TTB 114: Ultimatum von den Sternen
während der Arbeitsstunden nicht mehr so gut schlafe wie früher.«
»So fängt es an. Die Gehirnwäscher kriegen Sie schon noch.« Mister Kiku sah auf die Uhr. »Noch keine Nachricht von unserem Freund mit dem bewegten Haar?«
»Bis jetzt noch nicht.« Greenberg berichtete von der Sache mit der Ariel. Mister Kiku nickte, was in Militärkreisen einer Belobigung vor versammeltem Regiment gleichgekommen wäre. Dann kam Greenberg vorsichtig auf das Lummox-Thema zu sprechen.
»Boß, wenn man in diesem Stuhl sitzt, sieht man die Dinge von einer ganz anderen Warte.«
»Das habe ich vor Jahren auch entdeckt.«
»Hm, ja. Ich habe noch einmal über diese Sache mit Westville nachgedacht.«
»Weshalb? Die ist doch erledigt.«
»Das dachte ich auch. Nun … aber, also …« Und er gab stotternd seinen Bericht.
Mister Kiku nickte wieder. Er wollte Greenberg gerade sagen, daß er ihm damit die gleiche Arbeit erspart habe, doch dann überlegte er, daß der Junge ohnehin schon reichlich selbstbewußt war. Er beugte sich zu seinem Tischmikrophon. »Mildred? Schon etwas von Doktor Ftäml gehört?«
»Gerade angekommen, Sir.«
»Gut. Schicken Sie ihn bitte in das Konferenzzimmer Ost.«
6
»Doktor Ftäml, darf ich Ihnen meinen Mitarbeiter, Mister Greenberg, vorstellen?«
Der Rargyllier verbeugte sich tief, eine eindrucksvolle Zeremonie, wenn man dabei seine Doppelknie mit ihrer fremdartigen Gelenkverbindung ansah. »Ich habe schon von dem ehrenwerten Mister Greenberg gehört, da ein Mitbürger von mir die Ehre hatte, mit ihm zu arbeiten.«
Greenberg antwortete mit der gleichen höflichen Formelsprache, die der Dolmetscher gewählt hatte. »Ich wünschte schon lange das Glück herbei, mich in der gelehrten Aura Doktor Ftämls sonnen zu dürfen, doch ich wagte nie, dieser Hoffnung Nahrung zu geben. Ihr Diener und Schüler, Sir.«
»Hrrmpf!« unterbrach Mister Kiku. »Doktor, diese heikle Angelegenheit, die wir behandeln, ist von solcher Wichtigkeit, daß ich allein, mit meinen vielen Verpflichtungen, mich außerstande sehe, ihr die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie verdient. Deshalb habe ich Mister Greenberg, außerordentlicher Botschafter der Föderation, zu meinem Mitarbeiter berufen.«
Greenberg warf ihm einen schnellen Blick zu. Das mit dem Mitarbeiter hatte er heute schon einmal gehört, doch der großartige Titel war fast zu auffällig. Er war sicher, daß Kiku nicht daran gedacht hatte, seine Beförderung dem Rat vorzutragen.
Offensichtlich maß der Boß der Konferenz eine Bedeutung zu, die Greenberg nicht erkannte. Oder wollte er lediglich den Medusoiden loswerden?
Wieder verbeugte sich Doktor Ftäml. »Sehr erfreut, mit Seiner Exzellenz zusammenarbeiten zu dürfen.« Greenberg hegte den Verdacht, daß sich Ftäml nicht hatte täuschen lassen.
Ein Mädchen brachte Erfrischungen herein. Sie bedienten sich, wobei Greenberg mit einem Lächeln bemerkte, daß Ftäml eine Vorliebe für den französischen Wein zu hegen schien. Der Dolmetscher trug terranische Kleidung – eine Parodie von einem Frack, Spitzenjabot und gestreifte Shorts. Ein wenig verdeckte die Kleidung die Tatsache, daß er nur im gesetzlichen Sinn als humanoid galt.
Aber Greenberg war unter Marsianern aufgewachsen. Er hatte kein Vorurteil gegen »Menschen«, die nicht so wie er aussahen. In seinen Augen war Ftäml sogar ganz hübsch. Die trockene, glänzende Haut, purpurrot mit grünen Reflexen, wirkte geradezu extravagant. Nun gut, eine Nase besaß er nicht, aber dafür einen sehr gut geformten, beweglichen Mund.
Greenberg vermutete, daß sich Doktor Ftäml den Schwanz um den Leib gewickelt hatte, um terranischer auszusehen – die Rargyllier nahmen jede Qual auf sich, um dem Grundsatz zu huldigen, daß man sich dem Gastland anzupassen habe. Der andere Rargyllier, mit dem Greenberg zusammengekommen war, hatte überhaupt keine Kleider getragen und seinen Schwanz stolz wie eine Katze gereckt. Das war auf Wega-VI gewesen. Bei der Erinnerung an Wega-VI zuckte Greenberg unwillkürlich zusammen. Er hatte sich bis zur Nasenspitze vermummt, um nicht zu erfrieren.
Er sah die Tentakel des Doktors an. Pah – nicht die geringste Ähnlichkeit mit Schlangen. Der Boß mußte eine ziemliche Neurose haben. Sicher, sie waren an die dreißig Zentimeter lang und daumendick, aber wo waren die Augen oder die Fänge? Die meisten Rassen besaßen Tentakel irgendwelcher Art. Was waren die Finger des Menschen anderes als kurze Tentakel?
Mister Kiku und Doktor
Weitere Kostenlose Bücher