TTB 116: Freibeuter im Weltraum
dienlich sind. Wir sind gegenwärtig dabei, hier eine grundlegende Wandlung vorzubereiten. Ein Stab unserer besten Xenologen arbeitet daran, ein Wissen zu sammeln, das wir uns schon vor dreißig Jahren hätten aneignen sollen.
Es ist inzwischen Allgemeingut geworden, daß es zwischen den Alerionas und uns Menschen eine Reihe von Gemeinsamkeiten und Berührungspunkten gibt. Auch sie sind vernünftige, denkende Wesen. Auch sie wollen leben. Ihre Zivilisation, die auf eine Geschichte von einer Million Jahren zurückblickt, kann uns manches lehren. Auf der anderen Seite werden auch wir ihnen wertvolle Erkenntnisse vermitteln können. Voraussetzung für einen fruchtbringenden geistigen Austausch ist allerdings, daß wir den Teufelskreis aus Mißtrauen, Konkurrenzneid und Rachsucht durchbrechen.
Das ist der Grund, warum die Raumflotte Befehl erhalten hat, nur im Falle eines gegen sie gerichteten Angriffs das Feuer zu eröffnen. Das ist der Grund, warum wir von Alerion nicht die Räumung des Sternsystems Aurora verlangen und unseren Verhandlungspartnern, die aus eigener Initiative an den Verhandlungstisch gekommen sind, eine Einflußsphäre im Weltraum zubilligen, wie wir sie auch für uns in Anspruch nehmen.
Wir hoffen, daß wir dem Parlament der Weltföderation in einigen Wochen einen fertigen Vertragsentwurf vorlegen können. Bis dahin wird es auch möglich sein, alle denkbaren Einwände und Verbesserungsvorschläge zu berücksichtigen. Einstweilen aber – und das wird jeder verstehen – wäre es ein zu großes Handikap für uns, wollten wir unsere Arbeit im grellen Licht unbeschränkter Publizität leisten.
Wir haben nicht die Absicht, und ich betone das ausdrücklich, irgendwelchen lebenswichtigen Interessen der menschlichen Rassezuwiderzuhandeln. Verhandlungen und Verträge sind ein Prozeß beiderseitiger Zugeständnisse. Auch die Alerionas wissen das, vielleicht besser als gewisse Vertreter unserer eigenen jungen und arroganten Spezies. Ich bin zuversichtlich, daß uns alle Menschen guten Willens darin zustimmen werden, daß wir eine neue und hoffnungsvolle Ära kosmischer Geschichte eingeleitet haben. Die Menschen auf Neu-Europa sind nicht umsonst gestorben.«
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– 14. November. Vizeadmiral Piet van Rinnekom, 48, wurde am Montagabend vor seinem Haus in Amsterdam von einer Gruppe von Männern angegriffen und niedergeschlagen. Als die von Passanten alarmierte Funkstreife eintraf, flohen die Angreifer mit lauten Rufen wie: »Nieder mit den Kriegsverbrechern!« und »Kriegstreiber raus!«
Van Rinnekom gehört zu den entschiedensten Gegnern einer Verständigungspolitik mit Alerion und ist Initiator der sogenannten Kriegspetition, deren Anhänger angekündigt haben, daß sie eine Milliarde Unterschriften für eine gewaltsame Lösung des Konflikts um Neu-Europa sammeln wollen.
Dr. Jonas Yore, Gründer und Präsident der amerikanischen Friedensbewegung »World Militants for Peace«, gab in Chikago folgende Stellungnahme dazu ab: »Natürlich bedauert diese Organisation den Zwischenfall und hofft auf Admiral van Rinnekoms baldige Genesung. Aber wir wollen ehrlich sein: Er hat nur einen Vorgeschmack der gleichen Gewalttätigkeit bekommen, zu deren Advokaten er sich gemacht hat. Es geht heute um Leben oder Tod. Die WMP kämpft für den Frieden. Unglücklicherweise haben sich zahlreiche schlecht unterrichtete Menschen von ihren Emotionen mitreißen lassen und schreien nun nach Blut, ohne einen Gedanken an die Konsequenzen ihrer Forderung zu verschwenden. Die WMP ist dazu da, diese Tendenzen zu bekämpfen, aufklärend zu wirken und mit allen zu Gebote stehenden Mitteln für die Vernunft und gegen jeglichen Atavismus zu streiten. Es ist nicht unsere Art, andere Menschen zu bedrohen und einzuschüchtern, aber den Militaristen muß das Handwerk gelegt werden. Mögen sie sich in acht nehmen.«
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– 21. November. Am vergangenen Dienstag kam die Menschheit im ganzen Sonnensystem in den Genuß einer einmaligen Sensation. Cyntru Taren, ein Mitglied der Delegation von Alerion, trat in einer vom Fernsehen übertragenen Pressekonferenz auf und beantwortete die Fragen der zahlreich versammelten Zeitungskorrespondenten.
Bei dieser Gelegenheit wiederholte er die offizielle Stellungnahme Alerions zur Tragödie Neu-Europas. Im Verlauf routinemäßiger Manöver, so erklärte er, seien Flotteneinheiten Alerions im Sonnensystem Aurora gekreuzt, da Alerion in der Region Phönix keine fremde Souveränität anerkenne.
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