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TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

Titel: TTB 119: Computer der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Clifton , Frank Riley
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für die Hilfe an der Menschheit einzusetzen.
    Er hatte die Theorie verfochten, daß in jedem Menschen telepathische Fähigkeiten verborgen waren, die nur der Entwicklung bedurften. Und weil solche Fähigkeiten bei Tieren und Kindern häufiger waren als bei erwachsenen Menschen, glaubte er an die Erreichbarkeit des Ziels, vorausgesetzt, man räumte den ganzen Schutt falscher Erziehung und überkommener Maßstäbe weg.
    Denn die Verständigung setzt Verstehen voraus. Es war nicht nur, daß den Menschen das Vokabular fehlte – sie wußten nicht einmal, daß es ihnen fehlte. Wie würde sich die Kunst der Musik und des Instrumentenbaues in einer Rasse völlig Tauber entwickeln? Selbst wenn sie eine abstrakte Vorstellung gewännen, daß eine Verständigung durch Tonmodulation möglich ist, welche lächerlichen Entwicklungen würden von ihren Realisierungsversuchen ausgehen! Für sie vielleicht logisch und vernünftig, aber lächerlich für jeden, der Musik hören konnte.
    Die Menschen waren wie zweidimensionale Geschöpfe, und wenn Bossy ein zweidimensionales Geschöpf in ein dreidimensionales verändern sollte, mußte es wenigstens einen zweidimensionalen Zugang geben. Den hatten sie gefunden. War der Ausgang dreidimensional? Er wußte es nicht.
    Wie würde ein Geist aussehen, der nur von den rationalen Beziehungen der Tatsachen beherrscht wurde, der frei war von allen Präzedenzfällen, unverbogen von Schmerzen, Züchtigungen, Kummer, Zurücksetzungen?
    Joe blieb plötzlich stehen, wie vom Donner gerührt.
    Was für ein furchtbares Versehen!
    Der Mensch lebt nicht von der Logik. Er lebt nicht von der Anwendung rationalen Denkens auf Tatsachen. Er lebt nicht einmal von der Vernunft.
    Joe machte kehrt und rannte zurück. Er versuchte das Feld seines geistigen Wahrnehmungsvermögens auszudehnen und den Kellerraum zu erfassen, bekam aber keine Antwort auf seine unausgesprochene Frage. Billings war auf seinem Stuhl eingeschlafen, und in seinem Geist fand sich nur der Rückstand des vagen Eindrucks, daß alles in Ordnung sei. Natürlich, denn andernfalls wäre er nicht eingeschlafen.
    Welch schreckliches Versehen! Bossys Speicher verfügten nur über bewiesene Tatsachen. Alle Schlußfolgerungen waren als verdächtig etikettiert worden, als bloße Möglichkeiten. Alle Vorurteile und Annahmen hatte man sorgfältig ausgeschieden.
    Als Mable dem Denken und Handeln der Maschine ausgeliefert worden war, hatten sie die Tatsache übersehen, daß die Methoden einer Maschine nicht unbesehen auf den Menschen übertragbar sind. Ein früherer Ausspruch Bossys kam Joe wieder in den Sinn.
    »Meine Instruktionen hinsichtlich der Therapie sind, alle Spannungen irgendwelcher Art ausfindig zu machen und sie zu entfernen.«
    Das war es, was Bossy getan hatte.
    Joe stöhnte laut über ihre Dummheit, einen solchen Befehl gegeben zu haben. Er kam am St. Francis Hotel vorbei und mußte seinen Schritt verlangsamen, um nicht aufzufallen. Er hätte natürlich auch ein Taxi nehmen können, aber wenn ein Taxi zu dieser Nachtzeit im tiefsten Elendsquartier auftauchte, würde es zuviel Aufmerksamkeit erregen. Man nimmt nicht ein Taxi, um zu einem Obdachlosenasyl zu kommen.
    Und er hatte nur noch wenige Blocks zu gehen. Wieder und wieder schickte er seine Gedanken voraus, versuchte den schlafenden Billings durch die Dringlichkeit seiner Visionen zu wecken. Aber seine Anstrengungen wurden an der Müdigkeit des alten Mannes zuschanden.
    An der Kreuzung der Mission und New Montgomery Street bog er nach Süden ab. Die düsteren und verwahrlosten Straßen des Slums nahmen ihn auf. Nach hundert Metern sah er weiter voraus eine ungewohnte Betriebsamkeit. Obwohl es beinahe zwei Uhr früh war, hatten sich vor den offenen Türen einer Kneipe zahlreiche Menschen versammelt. Das Licht aus dem Innern des Lokals legte eine breite Bahn über die Straße. In der Nähe parkte ein Streifenwagen, doch die zwei Polizisten, die daneben standen, machten keine Anstalten, gegen die Menge einzuschreiten. Das allein war sonderbar genug, denn in diesem Viertel taten nur die härtesten und rücksichtslosesten Beamten Dienst, und gewöhnlich hatten sie ihren Spaß daran, die Gummiknüppel auf Köpfen und Rücken der Pennbrüder tanzen zu lassen, ob es dafür Gründe gab oder nicht.
    Joe drückte sich in den Schatten einer Durchfahrt und erkundete. Das Durcheinander der Eindrücke und aufgewühlten Emotionen machte es anfangs schwer, klare Anhaltspunkte zu gewinnen. Aber nach und nach,

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