater wirkten und der ein ekelhafter Geruch entströmte, der Stead fast ohnmächtig werden ließ. Aber er ließ sich nicht abschütteln. Seine Muskeln gehorchten seinem Willen nicht mehr. Denn sein Wille war es, abzuspringen und zu fliehen.
    Er befand sich in einem Schlafzimmer. Die rötliche Wand war das Bett, die riesige weiße Fläche die Bettbezüge. Von seinem Aussichtspunkt auf der Schulter des Dämons sah er die Gegenstände aus der Vogelperspektive. Und er konnte sich ein Gesamtbild machen. Die alte, vertraute Gewohnheit, alle Dinge im Verhältnis zu seiner eigenen Winzigkeit zu sehen, war für immer verschwunden. Jetzt sah er die Welt der Gebäude objektiv.
    Der Unsterbliche hatte die Welt der Gebäude geschaffen.
    Aber weshalb hatte er alles so riesig gemacht, daß nur die Dämonen sich zurechtfinden? Weshalb? Weshalb?
    Seltsame, schwere Gedanken klangen in ihm auf und ließen sich nicht mehr zum Schweigen bringen.
    Der Dämon ging auf das Fenster zu.
    Die Jalousie fuhr ratternd hoch. Steads gemarterte Ohren dröhnten dumpf. Luft strömte auf ihn ein. Er schloß die Augen und klammerte sich fest. Jetzt war er entschlossen, alles bis zum bitteren Ende zu erfahren. Er wollte wissen, ob seine düsteren, unheilvollen Gedanken die Wahrheit richtig erfaßt hatten.
    Denn wenn das der Fall war – wenn ... Dann war alles, was man ihn gelehrt hatte, ein entsetzlicher Hohn. Dann hatte der Unsterbliche aus einer Laune heraus die Menschen erniedrigt, gedemütigt.
    Anfangs hatte Stead nicht an Dämonen geglaubt. Er hatte sie für Phantasiegebilde gehalten, die den Menschen Ehrfurcht und Gehorsam einflößen sollten. Dann hatte man ihn gezwungen, die Dämonen als lebende Wesen anzuerkennen – so ungeheuerlich ihm auch der Gedanke anfangs erschienen war. Und nun – nun demütigte man ihn abermals, demütigte seine ganze Rasse, die stolze Rasse der Menschen. Er wehrte sich gegen diesen Irrsinn und wußte doch, daß es vergeblich war ...
    Die Schulter des Dämons bewegte sich, und Stead klammerte sich fester, als das blaue Tuch ins Schaukeln geriet. Er starrte an der enormen Ausbuchtung vorbei, die das Ohrläppchen des Dämons darstellte. Haarbüschel von der Stärke eines Handbesens ragten aus der Öffnung.
    Stead sah aus dem Fenster. Ein blasses, verwaschenes, alles durchflutendes Licht breitete sich draußen aus. Der Tag des Dämons zog herauf. Hier gab es kein sekundenlanges Aufflackern der elektrischen Lampen, die in den Gehegen den Tag ankündigten. Eine Sekunde würde in der Welt der Dämonen zu klein sein – viel zu klein ...
    Langsam, zögernd und mit Verzweiflung im Innern richtete Stead den Blick auf die grenzenlosen Entfernungen vor dem Fenster. Man sah nur nebelhaft die Konturen. Aber er erkannte, Meilen entfernt, gigantische blockähnliche Formen, Klippen, an denen vereinzelt helle Fenster sichtbar wurden – Lichter, die warm und gelb gegen das blasse Licht und die mächtigen Gebäude abstachen.
    Diese Gebäude da draußen, Gebilde, die der Unsterbliche für die Menschheit geschaffen hatte, waren alle so groß wie ihre Besitzer,

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