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TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

Titel: TTB 119: Computer der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Clifton , Frank Riley
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Schwerkraft bringen das Geschoß allmählich unter ihre Kontrolle und verringern seine Geschwindigkeit, bis es schließlich absinkt und zur Erde fällt«, führte Hoskins den Gedanken fort.
    »Genau«, bestätigte Billings. »So geht es auch den Zellen. Sie erneuern und multiplizieren sich während der Wachstumszeit des Kindes bis zur Reife. Aber allmählich überwindet die Häufung der Fehler, Enttäuschungen, Bedrückungen und Spannungen aller Art die ursprüngliche Schwungkraft des Lebens. Die Zellen können ihre Erneuerungskraft unter diesem Druck nicht erhalten. Ihre Produktion verlangsamt sich mehr und mehr, bis schließlich ein Organ zu geschwächt ist, um weiter zu funktionieren. Wir nennen es Krankheit, Alter, Tod.«
    »Hat nach Ihrer Ansicht auch die Schwerkraft selbst einen Effekt, Doktor?« fragte Joe, der sich gleichfalls eine Tasse Kaffee eingeschenkt hatte. »Mir scheint, daß auch der beständige Zug der Schwerkraft zu einer Verlangsamung der Zellenfunktionen beitragen könnte, genau wie es bei dem Geschoß der Fall ist. Wenn Zellen eine Art Erinnerungsvermögen besitzen, wie Sie annehmen, dann würde auch die Erinnerung an die Ermüdung von der alten Zelle an die neue weitergegeben und den Erfahrungen der neuen Zelle hinzugefügt. Schon die angesammelten Erinnerungen an die Müdigkeit allein könnten ausreichen, um den Prozeß des Alterns zu erklären.«
    Billings blickte nachdenklich zu ihm auf.
    »Es könnte sein.«
    »Fragen wir Bossy«, schlug Hoskins vor.
    Er drückte auf die Kommunikationstaste, und Billings stellte die Frage: »Ist die Schwerkraft ein Faktor, der die Zellerneuerung beeinflußt?«
    »Ja«, antwortete die Maschine sofort. »Der grundlegendste. Alle lebenden Zellen, gleichgültig, welchem Organismus sie angehören, verlieren unter der Erfahrung des Gewichts ihr Erneuerungsvermögen.«
    »Hast du solche Erfahrungen oder Erinnerungen in den Körperzellen ausgelöscht?« forschte Joe.
    »Natürlich«, antwortete Bossy. »Meine Instruktionen für die Therapie lauteten, alle Spannungen irgendwelcher Natur zu finden und sie zu entfernen.«
    Billings und Hoskins ließen sich auf ihre Stühle nieder.
    »Und das Resultat ist«, sagte Billings, »daß der Organismus in die Lage versetzt wird, im Zustand seiner höchsten Leistungsfähigkeit weiterzuleben.«
    »Sehen wir die Dinge, wie sie sind«, ergänzte Hoskins. »Das Endresultat ist – Unsterblichkeit!«
    »Langsam, langsam«, erwiderte Billings zögernd. »Neue Unterdrückungsfaktoren, neue Ermüdungserscheinungen werden sich ansammeln …«
    »Und durch eine weitere Behandlung wieder ausgelöscht werden«, ergänzte Hoskins. »Unsterblichkeit … das wirft eine Anzahl wichtige ethische Fragen auf, Doktor.«
    »Mehr als Sie glauben«, warf Joe lächelnd ein. »Sie haben beide eine Tatsache übersehen. Mable war bereitwillig, mit allem einverstanden. Wer sonst würde es sein?«
    »Jeder! Alle!« sagte Hoskins sofort. »Jeder will unsterblich sein.«
    »Sie haben noch nicht überlegt, zu welchem Preis, Professor Hoskins.«
    »Ich weiß nicht, was Sie damit meinen, Joe«, sagte Hoskins irritiert.
    »Der Patient muß willens sein, sich von allen Spannungen befreien zu lassen«, sagte Joe. »Ein fester Glaube an irgend etwas wirkt als Spannung, weil er nicht bereit ist, die Verneinung seiner selbst zuzulassen. Die Fahrkarte für die Unsterblichkeit ist der Wille, sich von allen vorgefaßten Meinungen, Glaubensbekenntnissen und Vorurteilen zu trennen.«
    »Wäre das so schwierig?« fragte Hoskins herausfordernd.
    »Ich glaube es«, erwiderte Joe. »Ich glaube, Professor Hoskins, Sie werden die Erfahrung machen, daß die Leute lieber recht haben – und sterben.«

 
8
     
    Zwei weitere Tage lang beobachteten die drei Männer Mables Fortschritte. Sie schliefen kaum und aßen nur gelegentlich einen hastigen Bissen. Die Faszination ging über alles hinaus, was sie bisher erlebt hatten.
    Es war, als beobachtete man den Minutenzeiger einer kleinen Uhr. Nein, es war eher wie das Aufblühen und Entfalten einer seltenen Blume. Sah man aufmerksam hin, konnte man von Sekunde zu Sekunde keine Veränderung wahrnehmen. Schaute man jedoch weg, um nach einer kurzen Pause wieder hinzusehen, war die Entwicklung augenfällig. Die Verwandlung, die in diesen zwei Tagen vor sich ging, war unglaublich.
    Eine Weile hatten sie sich Sorgen um Mables Haar gemacht. Es war in grauen Massen ausgefallen, und zeitweise fürchteten sie, Mable werde vollkommen kahl

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